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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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verliefen bis vor dem 14. März 1999
identisch.« Der Professor tippte auf die Zahl in der oberen rechten Ecke des Bildschirms: 1.312. »Viel interessanter und spannender ist die Entdeckung neuer negativer Realitätsabweichungen. Wie ich Ihnen bereits sagte, sind sie viel schwieriger zu lokalisieren und es ist mir hier auch noch nicht gelungen, den Grad der Abweichung zu ermitteln. Es kann sein, dass die eine sich nur unwesentlich von der unseren unterscheidet, während sich in der anderen noch Saurier auf der Erde tummeln.«
Er sprach es so nüchtern, als würde er eine mathematische Formel zitieren.
Ein dumpfes Klopfen war zu hören.
»Oh, Herr Hartwig wird ungeduldig. Ich werde nun willkürlich eine der Ebenen auswählen, die sich heute im Laufe des Tages von unserer Realität abgespalten haben.« Er tippte etwas auf der Tastatur und wechselte dann wieder zum linken Rechner. »Unerlässlich für die Reise ist, dass sich ein Resonanzkörper in der anderen Ebene aufhält.« »Was meinen Sie mit Resonanzkörper?«
»Unser Tristan Hartwig kann nur in die andere Realität eintreten, wenn dort ein Tristan Hartwig ebenfalls existiert. Zudem kann ich sein Alter Ego nur anmessen, wenn es sich auch räumlich hier in der Nähe aufhält. Wäre der dortige Tristan Hartwig beispielsweise nach London gefahren, könnte ich seine Resonanz nicht erfassen, und der Austausch wäre nicht möglich. Da ich aber eine Ebene ausgewählt habe, die sich erst heute im Laufe des Tages von der unseren abgespalten hat, sollte sich der dortige Tristan Hartwig mit hoher Wahrscheinlichkeit hier am Campus aufhalten.«
»Zu den Sauriern könnten wir also nicht reisen, weil wir in dieser Realität nicht existieren?«
»Sie haben es begriffen: Keine Resonanz – keine Reise!«
Frank studierte die Anzeige auf dem Monitor.
»Er ist eingeschlafen!«
»Nein«, widersprach Gothaer und rief in die Zelle hinüber: »Tristan?«
»Ja, Herr G-gothaer?«
»Aber die Anzeige weist zweifellos auf die Tiefschlaf-Phase hin.«
»Ja, Tristan Hartwig schläft tief und fest; aber nicht unser Tristan Hartwig!«
»Sie haben ihn schon gefunden? So schnell?«
»Wie gesagt, die Wahrscheinlichkeit in der gewählten Ebene auf Herrn Hartwigs Alter Ego zu treffen, war fast bei hundert Prozent. Und dass sein Alter Ego schläft, ist Grundvoraussetzung für den Transfer. Das Gehirn ist dann in seiner Ruhephase, der Stress für den Betroffenen um ein Vielfaches geringer. Sind Sie bereit, Herr Hartwig?«
»Ja!«
»Sie bleiben nicht länger als fünf Minuten!«
»Geht k-klar.«
Gothaer betätigte erneut den Kippschalter, um zum rechten Rechner zu wechseln. Er überprüfte diverse Daten, tippte einige Ziffernkombinationen, glich Werte ab und nickte schließlich zufrieden.
»So. Das war's.«
»Das war alles?«
Frank stand auf und schritt in die linke Zelle.
»Tristan?«
Er klopfte erst leise, dann heftiger auf die Außenlegierung des Sarkophags.
Mit dem bereits bekannten Knarren öffnete sich die Verschlussklappe und die Metallplatte fuhr heraus. Der Quader war leer. Ungläubig beugte sich Frank hinein und klopfte an verschiedenen Stellen den Innenraum des Sarkophags ab.
Es schien ihm wie einer dieser ominösen Zaubertricks zu sein, die sich stets als technische Spielerei oder als Täuschung durch geschickte Ablenkung durch den Zauberer entpuppten.
»Ich weiß, was sie jetzt denken, Herr Miller. Ihr Verstand sträubt sich. Er sucht eine näherliegende Erklärung. Suchen Sie nicht nach Lösungen, die es nicht gibt. Ich habe Ihnen bereits eine angeboten.«
Schließlich begann Frank sich damit abzufinden, dass der Professor tatsächlich Recht haben könnte.
»Was passiert mit den beiden Tristans? Verschmelzen sie zu einem?«
»Nein, unser Tristan ersetzt den dortigen, schlafenden Tristan.«
»Und was passiert mit diesem? Er ist nicht hier angekommen!«
»Erinnern Sie sich an das gestrige Beispiel mit dem Stapel Papier? Für unser Auge scheint es, als wäre keinerlei Platz zwischen den Blättern. Ein Atomphysiker erklärt Ihnen aber das Gegenteil. Der dortige Tristan Hartwig hält sich sozusagen zwischen den Blättern auf. Unser Tristan hat ihn aus seiner Realität 'verdrängt', er ist, sagen wir mal, zwischengeparkt. Holen wir unseren Tristan wieder hier her, schlüpft sein Alter Ego automatisch an seine alte Position zurück. Sie werden sehen, er befindet sich dann nach wie vor in seiner Tiefschlaf-Phase, seine medizinischen Daten sind alle in Ordnung. Größtmögliche

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