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Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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Füßen tragen, weil das bei den Indianern auch so üblich sei.
    Und dann – jetzt war wieder die dicke Mutter dran – hätten sie angefangen, sich die komischen Kleider zu nähen. Anfangs hätten die Leute im Dorf sehr über sie gespottet und gelacht, doch dann wäre denen das Spotten und Lachen zu langweilig geworden und sie hätten damit aufgehört. Irgendwann seien die Leute sogar freundlich geworden, und heute würde kein Mensch mehr lachen.
    Die blöde Stöckeltante sagte wieder »Hm, Hm« – ich glaube, sie verstand zwar die Wörter, aber nicht die Worte.
    Ich weiß, ich habe mich etwas unglücklich ausgedrückt, aber wie soll ich es euch erklären? Also, was ich sagen wollte: Ich glaube, dass ihr oft die Worte hört, aber trotzdem nicht begreift, was der andere damit sagen will. Ich bin sogar der Auffassung, dass ihr überhaupt nicht verstehen wollt. Wenn ich euch so beim Reden beobachte, dann glaube ich, dass jeder nur darauf wartet, dass der andere nach Luft schnappt, um ihm dann ins Wort zu fallen und was ganz anderes zu erzählen. Na gut, genau das wollte ich mit meinem Satz »… verstand zwar die Wörter, aber nicht die Worte« sagen.
    Dann erzählte der Vater weiter. Irgendwann seien auch die Kinder auf die Welt gekommen und man habe sie so »erzogen« – was ist das wohl wieder für ein Menschenwort? – wie die Kinder in dem fernen Land. Die Kinder seien ganz normal zur Schule gegangen, hätten normale Berufe erlernt, und zwei von ihnen würden noch immer bei den Eltern leben und auch die komischen Kleider tragen. Nur der jüngste Sohn, sagte der Vater, hätte das nicht gewollt und gehe seinen eigenen Weg. Doch dies sei egal, da man ihn zu nichts zwinge. Dies könne man auch gar nicht, da die Indianer nie jemanden zu etwas zwingen.
    Ich fragte mich nur, warum dieser Junge nicht glücklich sein wollte, es macht doch Spaß, wenn man sich nicht ärgern muss! Also, ich bin auch immer wieder glücklich. Ein warmer Sonnenstrahl, eine warme Heizung nach einem guten Essen – dann fühle ich mich sehr wohl. Wenn es nach mir ginge, möchte ich immer glücklich sein.
    Ihr Menschen müsst viel mehr Fleisch aus Dosen essen und euch dann auf Heizungen legen. Das würde euch viel netter machen, glaubt es mir.
    Die Stöckelfrau befragte dann auch noch die Kinder über die glücklichen Menschen. Das Mädchen arbeitete in einem Haus, wo ihr Menschen eure Kranken hinbringt, der andere glückliche Junge ging noch zur Schule. Die Stöckelfrau wollte aber unbedingt auch den Jungen befragen, der sich für das Unglücklichsein entschieden hatte.
    »Das macht die ganze Sache rund«, sagte sie.
    Die glücklichen Eltern schüttelten den Kopf: Das sei nicht möglich, da der Junge mit dem »ganzen Rummel« nichts zu tun haben wollte und sich daher nicht vor den Kasten mit dem Mann dahinter stellen würde. Das wollte die dumme Kuh zunächst nicht einsehen, sprach davon, dass dann »vielleicht das ganze Projekt sterben« würde, weil »der Redaktion die Sache dann nicht rund genug« sei.
    Ich hörte immer »rund« …
    Was meint ihr Menschen denn wieder damit? Na ja, es soll mir gleich sein, ihr sollt auch eure kleinen Geheimnisse haben!
    Auf jeden Fall erklärten die glücklichen Menschen, dass es ihnen völlig egal sei, ob die Stöckel-Frau ihre Geschichte »rund« bekommen würde. Sie würden keinen Wert darauf legen, in der flimmernden Kiste zu erscheinen, man hätte dieses Gespräch nur geführt, weil die Stöckel-Frau so höflich darum gebeten hätte. Und die Indianer aus dem fernen Land seien nun mal höfliche Menschen.
    Die Stöckel-Frau meinte, dass sie »die Sache schon irgendwie verkaufen« könne und war plötzlich wieder sehr freundlich. Sie lief noch mit dem Mann hinter dem Kasten durch die Gegend und ließ diesen seine Kiste auf die verschiedensten Sachen der glücklichen Menschen richten. Dann packten sie ihre Sachen wieder in das Auto.
    Die glücklichen Menschen sahen gar nicht mehr so glücklich aus!
    Auch mit mir hatte der Mann mit dem Kasten etwas gemacht. Ich weiß zwar nicht genau was, ich kann aber berichten, dass es nicht weh getan hat. Aber irgendwie müssen mich die Leute in den Kasten gebracht haben. Viel später, und ich greife hier einmal auf das Ende meiner Erzählung voraus, habe ich erfahren, dass mich Eduard, Hildegard, der dicke Junge und das Mädchen in der flimmernden Kiste gesehen haben. Das Mädchen hatte mich sofort erkannt, aber nichts gesagt.
    Stöhn!!! Bis zu meiner Rückkehr zu dem

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