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Alles Azzurro: Unter deutschen Campern in Italien (German Edition)

Alles Azzurro: Unter deutschen Campern in Italien (German Edition)

Titel: Alles Azzurro: Unter deutschen Campern in Italien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Götting
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beschäftigt habe. Mit meinen Büchern jedenfalls kaum.
    »Kommst du mit ins Wasser?«, fragt Lena nach einer Stunde ungewöhnlicher Stille.
    »Gute Idee, ich schwitze aus allen Poren.« Selbst im Schatten ist es noch mal heißer als gestern.
    Der Himmel ist milchig blau – wäre das ein Foto, wäre ich sicher, dass es mit Weichzeichner manipuliert war. Wir lassen uns ein paar Minuten gemütlich im Meer treiben und plaudern über die Pläne für den Abend, als Lena plötzlich besorgt hoch zum Hügel zeigt: »Schau mal da oben, ich glaub, da brennt’s!«
    Eine dichte schwarze Wolke treibt über Sepiana, ungefähr auf Höhe der Kreuzung, die von den Grande-Paradiso-Serpentinen auf die Hauptstraße führt.
    »Ach was«, sage ich, »da verfeuert wahrscheinlich einfach nur einer seinen Müll. Du weißt doch, wie das hier läuft.«
    »Nee, das ist mehr, so eine Wolke hab ich hier noch nie gesehen.«
    Um uns herum stehen noch ein paar Dutzend Camper. Die Hände in die Hüften gestemmt, starren sie ebenfalls wie gebannt zum Hügel hinauf. Die ersten waten vorsichtshalber schon mal zurück zum Strand. Ein Stimmengewirr wie in Babylon setzt an.
    Jetzt gehen mehr und mehr Leute ins Meer und schauen nach oben. Von hier aus hat man definitiv den besseren Blick. Einer nach dem anderen gesellt sich zu uns ins wadenhohe Wasser, die Arme über dem kugeligen Bauch verschränkt. Ein paar Leute halten ihre Handys in die Höhe und schießen Fotos.
    Schwer zu sagen, warum wir hier stehen. Ist es Neugier oder Sorge? Von beidem ein bisschen, denke ich. Ich kann spüren, wie sich mein Herzschlag beschleunigt. Um uns herum hundert, vielleicht hundertfünfzig Leute. Der klassische Herdentrieb: Alle stehen auf einem Haufen beisammen. Auch drüben im Wasser vor der Zona Saturno hat sich ein Menschenknäuel gebildet.
    Das Gemurmel wird lauter, nervöser auch. Wortfetzen schwirren wie aus einer Surround-Anlage von allen Seiten an meinen Ohren vorbei, mal aufgeregt, mal beschwichtigend.
    »Da! Hast du gesehen? Da waren Flammen!«
    »Quatsch, ich seh nix, dreh nicht durch!«
    »Doch, wenn ich’s dir sage.«
    Oben in der dritten Reihe sehe ich Herbert, der die Markise seines Charisma einkurbelt.
    »Riecht ihr das? Das stinkt verkokelt!«
    »Fuck, das ist richtig krass!«, ruft ein Mann, der direkt neben uns steht.
    Ein älterer Herr hält seinen Finger in die Luft: »Der Wind kommt vom Land, das kann jeden Moment hier runterziehen.«
    Aus den Lautsprechern auf dem Platz höre ich blechern Massimos Stimme, aber sie ist so verzerrt, dass man kein einziges Wort versteht. Schon gar nicht hier im Wasser. Auf dem Strand rennen ein paar Leute hektisch durcheinander, sie laufen zu ihren Wohnwagen zurück und lassen ihre aufblasbaren Delphine und Krokodile achtlos im Sand liegen.
    Wir stehen seit einer guten Stunde hier im Wasser und glotzen wie hypnotisiert zum Hügel hinauf. Die Wolke wird wie im Schnellvorlauf immer dunkler, dichter, größer. Und der Schnellvorlauf nimmt zunehmend Tempo auf.
    »Scheiße, weißt du, was da oben ist?«, brüllt Lena. Und ohne eine Antwort abzuwarten: »Da stehen doch irgendwo die Gastanks! Wenn die in die Luft fliegen, steht der ganze Platz in ein paar Minuten in Flammen.«
    »Okay. Zurück zum Wohnwagen«, sage ich, und inzwischen liegt tatsächlich der Geruch von verbranntem Holz in der Luft. »Lass uns ein paar Sachen zusammenpacken. Wenn das wirklich hier runterzieht, müssen wir schnell sein.«
    Wir eilen über den heißen Sand zum Wohnwagen rüber. Lena kippt sich allen Ernstes Wasser aus der Gießkanne über die Füße und trocknet sie noch ordentlich ab, bevor sie ins Vorzelt tritt. Weiß der Teufel warum, aber ich mache ihr das wie ferngesteuert nach. Als ob es jetzt nichts Wichtigeres gäbe.
    Inzwischen ist auf dem kleinen Teerweg vor unserem Stellplatz ein Verkehr wie in Los Angeles zur Rushhour. Ein paar Leute versuchen anscheinend, mit ihren Autos auf den Strand zu gelangen, um sie dort in Sicherheit zu bringen, falls das Feuer tatsächlich bis hier runter reicht. Andere fahren in Richtung Pico Bello oder gleich zur Ausfahrt.
    »Wo ist der Autoschlüssel?«, fragt Lena.
    »Wieso?«
    »Lass uns hier abhauen!«
    »Bist du irre? Wenn wir mit dem Auto hier wegwollen, fahren wir direkt in die Scheiße rein.« Ich sage: »Der einzige Weg hier raus führt übers Meer, glaub mir.« Das habe ich mir schließlich gleich bei der Ankunft angeschaut. Auch wenn die alten Schlachtrösser unter den Krisenreportern darüber

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