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Alles Gold der Erde

Titel: Alles Gold der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bristow Gwen
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es wieder zum Leben erwachte.«
    Marny sagte nichts. Mit einem Finger strich sie auf dem Fensterbrett hin und her.
    Pocket stand noch am Tisch.
    »Aber jetzt ist mein Herz nicht mehr ausgeschaltet. Ich liebe Sie, Marny.«
    Wieder wurde es still. Marny hatte ihr Gesicht abgewandt. Sie war bestürzt. Pocket gestand ihr seine Liebe, und Pocket zählte zu den aufrichtigsten Menschen, die ihr jemals begegnet waren. Norman hatte Hortensia erzählt, wie leicht die Frauen in Kalifornien ihre ungeliebten Männer los wurden. Marny wußte, daß sie selbst nicht so würde handeln können. Sie hatte einen unabhängigen Charakter, aber sie besaß nicht die Gefühllosigkeit, einen Mann wie Pocket eines Tages von sich zu stoßen, als wäre er ein zerbrochener Stuhl. Seine Worte hatten sie in ihrem Innern aufgewühlt, und es war ihr gar nicht recht, daß es in ihrem Innern etwas aufzuwühlen gab.
    Endlich drehte sie sich um.
    »Haben Sie auch nicht vergessen, daß ich mich ziemlich viel herumgetrieben habe?«
    »Das weiß ich«, antwortete er gelassen.
    »Und das war nicht immer reine Liebe.«
    »Ich verstehe.«
    »Wirklich?«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Pocket. »Sie hatten Affären mit der Hälfte der Bevölkerung. Und ich hatte Affären mit der andern Hälfte der Bevölkerung. Und natürlich wissen Sie auch, daß wir beide lügen.«
    »Warum sagen Sie das?«
    Pocket lächelte weise. »Weil Sie viel zu anspruchsvoll sind, mein liebes Mädchen. Und was mich angeht, so bin ich in dieser Hinsicht ganz brauchbar, aber so übermäßig brauchbar bin ich schließlich auch nicht.«
    Marny lachte. »Pocket, ich habe Sie gern.« Sie wurde wieder ernst. »Gut, lassen wir's damit sein Bewenden haben. Ich hatte einige Liebhaber. Fürchten Sie nicht, ich könnte eines Tages eine Abwechslung wünschen?«
    »Möglich. Aber in diesem Fall würden Sie es mir sagen, bevor Sie gingen. Sie würden mich nicht betrügen.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Weil ich Sie kenne«, erwiderte Pocket. »Ich habe eine Menge gelernt, seit mir dieses Mädchen das Herz betäubt hat. Sie sind ehrlich. Sie betrügen sich selber nicht, wenn Sie Patiencen legen. Sie betrügen auch die Spieler nicht. Ein Mensch, der ehrlich gegen sich selbst ist, der ist auch ehrlich zu andern.«
    Nachdenklich zog Marny an einer ihrer roten Locken, die auf ihre Wange geglitten war. »Ja, ich entsinne mich, daß Shakespeare etwas über dieses Thema geschrieben hat. Sie haben recht. Wenn wir verheiratet wären, würde ich keine Seitensprünge machen. Das bringt so viel Scherereien mit sich.«
    »Nein, Frauen nehmen solche Scherereien gern auf sich. Aber Sie wünschen ein einfaches und geordnetes Leben. Wollen Sie mich also heiraten?«
    Marny sah zum Fenster hin. Dann sah sie ihn an. »Ich kann nicht kochen«, gab sie zu bedenken.
    »Dann ziehen wir eben in ein Hotel.«
    »Ach, Pocket, hören wir doch mit diesem Unsinn auf! Wir können nirgendwo hinziehen. Wir können nicht heiraten. Wir sind zu verschieden. Wir finden nicht an den gleichen Dingen Gefallen.«
    »Würde das denn eine Rolle spielen, solange wir an uns selber Gefallen finden?«
    Wieder betrachtete Marny ihre Hände. Sie spreizte die Finger, als sei sie stolz auf sie. »Es würde eine Rolle spielen!« protestierte sie. »Sie trinken nicht, Sie spielen nicht …« Plötzlich blickte sie auf. Ihre grünen Augen funkelten neugierig. »Pocket, warum tun Sie das eigentlich nicht?«
    »Warum tue ich was nicht?«
    »Warum trinken Sie nie einen Tropfen Schnaps?«
    Pocket fing zu lachen an. Sein Lachen wurde fast zu einem Kichern, wie es kleine Buben von sich geben, wenn man sie bei einem harmlosen Streich erwischt hat. »Wenn ich's Ihnen erzähle, werden Sie mein Geheimnis dann auch nicht verraten?«
    »Natürlich nicht. Aber was ist daran so geheimnisvoll?«
    »Es ist geradezu peinlich. Tatsache ist, Marny, ich trinke nicht, weil ich nicht trinken kann.«
    »Sie wollen mir doch nicht etwa sagen, daß Sie zu jenen Leuten gehören, die nach einer Kostprobe so lange weitersaufen müssen, bis sie restlos erledigt sind? Das kann ich nicht glauben.«
    »Ich war noch nie in meinem Leben betrunken«, beteuerte Pocket. »Ich werde überhaupt nicht betrunken. Der Schnaps macht mich nicht besoffen. Er versetzt mich in tiefen Schlaf. Ein Gläschen genügt, und schon muß ich gähnen. Zwei Gläser, und mein Kopf rutscht auf den Tisch, und ich schlafe. Ich kann nichts dafür. Ich bin nun mal so beschaffen. Wie oft habe ich Männer an den

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