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Alles Boese mir vergib

Alles Boese mir vergib

Titel: Alles Boese mir vergib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Meinke
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Im Übrigen fand ich – und das tue ich noch immer –, dass jeder so viel Pot rauchen soll, wie er will. Nach vier Tagen war mein Vorrat wieder weg.
    Ich war zu einer Trauerfeier für Jonathan eingeladen worden. Seine Eltern würden Ende August einen Empfang in irgendeinem Gemeindehaus veranstalten.
    Borste hatte auch angerufen. Sein Vater, den er offenbar drei Jahre lang nicht mehr gesehen hatte, war mit einem Blutgerinnsel im Gehirn ins Krankenhaus eingeliefert worden. Vermutlich würde er daran sterben. Borste meinte, dass er ihn mal besserbesuchen sollte, wenn er sich Hoffnungen auf ein Erbe machen wollte. Ob ich nicht auf Ginger aufpassen könne?
    Ich nahm den Zwerg mit in den Fælledpark, während Borste im Rigshospitalet war. Wir spielten im sogenannten „Sinnesgarten“. Dann gingen wir in den kleinen Spielwarenladen am Trianglen und besorgten Ginger ein paar Plastikfiguren. Sie fand auf der Straße einen kleinen Kalkstein, sagte: „Der ist für dich.“ Ich trug sie auf den Schultern umher.
    Wir trafen Schiebetür, der belämmert grinste: „Ein Kind hast du auch schon?“ Bei Schiebetür ließ sich immer schwer sagen, ob er wirklich so dumm war oder ob er nur einen schlechten Humor hatte.
    Und dann lieferte ich sie wieder ab. Wir hockten in der Cafeteria des Krankenhauses und tranken eine Tasse Kaffee, während Ginger mit ihren Plastikfiguren spielte.
    „Ihm geht’s verdammt schlecht“, sagte Borste.
    „Glaubst du, er stirbt?“
    „Die Ärzte meinen, dass er durchkommt. Aber er wird wahrscheinlich nur noch dahinvegetieren.“
    „Kacke.“
    „Der Alte hat sich das selbst eingebrockt.“
    „Was habt ihr eigentlich für ein Problem miteinander?“
    Borste strich sich die Haare nach hinten. „Na ja … Nachdem meine Mutter gestorben war, lag er drei Jahre lang nur rum. Seinen Job hat er irgendwie noch erledigt. Er war so ein IT-Fuzzi. Aber sonst ging er langsam, aber sicher vor die Hunde. Zu Hause war es nicht auszuhalten, weil einen seine blutunterlaufenen Augen überallhin verfolgten. Ich meine … Meine Mutter stand nicht gerade mit beiden Beinen im Leben. Sie konnte den Sinn im Leben auch nicht finden“, sagte er und lächelte mich an. „Mein Vater machte es einem aber auch nicht leichter, einenSinn im Leben zu erkennen. Er arbeitete vor sich hin und war total abwesend. Bevor meine Mutter starb, wurde sie einmal mit Elektroschocks gegen eine Depression behandelt. Da musste meine Tante kommen, um sich um meine Mutter zu kümmern, er selbst machte keinen Finger krumm. Aber als meine Mutter sich dann für immer verabschiedet hatte, heulte er trotzdem Rotz und Wasser. Er war verdammt noch mal ein schlechter Vater. Und ich war ganz sicher ein schlechter Sohn. In seiner Zombiephase, da war ich … Ich schmiss die Schule und ihm war es scheißegal. Und dann krieg ich ein Kind mit Vivian, und plötzlich meinte er, dass sie abtreiben soll!? Da bin ich auf ihn losgegangen.“
    „Was? Hast du …?“
    „Ich habe ihm eine reingehauen. Voll auf die Schnauze, er hat geblutet wie ein Schwein. Das war in der Zeit, als Afro und ich wie die Irren dealten. Als du bei uns oben warst, wusste ich vor Stress nicht mehr, wohin. Wir schuldeten Leuten Geld und alles Mögliche. Mein Vater hatte mich bei der Polizei angezeigt. Es konnte jederzeit sein, dass irgendjemand vom Sozialamt bei Vivian auftauchte und uns das Kind wegnehmen wollte. Der alte Drecksack kann mich also mal kreuzweise. Ich will nur sichergehen, dass ich was erbe – danach darf er gern abkratzen.“
    Ginger spielte fröhlich mit ihren Plastikfiguren.
    „Scheiß auf ihn. Wollen wir feiern gehen?“, fragte er.
    „Was ist denn mit Ginger?“ Ich wuschelte ihr durchs Haar. Sie sah zu mir auf und lächelte. Dann spielte sie weiter.
    „Vivian ist gerade bei der Kosmetikerin. Danach kann sie sie mit nach Hause nehmen. Bist du dabei?“ Ich war für den nächsten Morgen um acht mit Mateus am Flughafen verabredet.
    „Na gut, ich muss zwar früh aufstehen, aber was soll’s. Ich bin dabei.“ Das dicke Bündel mit Scheinen, das inzwischen zum festen Inventar in meiner Hosentasche geworden war, musste ja schließlich für irgendetwas ausgegeben werden.
    Vivian holte Ginger ab. Und dann legten Borste und ich los. Drinks, Essen, Drinks, Breezer, Drinks. Um zwölf wurden wir aus dem Rosie McGee’s rausgeworfen, weil ich dem Barkeeper ein bisschen zu deutlich verklickert hatte, dass er gefälligst keinen Piña-Colada-Mix für den Piña Colada zu benutzen

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