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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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Welt gebracht haben.« »Könntest du den kleinen Jungen töten?« »Die Millionen Menschen, die in seinem Namen umgebracht wurden.« »Könntest du den kleinen Jungen töten?« »Die Diktatur, die seit dem Endsieg Europa und die Welt terrorisiert.« »Könntest du den kleinen Jungen töten, Karen?« »Ich weiß es nicht!«, flüsterte sie. Karen hatte erwidert, was Frank erwartet hatte und er legte seinen Kopf wieder in ihren Schoß. Für ein paar Minuten sprachen beide nicht. »Wohin würdest du reisen, wenn du eine Zeitmaschine hättest?«, brach Karen das Schweigen und als er nicht antwortete, sagte sie: »Ich würde das Römische Reich besuchen, auf seinen Straßen wandeln, in herrliche Gewänder gehüllt. Oder Christoph Kolumbus zusehen bei seiner Ankunft auf einem neuen Kontinent. Oder ins Jahr 1971, um dabei zu sein, wenn Karl-Herbert Ernsting als erster Mensch den Mond betritt.«
Franks Augen leuchteten.
»Ich würde nach Judäa reisen, zum Vorabend der Kreuzigung Jesu. Und wenn es möglich wäre, würde ich eine Kamera mit mir nehmen und es mir nach meiner Rückkehr zu Hause immer und immer wieder ansehen: Das letzte Abendmahl!«
»Ich wusste noch gar nicht, dass du so gläubig geworden bist.«
»Die Zeit auf der Krim und in der Stadt des Endsiegs hat mich das Beten gelehrt.«
»Und du, Frank? Nach all deinen Erlebnissen in der Wehrmacht: Könntest du?«
»Was?«
»Könntest du den kleinen Jungen töten?«
Frank zögerte keine Sekunde.
»Ja, Karen, ich könnte es!«

8
     
    Frank hatte sich es weitaus eindrucksvoller vorgestellt, irgendwie futuristischer: alles blitzblank und hell, Stahl und Chrom ringsherum und dazwischen leuchtende Lämpchen.
»Wir wollen Ihnen heute eine praktische Demonstration bieten«, hatten Professor Gothaer und Tristan Hartwig Frank begrüßt.
Dass seine Erwartungshaltung enttäuscht werden sollte, merkte er, als ihn Professor Gothaer und Tristan Hartwig in einen Keller unter einem Nebengebäude der physikalischen Fakultät hinab führten. Treppe und Gang waren aus schlichtem, grauem Beton. Die Lampe an der Gangdecke flackerte, als wolle sie jeden Augenblick ihren Geist aufgeben. An verschiedenen Stellen der schlecht ausgeleuchteten Decke wedelten die Reste von Spinnweben hin und her. Der Boden war mit Schmutz und Staub bedeckt. Aus den Augenwinkeln heraus sah er etwas den Gang entlang huschen und hinter einer Ecke verschwinden.
Verwundert war er auch darüber, dass sie ihn so spät abends hier hinab gebeten hatten. Es war bereits nach Mitternacht und seit dem letzten Treffen bei Gothaer waren mehr als vierundzwanzig Stunden vergangen.
Tristan musste niesen.
»Hier unten werden vor allem ausgemusterte Geräte eingelagert.«
Seine Worten begleitend öffnete der Professor knarrend eine der zahlreichen Türen, die links und rechts des Ganges in weitere Räumlichkeiten führten. Frank erkannte in Regale und übereinander gestapelte Maschinen, deren ursprünglichen Zweck er nicht identifizieren konnte. Teilweise waren Staubschutztücher darüber ausgebreitet. Gothaer schloss die Tür wieder.
Sie passierten weitere fünf Türen, bis Gothaer vor einer innehielt und einen klobigen Schlüssel aus der Tasche zog. Der Professor schloss die Tür auf und knipste das Licht an. Der Raum, der vor den dreien lag, war sauber ausgeleuchtet, die Neon-Röhren an der Decke spendeten gleich bleibende Lichtverhältnisse.
Frank fühlte sich wie im Gefängnis, denn der Tür gegenüber zog sich eine Gitterwand von links nach rechts, in der vier Türen in jeweils gleich große voneinander ebenfalls durch Gitterstäbe getrennte Zellen führten. Die Zellentüren standen alle offen. Frank schätzte die Zellen auf etwa zweieinhalb mal vier Meter, den Abschnitt zwischen der Gitterwand und der Tür, durch die sie eingetreten waren, auf etwa zehn mal drei Meter. In diesem Abschnitt standen sie nun und Frank bemerkte einen Tisch neben sich, der mehr nach Küchen- als nach Schreibtisch aussah. Darauf ein Bildschirm und eine Tastatur, beide durch eine silberfarbene Abdeckung vor Staub geschützt; daneben zwei Rechner, die beide über Kabel sowohl mit dem Monitor, als auch mit der Tastatur verbunden waren. Über Netzstecker erhielten sie ihre Stromversorgung aus in der Wand eingelassenen Steckdosen. Frank schienen es nicht gerade die neuesten Rechnermodelle zu sein und erneut zweifelte er an der Glaubwürdigkeit der Thesen des Professors.
An den Zellentüren erkannte er erste Spuren von Korrosion.
Wanzen befanden sich

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