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Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Titel: Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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zu genießen, auch wenn ich eher an einen Abend zu zweit gedacht hatte. Wo ist mein Pinguin eigentlich? Ich kann ihn nirgendwo entdecken. Also geselle ich mich zu Alexandra, die bei meinen Freundinnen steht. Mein Gott, sind die alle elegant gekleidet!
    »Na, meine Lieben, aufgrund eurer Kleidung könnte man denken, ihr wärt wegen der Männer hier!«
    »Jahahahaha!«, lacht Doro und zappelt wie ein Fisch im Netz. »Nur dass in dem extrem engen Kleid kein Mann an mich rankommt!«
    Meine Schwester, die einem mir unbekannt gebliebenen Erik gerade den Laufpass gegeben hat, bekommt wegen eines Witzes von Suse einen Lachkrampf, obwohl der Witz gar nicht so besonders war. Egal was Alu genommen hat, es ist zu viel, denke ich kurz, um mich dann sofort wieder zu entspannen: Doro lacht immer so, ganz ohne Medikamente.
    Nach meinem dritten Glas Wein fühle ich mich langsam besser, genieße die Gespräche, freue mich über die ausgelassene Stimmung aller Anwesenden und bin glücklich über Carstens Partyidee.
    »Prost, mein Süßer. Und vielen Dank für den schönen Abend!«
    Mein Pinguin schwenkt mich kurz zum Takt der Musik durch die Kneipe.
    »Warte mal ab. Ist ja noch nicht alles!«
    Das ist noch nicht alles? Noch mehr Aufregung und Alkohol verkrafte ich nicht! Ich setze mich zu Gisi und Rudi an den Tisch. »Wo ist eigentlich Ronny?«, frage ich die beiden.
    »Keine Ahnung.« Gisi hat bestimmt auch schon drei Glas Wein gehabt, so schleppend wie sie antwortet. Rudi wischt sich den Bierschaum vom Mund. »Meine Künstlerin. Das ich das noch erleben darf!«
    »Was meinst du? Mein dreijähriges Jubiläum oder dass du es ausnahmsweise wach erlebst?«
    »Ich lege gleich mein Mandat nieder!«
    »Bitte nicht, mein Anwalt!« Weil es auf einmal still im Raum wird, schaue ich Richtung Eingang und glaube meinen Augen nicht zu trauen. Meine Eltern und Schwiemu stützen sich gegenseitig die steile Treppe zum Gastraum hinunter. Carsten springt ihnen entgegen, um zu helfen. Was hat das zu bedeuten? Ich suche in Gisis Gesicht nach einer Erklärung und bin völlig verwirrt, als ich sehe, dass ihre Augen glasig werden. Wie eine Marionette stolpere ich meiner Verwandtschaft entgegen.
    »Tatikind.« Meine Mama stellt sich auf die Zehenspitzen, zieht meinen Kopf zu sich und küsst mich mit spitzen Lippen auf den Mund.
    »Das ist aber schön, dass das geklappt hat!« Meine Schwester fällt meinem Vater in die Arme.
    Ich wittere eine Verschwörung. Muss ich Carstens Heimlichtuerei der letzten Wochen neu kalibrieren? Flo stellt Schwiemu seine neue Flamme vor.
    »Und, bist du jetzt endlich entlobt?«, fragt sie ihn gut gelaunt. Seine Antwort höre ich nicht, weil mich Carstens Mama so an ihren Busen drückt, dass mir fast die Luft wegbleibt. Mein Liebster stellt sich auf die Treppe und bittet um Ruhe.
    »Liebe Gäste, liebe Freunde und Verwandte. Ich freue mich sehr, dass ihr alle meiner Einladung gefolgt seid und will euch auch gar nicht mit langen Reden aufhalten. Nur so viel: Das Bufett im Theatersaal ist eröffnet.«
    Ich habe Hunger und muss zudem dringend Gegenmaßnahmen gegen den Alkohol ergreifen, damit ich wenigstens noch ein paar saubere Sätze mit meinen Eltern wechseln kann. Im Saal ist zwischenzeitlich eine große Tafel aufgebaut worden mit spanischen Tapas, verschiedenen Salaten, eingelegten Hähnchenschenkeln und leckerem Bruscetta. Da, wo sonst Stuhlreihen stehen, können wir an Tischen Platz nehmen. Ich koste alles und schlinge gierig gegen aufkommende böse Vorahnungen an. Bei der Verdauungszigarette auf Deck bin ich mir plötzlich ganz sicher, dass das keine normale Party sein kann. Drei Jahre hatte ich doch auch schon mit Flo und Ingo geschafft und leider auch mit Heinz, und keiner hat deswegen so ausufernd gefeiert.
    Stimmt etwa Carstens Kai-Pflaume-Argument gar nicht? Muss ich mit einem von mir zu den Akten gelegten Heiratsantrag rechnen? Feiern meine verkommenen Freunde gar ohne mein Wissen meine Verlobung?
    Als ich halb erfroren und komplett verwirrt wieder den Theatersaal betrete, hat Tino das Licht gelöscht.
    »Tati, Platz fünf ist noch frei!«, flüstert er mir zu. Ich eile nach vorn, sehe die durch das Bühnenlicht beleuchtete erste Reihe, in der schon meine Eltern, meine Tochter, Alexandra, Schwiemu, Flo, seine Conny und mein Carsten Platz genommen haben. Carsten winkt mich neben sich und krallt sich in meine Hand. Musik erklingt aus den direkt über uns hängenden Boxen. »You can leave your hat on«, singt Joe Cocker.

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