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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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eine Seerose mit geschlossener Blüte; eine Seerose mit geöffneter Blüte, auf der gerade eine Fliege zu landen versucht; eine Seerose mit geschlossener Blüte, auf der gerade eine Fliege zu landen versucht. Und unmittelbar darauf waren es acht Alternativen: die vier gerade geschilderten und vier neue, in denen jeweils ein Frosch seinen Kopf neben der Seerose aus dem Wasser streckt. Daraufhin, wiederum, wird der Frosch die Fliege fangen, oder eben auch nicht. Und so weiter, und so weiter.«
»Das heißt«, hakte der Professor wieder ein, »etwa anderthalb Stunden später, als die gemessene Zahl gerade achtstellig wurde, gab es in der Tat zehn Millionen Realitäten, die sich alleine ab dem Zeitpunkt der Entdeckung des ersten parallelen Universums sozusagen aufgefächert hatten, die Realitätsabweichung variierte entsprechend zwischen dem Bruchteil einer Sekunde und neunzig Minuten.«
»Wo befinden sich diese Realitäten?«, wollte Frank wissen und erntete mehrere Gegenfragen.
»Wo endet das Universum?«
»Was war vor dem Urknall?«
»Wo befindet sich G-gott?«
»Ihre Frage, Herr Miller, kann ich ebenso wenig beantworten, wie die anderen. Die alternativen Realitäten scheinen sich zeitgleich denselben Raum zu teilen. Das ist aber nicht mehr und nicht weniger als eine These.«
Da fielen Frank siedendheiß die Worte des Professors vom Vorabend ein.
»Das darf auf keinen Fall der Reichsführung in die Hände fallen.«
»Dafür ist es leider bereits zu spät«, antwortete Gothaer nüchtern, »das Auftauchen der Gestapo-Leute, von denen ich Ihnen bereits gestern erzählt hatte, erfolgte nur wenige Stunden nach meinem Forschungsdurchbruch. Was sie nicht schon selbst ausspioniert hatten, musste ich ihnen bloß legen. Mir blieb nichts anderes übrig, als sämtliche meiner Daten zu enthüllen. Die Konsequenzen, die auf mich zugekommen wären, hätte ich mich nicht offenbart, muss ich Ihnen nicht erläutern. Ganz wegnehmen wollte man mir meine Arbeit nicht, erstens gab es keinen Grund dafür, da ich politisch immer unauffällig gewesen war, und zweitens, hätte sich die Partei damit ins eigene Fleisch geschnitten. Ich wurde dazu verpflichtet, sämtliche weitere Forschung in engster Zusammenarbeit mit Professor Doktor Lothar Hemmbacher, Leiter der Technischen Universität in Germania und Parteivorsitzender des Bezirkverbands Charlottenburg, zu betreiben, dem meine gesammelten Untersuchungsergebnisse zugegangen waren und der auf dieser Basis fortan unabhängig von mir weiter forschte. Zu meinem großen Glück lernte ich bereits ein Jahr später, 2000, Herrn Hartwig kennen und schätzen.«
Tristan lächelte stolz.
»Herr Hartwig ermöglichte mir durch seine umfangreichen Kenntnisse in der Datenverarbeitung, meine Forschungsergebnisse in den Datenbänken zu verbergen und zu verschlüsseln. Ab diesem Zeitpunkt bestimmte ich selbst, welche Daten nach Germania gelangten und welche nicht!«
»War k-kein Problem.«
»Stellen Sie Ihr Licht mal nicht unter den Scheffel, Herr Hartwig, immerhin foppen Sie die Gestapo nun schon mehr als vier Jahre mit Ihren Programmierkünsten.«
»Man muss nur auf dem L-laufenden bleiben.«
»Untertreiben Sie mal nicht, Herr Hartwig, 'auf dem Laufenden bleiben', Fakt ist, dass Sie Ihren Gegnern immer einen Schritt voraus sind.«
»W-wie Sie selbst auch, Herr Gothaer.«
»Ja, das ist wahr«, lachte der Professor, »Hemmbacher in Germania ist heute auf meinem Forschungsstand von etwa Sommer 2002. Natürlich füttere ich ihn nach wie vor mit neuen Erkenntnissen, um keinen Verdacht zu erregen, aber ich kann eben steuern, wann er was erfährt. Ohne unbescheiden wirken zu wollen: Wie sich auch sehr schnell heraus gestellt hatte, war er ohne meine Person hilflos. Trotz seines unbestrittenen Renommees musste ich ihm die Thesen, Versuchsanordnungen und Beispielrechnungen oft mehrfach und auf diverse Art und Weise erklären.«
»In Ihrem Forschungsgebiet gibt es eben keine Erfahrungswerte.«
»Das ist richtig, Herr Wiegand.«
»Ich kann das alles nicht glauben«, meinte Frank.
»Das ist keine Glaubensfrage«, entgegnete Karen, »du wirst die Ehre haben, den Beweis serviert zu bekommen.«
Frank runzelte die Stirn.
»Und an welcher Stelle komme ich ins Spiel, Herr Gothaer? Und Karen? Und Dieter? Wieso Sie Tristan mit ins Boot geholt haben, sagten Sie ja bereits.«
»Oh«, meinte der Professor, »für Herrn Hartwig hatte auch noch etwas anderes gesprochen. Er teilt mit Ihnen anderen dreien eine mir wichtige Parallele im

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