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Alles Boese mir vergib

Alles Boese mir vergib

Titel: Alles Boese mir vergib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Meinke
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als ich gerade nach Ishøj fuhr. Ich hatte das fast vergessen. Ihn vergessen. Borste hatte mich angerufen und gesagt, dass der große Moment gekommen sei. Ein Tisch im Era Ora war reserviert, und dann mussten sie sehen, wo das hinführen würde. Mateus rief an, als ich dabei war, ihm zu antworten.
    „Hattet ihr eine gute Reise?“, fragte ich. Ich wusste nicht richtig, was ich mit ihm reden sollte. Mir fiel kein einziges Thema ein, das wir derzeit gemeinsam hatten.
    „Ja. Es war schön. Cooles Hotel und alles. Wollen wir heute Abend weggehen?“
    „Ich muss heute Babysitter spielen.“
    „Aha. Für wen?“
    „Für den Typen, von dem ich dir erzählt habe. Der mit dem Pot.“
    „Der Dealer?“
    „Er ist kein richtiger Dealer. Er hatte nur ein bisschen Stoff übrig, den er loswerden wollte.“
    „Könnte ich dir nicht helfen? Ich kann echt gut mit Kindern. Veronicas große Schwester hat gerade eins bekommen. Du solltest mich mal sehen. Dann könnten wir auch reeeeden und Kaaaaffee trinken und so.“
    „Können wir uns nicht lieber morgen treffen?“
    „Ja. Veronica ist … Okay. Einverstanden, bis dann.“ Die Begeisterung in seiner Stimme war ein wenig abgeebbt.
    Normalerweise band Borste sein langes, oft etwas fettiges Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen. An diesem Tag hatte er es mit irgendeinem Wachs oder einer Brillantine nach hinten gestriegelt. Schwarzes Jackett und Blume im Knopfloch. Er sah aus wie ein russischer Bräutigam.
    „Klasse, nicht? Dem kann sie doch nicht widerstehen.“ Ginger hatte mich beiläufig begrüßt, sie war in irgendeinen Zeichentrickfilm vertieft.
    „Im Gefrierschrank sind Pizzas und oben im Schrank Süßigkeiten. Ich bin heute Nacht wieder da. Hoffentlich nicht alleine. Die Schlüssel liegen auf der Kommode.“
    Als er gegangen war, schaute ich mir die Pizzas und die Süßigkeiten an – irgendeinen Kram, den sie billig in Deutschland eingekauft hatten. Dann setzte ich mich neben Ginger auf den Boden.
    „Um was geht’s in dem Film?“, fragte ich. Es war eine sonderbar grobkörnige Version von Pocahontas , in der die Tiere sehr digital aussahen und nur seitwärts laufen konnten.
    „Weiß ich nicht“, antwortete sie.
    „Wollen wir nicht lieber einen kleinen Ausflug in die Stadt machen?“, fragte ich.
    „Wohin denn?“, erwiderte sie.
    „Wir könnten was zu essen einkaufen und dann auf einen Spielplatz gehen“, schlug ich vor.
    „Okay.“ Sie holte ihre Flip-Flops und postierte sich an der Tür.
    „Darf ich auf deine Schultern?“
    Wir kauften Obst und weitere Zutaten für einen Früchtequark. Und dann gingen wir auf einen Spielplatz. Sie redete nicht viel, die kleine Ginger. Aber sie lächelte die ganze Zeit, während sie schaukelte, wippte und krabbelte. Auf dem Nachhauseweg kaufte ich ihr den Film König der Löwen .
    „Warum passt du auf mich auf?“
    „Deine Eltern wollten zusammen essen gehen“, antwortete ich.
    „Passt du jetzt immer auf mich auf?“
    „Ja.“
    „Ich mag nicht, wenn Oma auf mich aufpasst“, erklärte sie.
    „Warum nicht?“
    „Weil.“
    Als wir wieder zurück in der Wohnung waren, machten wir Früchtequark und vertilgten währenddessen schon einen Teil der Bananen und Erdbeeren.
    „Papa hat gesagt, dass wir Pizza essen werden“, sagte Ginger.
    „Willst du lieber eine Pizza?“
    „Nein. Machen wir diese Körner … auch da rein?“ Sie deutete auf die Schüssel.
    „Das Müsli? Ja, klar.“
    Dann aßen wir schweigend. Nachdem ich den König der Löwen angemacht hatte, setzte sie sich auf meinen Schoß, griff nach meinem Arm und drückte ihn. Wir legten uns auf die Sofakissen. Ginger schlief bald ein. Ich ließ sie liegen, während ich mich in der Wohnung umsah. Das Klingeln meines Handys weckte Ginger.
    „Hi, hier ist Sune. Bin beim Basketball. Kommst du nachher vorbei und spielst mit?“
    „Vielleicht“, antwortete ich. „Warum?“
    „Cool. Hast du noch was zum Rauchen?“
    „Rufst du deswegen an?“
    „Ich habe ein paar Freunde, die nicht mehr so gern drüben in der Jægersborggade einkaufen würden.“
    „Okay. Wie viel wollen sie kaufen, glaubst du?“
    „Fuck. Keine Ahnung. Zehn Gramm vielleicht?“
    „Kannst du ihnen nicht sagen, dass sie mehr kaufen sollen? Zwanzig Gramm?“
    „Jo. Kann ich versuchen. Sehen wir uns dann am Spielfeld?“
    „Verlass dich drauf.“
    „Ich meld mich, okay?“
    Ginger rief meinen Namen und rannte auf die Toilette. Sie setzte sich selbst auf die Schüssel und streckte den Po in die

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