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Alles Boese mir vergib

Alles Boese mir vergib

Titel: Alles Boese mir vergib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Meinke
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Zebra, das ich einfach nicht zu fassen kriegte.
    Als ich am Samstagmorgen unterwegs zum Einkaufen war, sah ich eine der kleinen Flachzangen, mit denen Carl-Philip beim Festival gewesen war. Ich rannte sofort zu ihm hin und er wurde auf einen Schlag leichenblass.
    „Ich hab ihm nix gegeben, echt nicht!“, beteuerte er sofort.
    „Nur mit der Ruhe. Ich wollte nur wissen, ob er …“
    „Ja, ja. Er ist wieder raus aus dem Krankenhaus.“ Mir fielen vier Paletten Ziegelsteine vom Herzen.
    „Was ist denn passiert?“
    „Er ist einfach ganz plötzlich zusammengeklappt.“
    „Hattet ihr was genommen?“
    „Nein“, antwortete er und duckte sich. Ich hatte viel zu oft selbst gelogen, als dass so ein kleiner Hosenscheißer mich veräppeln konnte. Aber ich ließ ihn gehen. Sagte, dass er Grüße von Nick ausrichten solle. Lächelte. Die Botschaft „Keine Macht den Drogen“ war unglaubwürdig, wenn sie von mir kam.
    Ein Zebra erlegt. Noch etwa tausend vor mir.
    Ich transportierte Schnaps, Chips und bunte Lampen in die Wohnung und jubelte innerlich. Denn ich wusste, dass der kleine Pisser immerhin nicht mehr im Krankenhaus lag. Sandra hatte Besuch von Belinda und Trisse. Die Mädels waren dabei, sich aufzudonnern. Sandra unterhielt die anderen mit ihren und Joakims Sexabenteuern („… und dann hab ich ihm einen runtergeholt, um endlich Ruhe zu haben. Und da steht man nun mit klebrigen Fingern und sagt Guten Tag“) und die beiden anderen ergötzten sich angewidert daran. Es gibt Dinge, die will man nicht über seine Schwester wissen, selbst wenn die meisten Schwestern bestimmt schon irgendetwas Ähnliches getan haben.
    Die Mädels hatten alle Möbel beiseitegeräumt und eineDiscokugel an die Decke gehängt. Sie hatten eine Bar eingerichtet – und Schilder gebastelt, Bier für fünf Kronen, Drinks für zehn. Das machte schon was her. Sie fragten mich nach Gras. Ich sagte, dass ich nichts hätte. Das stimmte nicht ganz. Ich hatte noch etwa 1000 Kronen und ein paar Gramm Purple Haze übrig. Aber das setzte Staub an. Es war vorbei.
    Joakim kam um zehn vor acht, um zu fragen, ob er bei irgendetwas helfen könne. Die ersten Gäste tröpfelten um acht ein – die Uhrzeit auf der Einladung. Wie immer waren es die Obernerds. Erst kam Kasper und schenkte jedem von uns beiden eine gute Flasche Rotwein; dann Finn, der zur Feier des Tages versuchte, lässig auszusehen. Er hatte ein zerknittertes weißes Hemd an und sein Rollenspiel-Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Später trudelte der Rest von Sandras Freunden ein, all ihre Klassenkameraden und die Leute aus der Parallelklasse. Luna schlenderte vorbei und fragte ganz nebenbei, ob Mateus auch kommen würde.
    Bald waren sicher dreißig bis vierzig Gäste da. Sandra ließ es krachen, wechselte zwischen Tequila-Slamming in der Küche und Tanz im Wohnzimmer. Joakim machte anfangs mit. Dann setzte er sich schmollend ins Wohnzimmer. Er fing mich ab.
    „Krasses Fest, hm?“
    „Schön, dass es dir gefällt, Joakim.“
    „Ist deine Schwester immer so?“
    „Immer“, antwortete ich.
    „Hat sie schon mit allen Typen hier gepennt?“
    „Mit mir nicht.“
    Er nickte. Nahm einen Schluck von seinem Bier und lehnte sich im Sofa zurück.
    „Hey, Nick?“
    „Was ist?“
    „Du bist schon okay.“
    „Freut mich riesig, dass du das meinst, Joakim.“
    „Aber deine Schwester ist eine Schlampe.“
    Irgendwer legte Raconteurs auf. Steady As She Goes . Tolle Wahl.
    „Hast du meine Schwester gerade als Schlampe bezeichnet?“
    „So hab ich es nicht gemeint. Sie …“
    „Verpiss dich. Und lass verdammt noch mal die Finger von meiner Schwester. Oder du kriegst es mit mir zu tun. Komm. Gehen wir raus und klären das.“
    Doch da kam Sandra aus der Küche gerannt und fing an, wild herumzutanzen. Sie schubste mich zu Belinda rüber, die mich lüstern angrinste. Sandra wollte Joakim zu sich ziehen, aber der wehrte sie ab. Ich spürte ein neues Gewitter aufziehen, als ich sah, wie Joakim dahockte und sich auf die Unterlippe biss, während Sandra wild herumwirbelte. Sie ist technisch und ästhetisch gesehen eine gute Tänzerin. Belinda war eine zielgesteuerte Rakete und ich fand es okay. So etwas konnte nur oberflächlich sein. Jack White sang:
    Find yourself a girl, and settle down
    Live a simple life in a quiet town
    Steady as she goes
    Sandra riss sich die Bluse vom Leib, und Belinda folgte ihrem Beispiel. Sie fanden begeisterte Nachahmer. Plötzlich schwenkten fünfundzwanzig Menschen ihre

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