Alles für die Katz
gerne an.
Ich gebe zu, dass ich in der flimmernden Kiste – bei Hildegard und Eduard – gerne gesehen habe, wenn sich Leute aus einer früheren Zeit schlugen. Aber in Schmidt konnte ich schon bald an der Sache keinen Gefallen mehr finden.
Viele Menschen schrieen – Grüne, Bunte und Schwarze. Die Grünen beließen es aber nicht nur beim Schlagen. Sie griffen sich einzelne Leute heraus und führten sie zu Wagen, die wie Käfige aussahen.
Ich hörte einen Ober-Grünen immer »Festnehmen« rufen – ein Wort, das ich damals noch nicht kannte. Allerdings glaube ich, dass ich dieses Wort schon einmal gehört hatte, als meine WG-Freunde für die Indianer aßen und tranken.
Die Bunten und die Schwarzen – das möchte ich nur einschieben – nahmen keine Grünen fest.
Die Prügelei dauerte sehr lange – erst als es Abend wurde, gingen die Gruppen auseinander, fuhren aber noch nicht nach Hause. Die Grünen waren jetzt wieder auf der anderen Seite des Zauns, die Bunten und Schwarzen am Waldesrand, wo ihre Autos standen.
»Die werden doch wohl nicht nach Hause fahren«, schoss es mir durch den Kopf. Ich machte mich also schnellstens auf den Weg zu den Autos, fand aber den viereckigen Wagen, mit dem ich gekommen war, nicht mehr.
»Auch das noch« – da war ich mitten in eine Schlacht der Ritter der Windrad-Runde geraten und konnte mich noch nicht einmal verdrücken. Ich muss nämlich gestehen, dass ich wenig Lust verspürte, auch noch über Nacht bei den kämpfenden Menschen zu bleiben: »Wer weiß, was sich abspielen wird, wenn es dunkel wird? Vielleicht töten sich diese Menschen dann!«, dachte ich. Bei euch ist man sich ja nie sicher!
Mir blieb also nichts anderes übrig, als mich zu Fuß auf den Weg zu machen. Klug wie ich bin, ihr habt das sicher schon bemerkt, ging ich nicht über die Wege. Ich schlich durch den Wald, da viele Menschen jetzt wegfuhren. Wenn ich auf der Straße gegangen wäre, hätten sie mich bestimmt überfahren. Ich lief, bis es stockdunkel wurde.
Wie gerufen stieß ich auf ein Holzhaus, in dem tatsächlich einmal kein lästiger Mensch war. Auf einer alten Decke legte ich mich hin und schlief sofort ein.
Ich weiß nicht, wie lange ich so gelegen habe. Als ich wach wurde, war es auf jeden Fall richtig hell, und ich verspürte zunächst einmal einen riesigen …
… Hunger – richtig geraten.
Klar, wenn ich mir Mühe gegeben hätte, wäre mir bestimmt ein Mäuschen oder ein Vogel vor die Schnauze gekommen. Doch dies war mir nach der Aufregung des letzten Tages zu anstrengend. Also machte ich mich auf – zum Menschensuchen, wie ich das nenne.
Ich finde euch zwar oft sehr …, na ja, lassen wir das, aber eins gibt es bei euch immer: Etwas zu essen.
Ich wanderte also in die Richtung, in der ich mein Zuhause wähnte. Die Sonne schien, der Waldboden war trocken – das sind so Dinge, da macht es mir nichts aus, viele, lange Wege zu laufen. Ich hielt mich nicht einmal an der graden Strecke, sondern ging immer wieder ein Stück zur Seite, um etwas zu beschnüffeln oder ein kleines Päuschen auf sonnengewärmtem Moos einzulegen. Ich bin bestimmt einen halben Tag so gelaufen und hatte dabei meinen Hunger fast vergessen. Fast!
Als der Wald langsam weniger Bäume hatte, stand ich plötzlich vor einer Wiese, die ganz seltsam aussah.
WEISSE INDIANER
In der Mitte stand ein Stoffhaus, vor dem vier Personen in ganz seltsamer Kleidung saßen: Ein Mann trug kein Hemd, dafür aber auf dem Kopf Federn. Eine ältere Frau hatten ihren recht kräftigen Körper in ein weites Tuch gehüllt. Dann waren da noch ein Junge und ein Mädchen, die ebenfalls seltsame Kleider trugen. Die vier saßen um ein Feuer und taten Dinge, die ich nicht verstehen konnte.
»Egal«, dachte ich mir, »diese Menschen werden dich schon nicht über dem Feuer braten« – wie Katzenfresser sahen die nämlich wirklich nicht aus.
Ganz im Gegenteil: Von diesen Leuten ging eine große Freundlichkeit, ein unheimlicher Frieden aus. Habe ich »unheimlich« gesagt? – »Unheimlich« ist doch etwas Böses, aber trotzdem gebraucht ihr es auch – genau wie ich gerade – auch in …
Na, lassen wir das. Mit eurer Sprache stimmt so einiges nicht.
Was ich dagegen sagen wollte: Wir Katzen spüren sofort, wenn die Menschen glücklich und zufrieden sind. Und hier hatte ich den Eindruck.
Ich greife meiner Erzählung sicher nicht vorweg, wenn ich euch erzähle, dass dies in meinem ganzen Leben die einzigen Menschen gewesen sind, die wirklich
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