Alles fuer ihn - Band 3
bin bei den Philharmonikern angenommen …“
„Ja ja … das ist schön. Kannst du dir das vorstellen? Adam hat uns in einem seiner Jets eingeflogen. Wir wurden wie Könige behandelt. So etwas hätte ich von deiner Seite aus nie erwartet …“
Ich werfe meinem Vater einen Blick zu. Er zuckt hilflos mit den Schultern angesichts des Elans meiner Mutter. Bei ihnen hat sich nichts geändert. Meine Mutter hat immer noch genauso wenig Interesse an meiner Karriere wie vorher. Nur meine Beziehung zu Adam interessiert sie. Ich wusste nicht, dass sein Name im tiefsten Kanada so bekannt ist.
„Wie lange bleibt ihr?“
„Nicht lange. Wir haben das Geschäft einem Angestellten überlassen, aber dabei fühle ich mich nicht sehr wohl. Wir wollten vor allem sichergehen, dass es dir gut geht.“
Die Jets und der Luxus begeistern meinen Vater nicht. Seine Bescheidenheit ist erfrischend. Er muss sich in diesem Ambiente unwohl fühlen.
Meine Eltern bleiben in der Tat sehr kurz. Mit meinen Sitzungen, die allmählich Früchte tragen, und ihrem Interesse an der Station vergehen die zwei Tage, die wir gemeinsam verbringen, unglaublich schnell. Ich bedauere es überhaupt nicht, dass sie abreisen, denn meine Mutter lässt mir keine Ruhe mit meiner Figur, meinen Mahlzeiten, und fragt mich ständig, wie Adam Ritcher an mir Interesse finden kann … Meine Mutter ist charmant, ich kann sie nicht ändern. Ich weiß, dass ich ihr wichtig bin, aber sie hat eine komische Art, mir das zu zeigen. Mein Vater hingegen hat mir zugeflüstert, dass er stolz auf mich ist. Ich habe ihnen ein Stück vorgespielt, er hatte dabei Tränen in den Augen.
„Kommt gut in Kelowna an!“
„Sag Adam vielen Dank von uns. Und besucht uns bei Gelegenheit mal. Und sieh zu, dass du aus dem Rollstuhl kommst!“
Was bei Mama so viel heißt wie: „Erhol dich schnell, mein Schatz.“
Zumindest verstehe ich es lieber so. Ich bin gerührt, als sie fahren. Es stimmt, ich besuche sie nicht sehr oft.
„Ruf uns an, wenn du bei Adam bist!“
„Bei Adam?“
„Ja, bei Adam, schließlich wirst du doch morgen mit ihm nach Hause fahren, das hat er uns so gesagt. Du weißt doch sicher Bescheid?“
„Ja ja, klar. Das hatte ich nur kurz vergessen.“
Nein, ich weiß überhaupt nicht Bescheid!
Das Taxi fährt mit meinen Eltern davon. Ich unterdrücke meinen Ärger gekonnt vor ihnen, doch kaum bin ich in meinem Zimmer, explodiere ich.
Ich fahre nicht zu mir nach Hause?! Warum hat Adam mir nichts gesagt? Wieder hat er einfach über meinen Kopf hinweg für mich entschieden! Und wenn ich dazu keine Lust hätte? Mit ihm zusammen zu sein, ist ein großes Glück, aber ich will nun einmal auch zurück nach Hause, Claire wiedersehen, mein Leben weiterführen!
Ich koche innerlich, aber es ist sehr schwer, sich in einem Rollstuhl die Beine zu vertreten. Ich rufe den Physiotherapeuten an und bitte ihn um eine neue Trainingseinheit im Schwimmbad. Diese körperliche Betätigung wird mir helfen, meine Wut abzubauen. Der Therapeut ist allerdings überrascht – nur selten hat er mich so entschlossen erlebt. Ich bestehe darauf, weiterzumachen, noch weiter zu gehen.
Ich ertrage diesen Rollstuhl nicht mehr! Ich möchte allein zurechtkommen und meine Selbstständigkeit zurückhaben.
Ich bestehe darauf, mit den seitlichen Schienen zu arbeiten. Der Therapeut stimmt zu, er hat keine Wahl. Ich mache das auch ohne ihn, wenn er mir nicht hilft, da weiß er Bescheid! Ich stehe aus dem Rollstuhl auf und stelle die Holme des Gehbarrens unter meine Arme. Ich stehe aufrecht und verlagere das gesamte Gewicht meines Körpers auf das Gerät, sodass meine Beine kaum noch Gewicht tragen. Ich konzentriere mich darauf, einen Schritt zu machen. Mein Fuß hebt sich, ich spüre so etwas wie einen Schlag in meinem Bein. Ein Schritt, ich mache einen Schritt! Ich schwitze, mir ist heiß, die Anstrengung ist immens, aber ich habe einen Schritt gemacht! Triumphierend blicke ich zum Therapeuten. Er ermutigt mich mit einem Kopfnicken:
„Wir versuchen einen zweiten, aber lassen Sie die Holme nicht los!“
Mein rechter Fuß hebt sich und macht ebenfalls einen Schritt. Ich gehe noch nicht wirklich, aber meine Beine haben beschlossen, wieder damit anzufangen.
4. In seiner Welt
Viel weiter gehen meine Fortschritte in Aspen nicht. Der Therapeut ist recht zufrieden, aber ich bin eher enttäuscht. Ich habe davon geträumt, Aspen mit einem Stock statt eines Rollstuhls zu verlassen … Egal! Wieder einmal ist es
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