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Alles Gold der Erde

Titel: Alles Gold der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bristow Gwen
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erwartet. Ohne viel darüber nachzudenken, hatte sie Pocket für flatterhaft gehalten, weil seine Taschen immerzu vollgestopft waren mit allerlei Kram. Ein lieber Kerl war er natürlich, den jedermann mochte und dem jedermann vertraute, aber doch kein Mensch, der scharf zu denken verstand. Jetzt aber sagte sie sich, daß sie ihn eigentlich besser hätte kennen müssen. Die Buchhandlung war freilich kein pompöses Unternehmen – im Vergleich zum Calico-Palast handelte es sich um einen bescheidenen Laden –, doch dieser Laden wurde von den Honoratioren der Stadt regelmäßig besucht, und ohne Zweifel arbeitete er mit Gewinn.
    Pockets Büro war ein Eckzimmer mit drei Fenstern. Die Einrichtung konnte sich sehen lassen. Marny erblickte einen wohlgeformten Schreibtisch mit einem Ledersessel und einer Lampe. In der Nähe stand ein Tisch mit zwei Lehnstühlen. Auf diesem Tisch lagen einige Geschäftspapiere. Der eine Stuhl war zurückgeschoben. Pocket schien diese Papiere bearbeitet zu haben, als er plötzlich gerufen worden war. Zwischen den Fenstern gab es Bücherschränke, und an den Wänden hingen eine Lithographie der Golden Gate und ein gerahmter Straßenplan von San Francisco. Der Raum war nicht übermäßig gepflegt, aber er wirkte doch sehr ordentlich. Er war das Arbeitszimmer eines Mannes, der einen klaren Kopf besaß und wußte, was er wollte.
    Marny drehte sich um, als sie Schritte vernahm.
    Pocket kam ihr mit ausgestreckter Hand und freundlichem Willkommenslächeln entgegen. Ein gut aussehender Mann, dachte sie. Er hat ein festes Kinn und klare Züge; er ist auch gut angezogen: dunkler Geschäftsanzug und gekräuseltes weißes Hemd …
    »Es freut mich sehr, Sie zu sehen, Ma'am.« Er trat zum Tisch und rückte ihr einen der Lehnstühle zurecht. »Nehmen Sie doch Platz.«
    Marny sprach offen. »Pocket, wenn ich Ihnen ungelegen komme, dann sagen Sie's mir nur. Ich kann warten oder ein andermal herkommen.«
    »Ihr Besuch ist mir ganz und gar nicht ungelegen«, versicherte Pocket. Marny deutete auf die Papiere. Sie zeigten eine Art Plan. Andere, kleinere Blätter waren mit Zahlen bedeckt. Daneben lagen viele Bleistifte. »Ich habe Sie doch nicht etwa gestört?« fragte sie nüchtern.
    »Ich habe nur ein bißchen mit Mr. Fenway geschwätzt.«
    »War es auch nichts Wichtiges?«
    »Mr. Fenway kam, um ein Dokument abzuholen, das er mir nach dem Brand zum Aufbewahren übergeben hatte. Wir haben uns bloß unterhalten, als Hiram mir sagte, daß Sie mich zu sprechen wünschen.«
    »Schön«, erwiderte Marny und nahm den Stuhl, den er ihr angeboten hatte.
    Pocket lächelte sie liebenswürdig an. »Hiram meint, Sie kämen in einer Privatangelegenheit. Soll ich die Tür abschließen?«
    »Ja, tun Sie das, Sie netter und aufmerksamer Mann.«
    Pocket schloß die Tür und kehrte an den Tisch zurück. Nachdem er die Papiere zur Seite gewischt hatte, setzte er sich ihr gegenüber hin. Marny legte die Skizzenmappe auf den Tisch. Dann zog sie ihre Handschuhe aus und kam direkt auf den Zweck ihres Besuches zu sprechen.
    »Ich möchte, daß Sie mir einen Gefallen tun, Pocket. Wollen Sie einen Brief für mich schreiben?«
    »Aber gewiß«, antwortete er zuvorkommend. »Mit dem größten Vergnügen.«
    »Es dreht sich um einen Brief, den ich geschrieben haben möchte, selber aber nicht schreiben will. Und es dreht sich um einen Brief, den ich auch nicht von einem Anwalt oder einem sonstigen fremden Menschen schreiben lassen will. Ein Freund muß das für mich besorgen.«
    »Ich bin ein Freund«, bemerkte Pocket.
    »Ja, das sind Sie«, sagte Marny entschieden. »Und was noch mehr zählt: Sie können den Mund halten.« Sie lächelte ihn an. »Ehrenwort?«
    »Ehrenwort.« Er lächelte auch. In geschäftsmäßigem Ton fragte er dann: »Und an wen soll dieser Brief gerichtet werden?«
    »An Dwight Carson in New York.«
    Es war Pocket nicht anzumerken, ob ihn diese Eröffnung verblüffte. »Gut«, erwiderte er. »Und was soll ich ihm schreiben?«
    »Ich möchte, daß Sie von seinen Häusern berichten. Schreiben Sie ihm, daß alle sieben die Katastrophe überlebt haben. Schreiben Sie ihm, daß sie dem Feuer widerstanden haben, während ringsum alles in Schutt und Asche gesunken ist.«
    Pocket nickte. »Das werde ich tun.«
    »Wenn die Alta in New York eintrifft, wird er die Liste der unbeschädigten Gebäude lesen. Aber ich will, daß er Einzelheiten erfährt. Seine Arbeit bedeutet ihm so viel. Ich glaube nicht, daß er außer mir einem

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