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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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wechselte sogleich das Thema. »Können Sie mir sagen, wo ich meine Mutter finden kann?«
    »Ach, dann haben Sie ihren Brief gar nicht bekommen?«
    Kendra fühlte sich plötzlich beunruhigt. »Einen Brief? Welchen Brief?«
    »Sie gab ihn einem Mann, der in die Berge aufgebrochen ist«, entgegnete Vernon. »Er sagte, vielleicht gehe er nach Shiny Gulch, aber offenbar hat er das doch nicht getan. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Der Brief ist nicht verloren. Mrs. Taine hat sich gesagt, der Mann werde Sie am Ende nicht finden, deshalb hat sie eine Kopie hinterlassen.«
    Kendra fröstelte am ganzen Leib. »Aber wo ist sie denn?«
    »Oberst Taine ist versetzt worden«, antwortete Vernon, »und zwar nach Fort Monroe.« Und als sie verblüfft dreinschaute, erklärte er: »Hampton Roads in Virginia.«
    Kendra hörte sich diese Worte nachsprechen. Sie klangen, als kämen sie aus dem Schacht eines Brunnens:
    »Hampton Roads in Virginia.«
    Vernon hätte ebensogut ›Sansibar‹ sagen können.

27
    Plötzlich fielen ihr die Deserteure ein.
    »Wie ist meine Familie denn fortgereist?«
    »Der Befehl traf zu einem Zeitpunkt ein, als San Francisco noch nicht ganz so verrückt war wie heute«, sagte Vernon. »Oberst Taine und seine Frau sind auf einem Schoner nach Monterey gesegelt und von dort aus weitergereist. Ich werde ihnen den Brief holen.«
    Er ging wieder ins Zimmer. Mr. Archwood begann sich mit dem Soldaten zu unterhalten, so daß Kendra Gelegenheit fand, sich zu sammeln. Er hatte erkannt, daß sie einen schweren Schlag verwinden mußte. Sie trat ein paar Schritte zur Seite und flocht die Finger ineinander. Plötzlich bekam sie das unheimliche Gefühl, hier schon einmal gewesen zu sein. Zudem wurde sie von der ihr nur allzu bekannten Angst heimgesucht: ich bin im Wege, und niemand liebt mich, weil ich ein unerwünschtes Kind bin.
    Vernon übergab ihr den Brief der Mutter. Er war an Mrs. Ted Parks adressiert. Als sie sich an Bord eines Schiffes begaben, um an die Ostküste des Kontinents zu gelangen, war es weder Alex noch Eva in den Sinn gekommen, daß Kendra vielleicht mit ihnen fahren wolle. Sie hatten geglaubt, sie sei in wohlbehüteter Ehe verheiratet.
    Dieser Meinung war auch Vernon noch. Gerade jetzt sagte er, wie gern er bei ihr bleiben und sich die Abenteuer anhören wollte, die sie und Ted in Shiny Gulch erlebt hatten. Doch fand er dazu leider keine Zeit. Die Reihen waren durch die vielen Desertionen derart gelichtet, daß die bei der Fahne gebliebenen Männer mehr Pflichten auf sich zu nehmen hatten, als sie nach menschlichem Ermessen tragen konnten. Er lächelte matt. »Entsinnen Sie sich noch, wie wir darüber lamentiert haben, daß hier nichts los sei?«
    Kendra bemühte sich, ihn anzulächeln. Vernon trat wieder in sein Büro. Sie blieb stehen, wo sie war, und kam sich wie eines jener aufgegebenen Schiffe in der Bucht vor. Doch etwas in ihrem Inneren fragte sie:
    Was ist denn eigentlich so schlimm an deiner Situation? Du hast doch nie gern mit deiner Mutter und deinem Stiefvater zusammen gelebt. Du hast neun Kilogramm Gold. Du kannst zu Chase & Fenway gehen und sie fragen, ob ein Zimmer zu mieten ist. Und danach erst brauchst du dir Gedanken über deine nächsten Schritte zu machen …
    Sie erzählte Mr. Archwood, daß sie nun gern zum Laden der Herren Chase und Fenway reiten wolle. Wiederum erklärte er sich zur Begleitung bereit. Wiederum war sie froh, ihn zur Seite zu haben, wenngleich sie ihm gegenüber protestierte. Archwood stellte keinerlei Fragen, sie war ihm dankbar dafür.
    »Mr. Archwood, Sie sind so liebenswürdig … ich muß Ihnen etwas erklären.«
    »Das brauchen Sie durchaus nicht«, war die ruhige Antwort. »Ich kann mir schon denken, welche Schwierigkeiten Sie haben.«
    »Wieso denn?«
    »Ich habe gehört, daß der Soldat Sie Mrs. Parks genannt hat, und ich habe diesen Namen auch auf dem Brief Ihrer Mutter gelesen. Ein Mann, der vor einigen Tagen bei Mrs. Beechams gegessen hat, wußte mir von Ihnen zu erzählen. Er war in Shiny Gulch gewesen und hat von einer Ihrer Freundinnen eine Geschichte gehört …«
    »Einer Freundin!«
    »Aber ja … eine Mrs. Cosey, Mosey, Posey …«
    »Ich hoffe, sie stürzt in die Schlucht und bricht sich ihr feistes Genick!« Zitternd vor Wut erzählte Kendra ihm von dieser heimlichen Lauscherin Mrs. Posey. »Ich heiße Kendra Logan. Und es ist schrecklich, wenn jedermann in der ganzen Stadt seine Nase in meine Privatangelegenheiten steckt!«
    Zu ihrer

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