Alles fuer ihn - Band 5
und Ihre Freundin zum Präsidium kommen? Wir haben einen Verdächtigen festgenommen.“
„Natürlich, wir sind … äh … in zehn Minuten da.“
„Ausgezeichnet, bis gleich.“
Ich lege auf und mache vor Verblüffung große Augen.
„Und?“, fragt mich Claire.
„Das war Kommissar Owell, sie haben jemanden festgenommen, wir sollen hinkommen.“
Wir brauchen weniger als zehn Minuten bis zum Büro von Hauptmann Owell, der sichtlich ungeduldig auf uns wartet. Sobald er uns erblickt, hellt sich sein Gesicht auf und er kommt auf uns zu.
„Meine Damen, wenn Sie bitte in mein Büro gehen würden, wir wollen uns ungestört unterhalten.“
Wir nehmen Platz, gespannt darauf, was nun folgt. Der Polizist ergreift wieder das Wort.
„Die Untersuchung der DNA-Spuren auf der Flasche hat zu einem Namen aus unseren Akten geführt. Wir haben ihn heute Morgen festnehmen können. Jetzt befindet er sich im Präsidium.
„Wer ist es?“ fragt Claire.
„Sagt Ihnen der Name Terry Miller etwas?“
„Überhaupt nichts, und dir Claire?“
Claire schüttelt den Kopf. Wir haben diesen Namen noch nie gehört.
„Gut, dann sagt Ihnen vielleicht sein Gesicht etwas mehr. Wenn Sie mir bitte folgen würden.“
Kommissar Owell führt uns in einen kleinen Raum, hinter einem dieser Polizeispiegel, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Ich merke, wie angespannt Claire ist, auch mein Herz schlägt etwas schnell. In dem Raum ist es dunkel und auch wenn ich weiß, dass man uns nicht sehen kann, ist es doch ziemlich irritierend, jemanden so zu beobachten.
Aber meine Unsicherheit verfliegt, sobald ich meinen Blick auf diesen Mann richte. Sein Kopf ist nach unten geneigt, er blickt auf seine Hände. Was ich von ihm sehe, genügt: der breite Kiefer, die platte Nase, die breiten Schultern … Das letzte Mal habe ich nicht viel mehr von ihm gesehen. Ich greife nach Claires Arm und weiche von der Scheibe zurück.
„Das ist der Mann, der mich überfallen hat!“
2. Angenehme Auszeit
Ganz sicher: Dieser Mann hat mich vor ein paar Wochen vor unserer Haustür überfallen. Ich erinnere mich daran, als sei es gestern gewesen. Daran, dass er mich am Mantelkragen aus dem Auto gezerrt und auf den Boden gestoßen hat. Ich erinnere mich noch genau an seine Drohungen: „Hör auf, bevor es zu spät ist.“
Angst überkommt mich, dieser Mann ist zu allem fähig. Direkt vor meinen Augen steht der Beweis dafür, dass nicht nur unser Zuhause wegen meiner Beziehung zu Adam abgebrannt ist, sondern auch dafür, dass ich allein Schuld daran habe, dass Claire dies alles gerade durchmachen muss. Was wird noch alles geschehen, wenn von nun an auch die Menschen, die mir nahestehen, nicht mehr sicher sind?
„Sie sind überfallen worden, Miss Haydensen?“
Die Stimme von Kommissar Owell holt mich in die Realität, in dieses dunkle, kleine Zimmer zurück.
„Ja, vor einiger Zeit.“
Ich hauche die Wörter nur.
„Und sie sind deswegen nie zur Polizei gegangen?“
„Nein.“
Ich war naiv und dachte, dass dem nichts folgen würde, dass ich es bloß vergessen müsste.
„Nun gut, ich denke, dass wir uns in meinem Büro weiterunterhalten sollten.“
Claire folgt mir schweigend.
Ist sie mir böse?
Ich drehe mich zu ihr, ihr Gesicht wirkt hart. Gilt dieser Ausdruck mir oder dem Mann hinter der Scheibe? Schnell beruhigt sie mich. Sie drückt meinen Arm als Zeichen ihrer Unterstützung. Sie steht hinter mir, ich habe nichts zu befürchten.
Wieder nehmen wir beide vor dem Schreibtisch des Kommissars Platz. Und ich erzähle ihm alles: die Briefe, der Überfall, die Anrufe, die Lügengeschichten in der Zeitung und das schreckliche Gespräch mit Paul am Abend des Erdbebens. Kommissar Owell hört mir aufmerksam zu, notiert sich das eine oder andere, stellt mir Fragen. Glücklicherweise macht er mir keine Vorwürfe, dass ich nicht früher gekommen bin. Wenn ich das alles früher erzählt hätte, hätte der Brand dann verhindert werden können? War ich zu naiv, zu glauben, dass das alles nicht weitergehen würde? Komissar Owell erzählt uns, dass Terry Miller sich nicht zum ersten Mal strafbar gemacht hat und dass er ihm und seinen Kollegen durchaus bekannt ist. Anscheinend sitzt er entweder im Gefängnis oder er verhält sich eine Zeit lang unauffällig, um anschließend neue Straftaten zu begehen.
Plötzlich werde ich erneut unruhig. Wird dieser Mann etwa erfahren, dass ich ihn wiedererkannt habe? Wenn er hier wieder herauskommt, wird er sich dann nicht rächen,
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