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Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Titel: Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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solchen Situationen einen Kuss aufzudrücken, murmelt er mir etwas Unverständliches über den Tisch zu. Irgendwie verhält er sich komisch.
    »Was ist denn los?«
    »Ich habe jetzt gerade keine Zeit. Ich muss arbeiten! Ich komme nachher auf einen Kaffee zu dir.«
    Ein wenig verwirrt gehe ich nach unten in meine Kuschelküche und hoffe auf mehr Dankbarkeit von Chica. Die begrüßt mich bereits schniefend im Flur und schleicht fröhlich röchelnd um meine Beine. Ich ziehe an ihrem weichen, aufrecht nach oben gerichteten Schwanz und wünsche, dass Carsten mir auch so einen warmherzigen Empfang bereitet hätte.
    Als ich, um mich aufzuwärmen, meinen heißen Sänger-und-Redner-Tee mit Honig schlürfe, vergegenwärtige ich mir noch einmal diese sehr eigenartige Situation eben mit Carsten. Er hat irgendwie zu schnell den Hörer aufgelegt. Mit wem hat er wohl gerade telefoniert? Betrügt er mich etwa? In mir regt sich ein ungutes Kribbeln, das ich von früher kenne.
    ***
    Ich bin in meinem Leben schon einmal richtig böse von einem Mann betrogen worden. Es war ungefähr so wie in dem Film »Die Legende von Paul und Paula«, als Paul nach Hause kommt und seine Paula mit einem anderen im Ehebett erwischt. Nur andersherum. Ich war es, die nach Hause kam. Wegen dieser Filmszene hatte ich mir komischerweise vorher schon manchmal überlegt, wie ich an Pauls Stelle reagiert hätte, ob ich auch mit dem Ledergürtel um mich schlagen würde. Ich hatte mir vorgestellt, dass ich so aufgeregt und wütend und außer mir sein würde, wie man es sich in seinen schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen könnte. Aber als es Wirklichkeit wurde, war es ganz anders.
    Lange vor der Wende kam ich eines Nachts um halb drei von einem Tanzauftritt zurück in das gemeinsame Zuhause von mir und meinem damaligen LAG, nennen wir ihn Heinz. Schon als ich den Flur unserer Wohnung betrat, fiel mir eine unbekannte, verwaschen rosa Blousonjacke an der Garderobe auf.
    Einer inneren Eingebung folgend, ging ich forschen Schrittes sofort Richtung Schlafzimmer, öffnete die Tür und machte das Licht an. Die Luft im Zimmer roch muffig. Im Ehebett lag Heinz schnarchend auf der Türseite, neben ihm schauten schlecht gefärbte und durch Dauerwelle zerstörte blonde Haare unter der Zudecke hervor. Als mir die Bedeutung dieser von mir zunächst visuell aufgenommenen Informationen klar wurde, schrie und tobte ich nicht. Mein Herz schlug vielleicht etwas stärker als sonst, aber ich fühlte mich ruhig und gefasst. Ich schüttelte Heinz an der Schulter. »Hey, Heinz, wach auf.«
    Er rührte sich nicht.
    »Hallo, Heinz! Wer liegt da in meinem Bett!«
    Heinz hob träge seinen Kopf. »Weiß ich nicht!«, lallte er, und ein Schwall üblen Alkoholgeruchs schlug mir entgegen. Die schlechte Dauerwelle rührte sich nicht.
    »Hallo, Heinz. Ich will wissen, wer da neben dir in meinem Bett liegt.«
    Plötzlich dämmerte es in seinem vernebelten Hirn, und wenige Zehntelsekunden später federte Heinz aus dem Bett und stand nackt und mit gesenktem Kopf neben mir. Wenn jemand den Kopf hängen lässt, kann das auch am Inhalt liegen, dachte ich gerade, als Dauerwelle sich zu bewegen begann. Ich konnte ihr Gesicht sehen. Ganz ruhig sagte ich zu Heinz: »Und deinen Geschmack hast du auch am Arsch!« Heinz nickte zur Bestätigung meiner Aussage nicht nur mit dem Kopf, sondern gleich mit dem ganzen, nackten Oberkörper. Während er noch neben mir dienerte, zog ich der hässlichen Dauerwelle die Decke weg. Sie grunzte kurz und drehte sich zur Wand.
    »Heinz, du alter Bock«, ich gab meiner Stimme einen ganz freundlichen und entspannten Ausdruck. »Kannst du mir mal erklären, was du mit dieser von der Natur sehr stiefmütterlich bedachten Schreckschraube vorhattest? Du scheinst dir deinen Geschmack weggesoffen zu haben.«
    »Na ja«, Heinz wandte sich und erklärte mir mit schwerer Zunge, dass er gar nichts dafür könne, er wäre nur auf ein Bier in der Eckkneipe gewesen, und da habe er sie getroffen und ein wenig geschwatzt. Und sie wäre ja Schuld an dem Dilemma, weil sie zu ihm gesagt hätte: »Wollen wir jetzt quatschen oder ficken!«, und da habe er sich unter Druck gesetzt gefühlt.
    »Du armer Mann, wie bemitleidenswert!« Noch war ich ganz ruhig und griff nach der am Kopfende der Schlafcouch stehenden Stumpenkerze. Dann brüllte ich: »Du bist doch ein widerlicher, ekelhafter Wurm!«, holte mit der Kerze in der rechten Hand aus, Heinz duckte sich, für seinen Promillewert erstaunlich

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