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Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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Mädchen sollte ich aber noch viele Wege gehen – vorerst war ich noch bei den Glücklichen. Und ich verspürte nicht die geringste Lust, diese zu verlassen.
    Zum Abschluss stellte sich die Stöckeltante alleine vor den Kasten und sagte nach mehrmaligem »Seh’ ich auch gut aus?« ein paar Worte: »Das war Judith Erzberger-Hinterlader für ›Menschen‹ – das aktuelle Magazin.«
    Frauen mit Doppelnamen habe ich sowieso gefressen.
    Als die aufgeregte Stöckelfrau mit den Männern weg war, zündete der Vater erst einmal ein Feuer an. Es wurde herrliches Fleisch gebraten, von dem ich einen riesigen Teil bekam. Dann stellte man mir sogar ein Schüsselchen mit Wasser hin, und die Mutter verneigte sich vor mir.
    Es müssen nicht nur glückliche, sondern auch höfliche Menschen sein, diese Indianer in dem fernen Land.
    Nach dem Essen spielte die Familie noch etwas mit kleinen Bällen, nach denen sie mit runden Dingern schlugen. Das Spiel sah so ähnlich wie das Ballschlagen aus, das sich Eduard oft in der flimmernden Kiste ansah und dann brüllte: »Der Boris hätte das früher viel besser hingekriegt!«
    Hier war alles viel natürlicher und keiner rief »Boris, Boris«, was ich als sehr angenehm empfand.
    Ich finde es nämlich störend, dass ihr immer schreien müsst, wenn ihr mit kleinen oder großen Bällen spielt. Ja, ihr brüllt sogar, wenn ihr nur zuschaut. Euch ist bestimmt schon mal aufgefallen, dass wir Katzen auch gerne mit Bällen spielen. Aber brüllen und schreien wir etwa dabei?
    Na also!!!
    Die glückliche Familie setzte sich nach dem Ballspiel vor keine flimmernde Kiste. Hier flimmerte nur das Feuer, um das alle mit seltsam verschränkten Beinen saßen.
    Der Vater machte auf einem Holz Musik, die Kinder schlugen dazu auf kleine Bom-Bom-Dinger, und die Mutter sang ein Lied in einer Sprache, die ich nicht verstehen konnte. Dazu aß man hin und wieder Fleisch und gab mir etwas davon ab. Dies gefiel mir, wie ihr euch denken könnt. Sehr früh ging die glückliche Familie schlafen. Keiner griff mich und zwang mich zum Schlafen, alle streichelten nur meinen Kopf und sagten »Gute Nacht«.
    So höflich waren die Menschen selten zu mir.
    Ich legte mich sehr nah an das Feuer, da es noch schön warm auf dem Boden war, aß noch etwas von dem trockenen, salzigen Fleisch und schlief herrlich ein. Sonst träume ich meistens etwas durcheinander: Mal bin ich ein anderes Tier, mal falle ich irgendwo runter und werde dann wach, mal kommt mir das Mädchen auf einer grünen Wiese entgegengelaufen und nimmt mich freudig in den Arm.
    Aber in dieser Nacht am Feuer hatte ich einen ganz seltsamen Traum: Ich war ein Mensch – nein, nein, ich sah nicht etwa so fell-los wie ihr aus. Nein, wir Katzen waren nur sehr groß und ihr sehr klein. Es sah schon lustig aus, wie ihr in eure Kleider stiegt, während wir Katzen unser schönes gemütliches Fell hatten. Ich selbst, und so begann mein Traum, saß sogar hinter dem runden Steuerdings von einer stinkenden Kiste und winkte Lola zu, die am Straßenrand stand.
    Vorne im Auto habt ihr so ein Ding, mit dem man nach hinten sehen kann. Ich glaube, ihr nennt es Spiegel. An diesem Spiegel hing nun eine Puppe, die wie Eduard aussah – das war schon sehr komisch. Und noch etwas fand ich in dem Traum sehr lustig. Es gibt bei euch so Katzen-Puppen, die ihr mit komischen Gummidingern an die Scheiben eurer Autos pappt. In meinem Traum war das genau umgekehrt. Hinten an meiner Scheibe klebte die komische Stöckelfrau mit Gummidingern am Fenster und sagte immer: »Das ist noch nicht rund genug.«
    Auch der traurige Braune kam in meinem Traum vor. Er war an das Ding genagelt, das im Kloster an jeder Wand hing. Mehrmals habe ich ihn angesprochen, aber er hat mich auch im Traum nur sehr traurig angesehen. An mich gekuschelt saß später Lola bei mir in der Stinkkiste und rieb ihren Kopf an meinen Beinen. Das gefiel mir sehr gut, und ich schlug ihr sehr freundlich auf den Kopf und sagte immer »Tocktocktock«. Das wiederum gefiel ihr, denn sie rieb ihren Kopf noch viel mehr an meinen Beinen.
    Mit Lola fuhr ich dann durch eine große Stadt. Überall standen Katzen rum und es war das Normalste auf der Welt, dass wir euch Menschen an Leinen führten. Manche von euch lagen auch in kleinen Körbchen und schliefen.
    Ich muss zugeben, dass ich euch überhaupt nicht störend fand – so als Tier!
    In meinem Traum fiel plötzlich das Weiße vom Himmel, das ihr Schnee nennt. Mir wurde kalt, ich wurde wach und

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