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Alles Gold der Erde

Titel: Alles Gold der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bristow Gwen
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Gefühle beim Anblick des zerfallenden Calico-Palastes in der Nacht des ersten Brandes denken. Damals hatte sie geglaubt, ein Teil ihres Wesens sterbe.
    »Und der Calico-Palast«, sagte Pocket, »das sind Sie. Jedes Bild, jeder Teppich, jeder Tisch, jedes Kartenspiel, jede Flasche an der Bar – das alles sind Sie. Ist es etwa nicht so?«
    »Doch«, erwiderte Marny aufrichtig. »Sie haben recht. Ich liebe den Calico-Palast. Ich liebe ihn mehr als alles andere, das ich jemals besessen habe. Deshalb bin ich Dwight so dankbar dafür, daß er das Haus derart massiv gebaut hat.«
    Pocket lehnte sich zurück. Er blickte sie nachdenklich an. Seine braunen Augen musterten bewundernd ihre roten Locken, ihr dunkelblaues Kleid, ihre kräftigen, geschmeidigen Hände. Unter diesem prüfenden Blick mußte Marny plötzlich kurz auflachen. »Wissen Sie denn nach so langer Zeit immer noch nicht, wie ich aussehe?«
    »Ich liebe Ihr Aussehen.«
    »Vielen Dank. Aber jetzt wird es Zeit, daß ich Sie wieder an Ihre Arbeit gehen lasse.«
    »Noch nicht.« Er berührte die Papiere auf dem Tisch. »Das hat keine Eile.«
    »Ich muß aber wieder zu meinen Spielkarten zurück.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das hat auch keine Eile. Wenn Sie jetzt schon anfingen, dann müßten Sie ja zwölf Stunden arbeiten, und so sehr lieben Sie den Calico-Palast nun auch wiederum nicht. Nicht einmal dann, wenn er das einzige wäre, was Sie hätten.«
    »Das habe ich nicht gesagt, Pocket.«
    »Aber ich sage es. Er ist das einzige, was Sie haben. Deswegen fürchten Sie sich ja auch so sehr, ihn zu verlieren.« Pocket sah sie scharf an. »Wünschen Sie eigentlich niemals noch etwas mehr?«
    Marny starrte ihm ins Gesicht. In diesem Ton hatte Pocket noch nicht mit ihr gesprochen. »Wovon reden Sie denn da?«
    »Ich rede von Ihnen.«
    »Das hört sich aber nicht sehr höflich an.«
    »Ich bemühe mich nicht um Höflichkeit. Höflich zu sein, das fällt mir nicht schwer. Schwer fällt es dagegen, ehrlich zu sein, und in diesem Augenblick bin ich ehrlich. Sie sind eine hübsche und großartige Person, Marny, und Sie verdienen mehr, als Sie bisher bekommen haben.«
    Marny hörte ihm verwundert zu. »Und was sollte ich bekommen?«
    Pocket schaute sie fest an. »Marny, ist es denn sehr befriedigend, ein Gebäude aus Steinen und Eisen zu lieben? Verlangt es Sie niemals nach einem Wesen, das Ihre Liebe erwidert?«
    »Was versuchen Sie mir eigentlich zu erzählen, Pocket?« fragte sie erstaunt.
    »In einem fort verlieben sich Männer in Sie.«
    »Das hat in San Francisco nichts zu bedeuten«, erwiderte sie knapp. »Ich verschenke nicht so schnell mein Vertrauen.«
    »Aber Sie sind liebenswert«, entgegnete Pocket, »Sie sind sogar äußerst liebenswert.«
    »Ach, verdammt noch mal!« platzte Marny heraus. Sie blickte zu Boden und stützte ihre Stirn auf die Hand. Mit leiser Stimme sagte sie dann:
    »Pocket, wir waren so gute Freunde. Machen Sie unsere Freundschaft doch jetzt nicht kaputt.«
    »Was mache ich denn kaputt?« fragte er überrascht.
    Sie antwortete, ohne aufzusehen. »Pocket, ich habe oft darüber nachgedacht. Ich habe Sie und Hiram sehr gern. Ein Grund dafür ist der, daß ihr beide mich niemals bedrängt habt. Ihr habt mich wie eine Persönlichkeit behandelt und nicht bloß einen Frauenkörper in mir gesehen.«
    Unvermittelt brach sie ab. Pocket schwieg. Marny blickte immer noch nicht auf. »In dieser Stadt wird jede Frau, die nicht absolut widerwärtig ist, bis zum Überdruß gejagt. Gewiß, es macht uns Spaß, beachtet zu werden. Daß Männer uns attraktiv finden, gefällt uns auch. Was wir aber hier erleben müssen, das ist ja direkt ekelhaft.«
    »Jetzt hören Sie mir mal gut zu«, begann Pocket. »Ich lebe schon länger hier als Sie. Ich weiß, was Sie meinen. Es wundert mich durchaus nicht, daß Sie von Überdruß sprechen. Aber ich rede von etwas ganz anderem.«
    »Ich wünschte, Sie würden damit aufhören.«
    »Ich werde nicht aufhören«, versetzte Pocket entschlossen, »und Sie werden mir zuhören. Ich habe in den vergangenen Wochen häufig an Sie denken müssen. Und ich bin dahintergekommen, daß ich Sie liebe und Ihnen helfen möchte, glücklich zu sein. Es hat mich wirklich verblüfft, Marny, als ich dahintergekommen bin. Und ich glaube, wenn wir verheiratet wären …«
    Marny warf ihren Kopf in die Höhe.
    »Verheiratet?« Sie stieß ein Lachen aus. »Pocket, seien Sie doch kein Narr! Weshalb, um alles in der Welt, wollen Sie mich

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