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Alles fuer die Katz

Alles fuer die Katz

Titel: Alles fuer die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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Haus gebracht?«
    »Nein, er kam von ganz allein mit. Aber da ich ja auf meinem Heimweg sowieso an Ihrem Haus vorbei muss, habe ich geklingelt, damit Sie wissen, dass er da ist.«
    »Das war sehr lieb von Ihnen, Miss Simpson. Wir waren ein wenig besorgt.«
    Ich eilte die Treppe hinauf. Helen hatte die Katze auf dem Schoß und blickte auf, als ich ins Zimmer stürzte.
    »Jetzt weiß ich, was mit Oscar los ist«, sagte ich.
    »Was weißt du?«
    »Warum er abends verschwindet. Er läuft gar nicht weg – er geht nur auf Besuch.«
    »Auf Besuch?«
    »Ja. Er geht gern aus, liebt Gesellschaft, besonders, wenn viele Menschen beisammen sind, und interessiert sich für alles.
    Er ist einfach gesellig.«
    Helen blickte auf das Pelzknäuel in ihrem Schoß.
    »Natürlich... das ist es... er ist ein Salonlöwe!«
    Wir lachten erleichtert, und Oscar schaute uns sichtlich vergnügt an und schnurrte. Bisher hatten wir immer gefürchtet, dass er uns weglaufen würde, aber jetzt waren wir sicher, dass er immer wiederkam.
    Von jenem Abend an hatten wir immer mehr Freude an ihm.
    Es war besonders amüsant, gerade diese Charaktereigenschaft an ihm zu beobachten. Er nahm äußerst gewissenhaft an allen gesellschaftlichen Anlässen der Stadt teil, wurde zu einem bekannten und beliebten Gast bei Whistturnieren, Schulkonzerten, Pfadfinderveranstaltungen, Wohltätigkeitsbasaren und Auktionen.
    Meistens wurde er herzlich empfangen, nur die landwirtschaftliche Kreiskommission warf ihn zweimal hinaus, weil sie ihn nicht bei ihren Sitzungen dabeihaben wollte. Zuerst hatte ich mir Sorgen gemacht, wie er durch den Verkehr kommen würde, aber ich sah ihm ein paar Mal nach und bemerkte, dass er sich nach allen Seiten umblickte, bevor er eine Straße überquerte.
    Alles in allem dankten Helen und ich dem Schicksal, dass es Oscar zu uns gebracht hatte.
    Er war zu einem Teil unseres häuslichen Lebens geworden.
    Dann kam der Schlag ganz unerwartet.
    Ich war mit der Abendsprechstunde fast fertig, und im Wartezimmer saßen nur noch ein Mann und zwei kleine Jungen.
    »Der Nächste, bitte«, sagte ich.
    Der Mann stand auf. Er hatte kein Tier bei sich. Er war im mittleren Alter und musste, aus seinem verwitterten Gesicht zu schließen, ein Landarbeiter sein. Er fingerte nervös an seiner Mütze.
    »Mr. Herriot?« sagte er.
    »Ja, was wünschen Sie?«
    Er schluckte, und dann sah er mir in die Augen. »Ich glaube, Sie haben meine Katze.«
    »Wie bitte?«
    »Meinen Kater. Hab ihn vor einiger Zeit verloren.« Er räusperte sich. »Wir wohnten damals in Missdon, aber dann bekam ich eine Stelle als Pflugführer bei Mr. Horne in Wederly. Und als wir nach Wederly umzogen, ist das Tier verschwunden. Wahrscheinlich wollte er ins alte Zuhause zurück.«
    »Wederly? Das liegt doch jenseits von Brawton – über dreißig Meilen entfernt.«
    »Ja, ich weiß, aber Katzen sind nun mal so.«
    »Und wie kommen Sie darauf, dass ich Ihren Kater habe?«
    Er drehte seine Mütze in der Hand. »Ein Vetter von mir hier in Darrowby hat mir von der Katze erzählt, die immer auf Versammlungen geht. Da musste ich kommen. Wir haben ihn überall gesucht.«
    »Sagen Sie mal«, fragte ich, »wie sah ihr Kater denn aus?«
    »Grau und schwarz und rötlich und gelb. Hübsch. Und er ist auch immer auf Versammlungen gegangen.«
    Eine kalte Hand schien mein Herz zu umklammern. »Dann kommen Sie mal bitte herauf. Sind das Ihre Jungs? Bringen Sie die beiden doch mit.«
    Helen legte gerade Kohlen ins Feuer.
    »Helen«, sagte ich. »Das ist Mr. äh... wie war doch ihr Name?«
    »Gibbons. Sep Gibbons. Ich wurde Septimus getauft, weil ich der Siebte in der Familie war, und mir wird’s wohl auch so gehen, denn ich hab schon sechs. Das hier sind unsere beiden Jüngsten.« Die beiden waren offenbar Zwillinge, etwa acht Jahre alt, und blickten feierlich drein.
    »Mr. Gibbons glaubt, Oscar gehöre ihm. Er hat seinen Kater vor einiger Zeit verloren.«
    Meine Frau legte die kleine Schaufel hin. »Oh... oh...« Sie versuchte zu lächeln. »Bitte, nehmen Sie doch Platz. Oscar ist in der Küche, ich hole ihn.«
    Sie kam mit der Katze im Arm zurück. Kaum war sie in der Tür, als die beiden Jungen aufschrien: »Tiger! O Tiger, Tiger!«
    Das Gesicht des Mannes schien aufzuleuchten. Er ging auf Helen zu und streichelte das Tier mit rauen Händen.
    »Da bist du ja, alter Freund«, sagte er und drehte sich strahlend nach mir um. »Er ist es, Mr. Herriot, er ist es, und sieht er nicht blendend aus?«
    »Sie nennen

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