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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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Sekunden später zurück, in jeder Hand eine braune Flasche am Flaschenhals haltend. Eine stellte er neben Franks leeren Teller, den Bügelverschluss der anderen öffnete er allein mit der Kraft des rechten Daumens. Frank machte es ihm nach, nicht ohne vorher das Etikett zu lesen: 'Schlossbrauerei Sanssouci, gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot'.
Der erste Schluck war hervorragend und ließ ihn für einen kurzen Moment all die Sorgen und Ungereimtheiten des heutigen Tages vergessen. Er trank weiter und als er die Flasche absetzte, war sie zur Hälfte geleert.
»Respekt!«, meinte Nansen, »Sie haben ja einen Zug drauf, als hätten Sie Jahre kein Bier mehr getrunken!«
»Vielleicht habe ich das auch …« murmelte Frank.
Nansen hörte gar nicht zu.
»Kommen Sie, gehen wir rüber in die Stube, da ist's gemütlicher, wenn Sie wissen, was ich meine!«
Bevor Frank etwas sagen konnte, hatte Nansen auch schon Franks Flasche gepackt und verschwand damit aus der Küche. Frank folgte ihm.
Im Zimmer nebenan befand sich eine dreisitzige, hellbraune Couch, ein dazugehöriger gemütlich wirkender Ohrensessel, dazwischen ein niedriges Tischchen. Darauf und daneben am Boden standen und lagen mehrere der Frank inzwischen bekannten Bierflaschen, alle leer. Ein Wohnzimmerbuffet aus Kiefer an der einen Wand, zwei Holzregale an der anderen, ein vierflügeliges Fenster blickte auf die Großbeerenstraße hinaus. Über dem Türrahmen hing ein unterarmgroßes Holzkreuz mit Inschrift: J.N.R.I. Nansen drehte das Gaslicht an. Danach räumte er die Flaschen vom Tisch, stellte sie der Einfachheit halber einfach darunter, platzierte dann Franks Flasche auf der dem Sofa zugewandten Seite des Tischs und setzte sich selbst in den Ohrensessel.
Frank setzte sich zu seinem Bier.
»Wissen Sie, dass ich erst kürzlich Ihre Mutter getroffen habe?«
Frank, die ersten Auswirkungen des Alkohols spürend, schreckte auf.
»Auf dem Friedhof. Na ja, 'erst kürzlich' ist etwas untertrieben. Das muss an Allerheiligen gewesen sein, also etwa ein halbes Jahr her. Ich gehe ja nur einmal im Jahr auf den Friedhof, ist ja so was von deprimierend am Grab der eigenen Tochter zu stehen! Aber an Allerheiligen, da gehört es sich ja schließlich so. Zum Glück bin ich Elisabeth dort nicht begegnet. Da habe ich dann Ihre Mutter getroffen.«
Er stutzte. »Vielleicht ist es auch schon anderthalb Jahre her. Egal! Wissen Sie, was Ihre Mutter zu mir sagte, Herr Miller? Und das ist das Komische an der Sache, jetzt, wo wir hier doch so gemütlich beisammen sitzen. Sie sagte mir, sie wäre am Grab Ihres Vaters gewesen – und an dem Ihren!«
Die nächsten Worte Nansens hinterließen keinen Nachhall bei Frank. Viel zu sehr beschäftigte ihn das eben Gehörte. Auch dass Nansen zwischenzeitlich die leeren Flaschen gegen volle austauschte, bemerkte er nur am Rande.
War dieser Nansen tatsächlich jemand, den er von früher kannte?
Zumindest hatte Nansen ihn mit dem Vornamen angesprochen, der ihm vormittags am Bahnhof intuitiv in den Sinn gekommen war. Nansen wohnte unter derselben Adresse, unter der er selbst gewohnt zu haben glaubte. Und doch, wieso tauchte seine Erinnerung nur bruchstückhaft und wie isolierte Teile eines Puzzles auf? Und jetzt auch noch die Erzählung von seinem Grab!
Nansen musste sich einfach getäuscht haben.
Sein Gastgeber schwadronierte mittlerweile über die Errungenschaften der Moderne im Allgemeinen und die des kürzlich eingeführten Rentensystems im Besonderen.
»Habe ja mein Leben lang gearbeitet«, sagte der Endfünfziger, der wesentlich älter aussah.
»Da ist es ja nur recht und billig, dafür auch im Alter entlohnt zu werden. Grandiose Sache, dass die Reichsregierung das vor fünf Jahren eingeführt hat. Ich gehe einfach jeden Montag zum Rentenamt und lasse mir mein Geld auszahlen. So einfach ist das, wenn Sie wissen, was ich meine.«
Frank wollte etwas sagen, Nansen war schneller und fuhr fort.
»Kann ja nichts dafür, dass die von der Hafenverwaltung mich nicht mehr haben wollten. Fast vierzig Jahre habe ich dort gearbeitet. Und dann haben die gesagt, ich wäre wiederholt betrunken zur Arbeit gekommen und könnte meine Arbeit nicht mehr richtig machen. Was für ein Blödsinn. Im Schlaf hätte ich meine Arbeit machen können, im Schlaf.« Nansens Augen wurden feucht. »Das alles nur, weil Elisabeth weggelaufen ist. Will gar keinen Kontakt mehr zu mir. Ach, wäre nur unsere Tochter noch am Leben.« Hörbar sog Nansen Luft durch die Nase ein.
Dann ein

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