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Alles Boese mir vergib

Alles Boese mir vergib

Titel: Alles Boese mir vergib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Meinke
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sag nur nicht, dass du Stoff verkaufst. Das ist zu deinem eigenen Schutz. Manchmal kann es schnell gehen, wenn man nicht …“
    „Ja, da soll mich doch … Borste hat seinen Jungen mitgebracht!“ Henning walzte auf uns zu. Bärenumarmung und Begrüßungsdrink.
    „Alles Gute zum Vierzigsten“, sagte ich.
    „Ha! Danke dir. Spring in den Pool. Trink, iss, geh in die Sauna. Alles da!“ Auf dreien der Motorräder lagen Westen. Schusssichere Westen.
    Ich setzte mich an den Tisch zu Vivian und ein paar anderen … – Frauen war vermutlich der passende Begriff. Eine Jüngere mit Arschgeweih stand sofort auf und fragte mich, was ich essen wollte. Nach einer kurzen Einführung in meine Essgewohnheiten brachte sie mir zwei Maiskolben und eine gebackene Kartoffel. Dann unterhielten wir uns. Sie redeten über Männer, und ich gab meinen Senf dazu, wo es passte.
    „Red keine Scheiße!“, brüllte Henning an einem der anderen Tische. Er richtete sich an einen Typen mit braunen tätowierten Armen, Sonnenbrille und schwarzem getrimmten Bärtchen. „Das heißt doch nicht Shivarma!“
    „Auf Arabisch heißt das Shivarma“, entgegnete der andere und wirkte völlig unbeeindruckt, als Henning sich vor ihm aufbaute.
    „Hey, Nick! Wie heißt dieser Kanakenfraß?“
    „Schawarma?“, schlug ich vor.
    „Ha!“, sagte Henning, „da siehst du mal. Es heißt doch nicht Shivarma.“
    „Wer zum Henker bist du denn?“, fragte mich der mit dem Bärtchen.
    „Ich heiße Nick“, antwortete ich.
    „Aha. Und was weißt du von Shivarma?“
    „Ich kann arabisch. Inschallah.“
    „Hmmm. Okay.“
    „Nick ist der Klügste von uns allen“, rief Henning. Borste drüben am Grill hob den Daumen.
    „Ist der mit Henry gekommen?“, fragte der Bärtige.
    „Ja. Er ist ein Freund von Henry“, erklärte Henning.
    „Henry hat doch gar keine Freunde“, erwiderte der andere.
    „Wo zum Teufel frisst man eigentlich dieses Schawarma-Zeugs? Möcht ich mal wissen“, sagte Henning zu dem Bärtigen. „Am Blågårds-Platz?“
    „Da frisst man Blei“, antwortete der.
    „Nick“, brüllte Henning. „Wir gehen gleich in den Pool. Und danach in die Sauna. Bist du dabei?“
    „Ich hab keine Badehose mit.“
    „Wir ziehen keine Badehosen an. Die verunreinigen nur das Wasser.“
    Mir war klar, dass es einen Unterschied machte, ob man sich bei einer Strandparty nackt im Meer abkühlte oder hier in den Pool hüpfte.
    „Jetzt komm schon. Das ist Männersache“, sagte Henning. Vielleicht war ich noch nicht betrunken genug. Ich nickte anerkennend und warf mich ins Haifischbecken. Eine Stunde später planschte ich auf dem Rücken im Pool herum, wobei mein gutes Stück schlapp nach oben zeigte. Das tun Penisse im Wasser. Und ich dankte den Göttern dafür, dass keine Frauen mit im Becken waren. Wenn auch die meisten hier nicht mein Fall waren, kann auch reine Nervosität einen Penis dazu bringen, die merkwürdigsten Dinge zu tun.
    In der Sauna zündete der Bärtige einen langen, perfekt gedrehten Joint an. Ich war im Nu total breit, und zwar auf die müde, üble Art. Alles drehte sich.
    „Was sagste dazu, Nick? Das ist schon ein bisschen stärker als Henrys Ökopot, was?“ Hennings Lachen dröhnte wie eine Basstrommel.
    „Woher kennst du eigentlich Henry?“
    „Ich hab ihm mal Speed abgekauft“, sagte ich leise und schniefend.
    „Du bist ja ganz blass um die Nase, Nick. Weißt du denn, dass du da Ice rauchst?“ Ich stützte mich an der brandheißen Holzwand ab und versuchte, meine wild gewordenen Gedanken zu bändigen. Doch die rasten einfach weiter wie auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke. Mein Unterbewusstsein trat todesmutigdas Gaspedal durch, während mir auf dem Beifahrersitz speiübel war. Dann bremsten wir. Ich sah Jonathan. Er lachte. Wir fuhren weiter. Veronica, fett und schwitzend in Badelatschen, schüttelte den Kopf. Liv rammte mir einen Ball in den Magen. Mateus. Er streckte die Hand nach mir aus. Ich winkte bloß, weil ich wusste, dass er mich nicht erreichen konnte, bevor wir wieder weiterrasten. Plötzlich hatte ich einen klaren Moment. Fand die Orientierung wieder. Die anderen saßen ruhig da und unterhielten sich. Irgendein Stiernacken erzählte von einem Kuchen, den er in der Innenstadt gegessen hatte. Dann hörte ich die Klänge von Pelles Gitarre und Nothing Else Matters . Was war eigentlich aus diesem jütländischen Mädchen auf dem Festival geworden? Und was zum Teufel war da eigentlich gewesen? Ich erinnerte mich nicht

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