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Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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und Tieren Böses zu.
    Ha, jetzt reitet mich aber der Moralische – nur weiter so.
    Nehmt einmal die Wildschweine, von denen ich auf meiner Wanderung welche beobachten konnte: Sie wühlen im Dreck, reißen den Boden auf, stinken nach Suppenwürze und machen einen Höllenkrach. Aber was ist schon ein aufgewühltes Wildschwein-Loch gegen einen Platz, auf dem ihr zum Beispiel ein Haus oder eine Straße baut?
    Nichts!
    Ich habe auch gesehen, wie zwei Wildschweine kämpften: Schwein gegen Schwein – sie sahen sich in die Augen. Bei euch Menschen dagegen sah ich nie Mann gegen Mann – oder auch Frau gegen Frau – kämpfen. Ich glaube, und bitte verbessert mich, wenn es nicht stimmt, dass ihr eine andere Kampfart habt.
    Ohne in die Augen schauen …
    Aber, verdammt, ich weiche ab. Wo war ich stehen geblieben?
    Ach so, bei den Menschen, die in dem Stoffhaus lebten und gerade von lauten, lärmenden Menschen besucht wurden. Wenn ihr gestattet, und es bleibt euch gar nicht viel anderes übrig, fahre ich in meiner Erzählung wieder fort:
    Die Storchenfrau stöckelte noch etwas herum, stellte Fragen und schaute dabei immer zu den beiden Männern mit den Schnüren und Kästen rüber. Bald waren die fertig, die Frau setzte sich mit den Menschen in den seltsamen Kleidern an ein Feuer, rief »Drehen« und dann erzählten die Leute der Frau, die immer »Hm, Hm« sagte, aus ihrem Leben – genau, wie ich das hier auch mache. Ich lag dabei und hörte zu. Natürlich habe ich einige Dinge nicht verstanden, aber die lasse ich einfach weg.
    Also: Die Leute mit den seltsamen Kleidern waren eine Familie. Eine Familie allerdings, die nicht nur immer in die flimmernde Kiste schaut und abends am Tisch sitzt und Zahlen auf Papier schreibt, um damit zu ermitteln, ob man sich eine neue fahrende Kiste (ich weiß, ich weiß: Auto) kaufen kann.
    Die Familie vor dem Zelt hatte schon viele Dinge erlebt, die genau das bestätigen, was ich vorhin schon einmal laut dachte. Die Mutter sagte nämlich: »Die Menschen kämpfen nicht Auge in Auge, sondern irgendwie anders, gemeiner!«
    Mein Reden! Mein Reden!
    Auf jeden Fall waren die Frau und der Mann über die Menschen sehr traurig geworden und hatten überlegt, wie man sich vor der Brut aus dem Staub machen könnte. An dieser Stelle schob die Storchen-Tante mehrmals ein Wort ein, über das die Familie nur lachte: »Aussteigen, Sie wollten also aussteigen, nicht wahr? Der klassische Aussteigerfall.«
    Ich weiß zwar nicht, was diese Worte bedeuten, aber auf keinen Fall hatten sie mit dem zu tun, was die Familie wollte. Nein, die Mutter erzählte, dass man damals in ein anderes Land gefahren sei und dort Leute gesehen hätte, die »Indianer« heißen. An dieser Stelle fiel mir auch ein, woran mich die Leute erinnerten. In der flimmernden Kiste hatte ich mit dem dicken Jungen einmal gesehen, wie genau so Leute in seltsamen Kleidern immer vom Pferd fielen, wenn es krachte.
    Und genau so war die Familie hier gekleidet.
    Ich hatte bloß nicht gewusst, dass die Vompferdfaller »Indianer« hießen. »Indianer« brachte ich nur mit meinen WG-Freunden in Verbindung, die bekanntlich den Indianern helfen, indem sie essen und trinken.
    Der Mann erzählte dann, dass man in dem fernen Land ein Dorf besucht hätte, in dem nur Indianer lebten. Dieses Leben hätte ihnen gefallen: Die Indianer kämpften Auge in Auge, aßen Sachen, die nicht krank machen und zerstören auch nicht die Natur. Der Vater schaute dann aber traurig: »Wenn nur nicht das verdammte Alkohol-Problem wär …«
    Die Mutter berichtete, dass man dann wieder nach Hause gefahren sei und viele Bücher über die Indianer gelesen habe. Die Familie hätte beschlossen, genau wie diese zu leben, die flimmernde Kiste auf den Müll geworfen, das Auto verkauft und die Möbel – die Mutter sagte »Schrankwand« – verschenkt. Dann habe man sich in Steckenborn ein Haus gekauft und in dieses viel Holz genagelt, genau wie die glücklichen Menschen in dem fernen Land dies machten. Weiter habe man eine große Wiese gekauft, auf der im Sommer das Stoffhaus steht.
    Dann war wieder der Vater an der Reihe. Er habe sich in dem Dorf einen neuen Beruf gesucht, der hieß Schmied. Unter anderem, so erzählte er, würde er den Pferden Eisenteile unter die Füße nageln.
    Na, ich weiß nicht! Wenn ich mir vorstelle, dass man mir Eisen unter die Füße nagelt! Aber vielleicht haben Pferde da keine Schmerzen. Der Mann erzählte noch, dass seine eigene Pferde keine Eisen unter den

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