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Alles Boese mir vergib

Alles Boese mir vergib

Titel: Alles Boese mir vergib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Meinke
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von Jonathan und den Monkeys , wobei ich die Geschichte mit der Bombe ausließ. Das brauchte sie nicht unbedingt zu wissen.
    „Okay. Vielleicht bist du auch verwirrt.“
    „Das meinte ich ja.“
    „Ich treffe mich gleich noch mit einer Freundin. Arbeitest du morgen?“
    Und dann: tschau, tschau. Kurze Umarmung, aber nicht mit den Brüsten. Männer registrieren so etwas. Tschüs. Ich ging mit schweren Schritten nach Hause. Vielleicht lädt man jemanden auf einen Kaffee ein, weil man keine Lust hat, nach Hause zu gehen. Der Heimweg gab den Zebras wieder mehr Raum. Ich blickte mich ständig um. Nach der Sache mit den Monkeys und der Bombe im Fælledpark hatte ich mir das angewöhnt. Mich nach Polizisten oder rachsüchtigen, psychopathischen Aktivisten umzusehen. Jetzt waren es stattdessen Borste, Mateus, Carl-Philip oder Liv. Borste. War es möglich, dass er plötzlich vor mir auftauchte? Unter einer Straßenlaterne? Mich bedrohte? Oder vielleicht ein paar dieser Typen von der Grillparty. Mir würde der Arsch auf Grundeis gehen.
    Meine Mutter umarmte mich, als ich zur Tür hereinkam. Sie hatte wieder geweint.
    Sie bat mich, einen Moment zu bleiben, setzte Wasser auf und machte zwei Tassen NESCAFÉ .
    „Was ist nur mit meinem kleinen Spatz los?“, fragte sie.
    „Der ist erwachsen geworden“, antwortete ich.
    „Du wirkst total von der Rolle. Du rauchst so viel Haschisch. Kannst du das nicht sein lassen?“
    „Ich habe aufgehört.“
    „In deinem Zimmer habe ich Papier zum Drehen und Haschisch gefunden.“
    „Das sind Reste. Ich habe aufgehört.“
    „Das zu glauben, fällt mir sehr schwer, Nick.“
    „Das musst du selber wissen.“
    „Gut. Dann freue ich mich. Versprich mir, nichts mehr von diesem Zeugs zu rauchen.“
    „Klar, ist versprochen.“ Unter dem Tisch nestelte ich an einem Splitter herum, der in meiner linken Handfläche steckte. Ein Riesending, das einen dumpfen Schmerz verursachte. Vielleicht sollte ich eine Pinzette holen. Ich ertrug es nicht, meine Mutter so weinen zu sehen. Ich war schuld daran. Wieder einmal. Ich blieb sitzen.
    „Was ist gestern passiert?“, fragte sie.
    „Hab ich das nicht schon erklärt?“
    „Normalerweise flippst du nicht so aus. Vielleicht zeigt er dich an. Und du hast schließlich schon einen Eintrag im Strafregister.“ Vermutlich meinte sie damit das eine Mal, als ich fünfzehn war und die Bullen mich auf die Dienststelle mitnahmen, weil ich im Supermarkt drei Rouladen geklaut hatte.
    „Er zeigt mich nicht an.“
    „Und du willst nicht weiter aufs Gymnasium gehen?“
    „Nein.“
    „Ich würde dir gern sagen, dass du musst. Aber das würde bestimmt nicht viel helfen.“
    „Ich kann ja ausziehen, wenn es sein muss. Ich habe sogar schon eine Arbeit gefunden. In einer Bäckerei.“
    „Sandra hat es mir erzählt. Glückwunsch.“ Sie lächelte, meinte es offenbar ernst. „Bitte zieh nicht aus.“
    „Wie läuft’s bei Papa und dir?“
    „Geht es hier um Papa und mich?“
    „Vielleicht.“
    „Wir lieben uns. Wir suchen nach einer Lösung.“
    „Ihr liebt euch?“
    „Er ist der Mann meines Lebens. Genau das ist das Problem. Du sollst dich nicht in die Probleme anderer einmischen. Kein Haschisch mehr rauchen. Und du sollst dich von Joakim fernhalten. Dann kannst du hier wohnen bleiben. Wenn du nicht länger aufs Gymnasium gehen willst, dann werden wir eine Lösung finden.“
    „Ja, natürlich. Aber Joakim? Der setzt doch hoffentlich keinen Fuß mehr in dieses Haus.“
    „Ich weiß nicht … Sandra besucht ihn gerade im Krankenhaus.“
    „Er hat sie geschlagen, Mama. Verdammt noch mal. Sie darf nicht mit ihm zusammen sein.“
    „Du kannst nicht einfach jeden Mann verjagen, den du nicht magst.“ Damit meinte sie Käse-Henrik.
    „Deine Tochter wird verprügelt. Meine Schwester wird verprügelt. Egal, was du sagst, das werde ich nicht zulassen.“ Sie weinte wieder los.
    Ich bekam den Splitter zu fassen. Packte ihn mit den Zähnen. Zog ihn heraus.

Schwarze Taschen
    Am nächsten Nachmittag in der Bäckerei war Vicki krank. Das machte alles zunichte. Stattdessen war Abdu da. Ein netter Kerl. Kettenraucher. Die ganze Zeit musste ich ihn decken. Aus dem Senegal. In seinen Augen war Dame Edna eine Hexe. Sie hatte uns aufgefordert, Schwarze mit spitzen Nasen nicht zu bedienen. Das seien nämlich Ghanaer, und die dealten, meinte sie. Abdu beklagte sich am laufenden Band über Dame Edna. Auf die Dauer war das sehr nervig. Ich schickte Vicki eine SMS – im Büro

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