Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
Verwunderung fing Archwood zu lachen an.
    »Was gibt's denn da zu lachen?« fuhr sie auf.
    »Liebes Kind, ich lache über Ihre Befürchtungen. Kein Mensch befaßt sich mit Ihren Privatangelegenheiten. Die Leute befassen sich mit Gold und mit der Frage, wie die Ladungen gelöscht werden können, und wieder mit Gold und noch einmal mit Gold und wie sie Mannschaften für ihre Schiffe bekommen und abermals mit Gold, Gold und immer von neuem mit Gold. Ich habe zufällig das Gerede dieses Mannes gehört, aber ich hätte nie wieder daran gedacht, wenn ich Ihnen nicht begegnet wäre. Das war ein harmloser Tölpel – Turner hieß er, wenn ich mich recht entsinne.«
    Kendra entsann sich sehr wohl dieses Frank Turner aus Shiny Gulch, der ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte. Sie fragte sich, wie oft inzwischen ihre Geschichte wohl ausgeschmückt und zugerechtgestutzt worden sein mochte.
    Sie kamen zum Laden. Ein Dutzend Kunden kaufte Vorräte für die Goldfelder ein. Mr. Chase und Mr. Fenway waren beide anwesend; außerdem gab es einen Angestellten, den Kendra nicht kannte. Als sie mit Mr. Archwood hereinkam, rief Mr. Chase ihnen einen Gruß entgegen. Wenig später trat er zusammen mit seinem Kompagnon zu ihr. »Hiram Boyd ist schon dagewesen«, erzählte Mr. Chase, »er hat berichtet, daß … nun, Hiram sagte, Sie wollen nicht darüber reden, aber es tut mir sehr leid, daß die Dinge einen solchen Verlauf nahmen.« Mr. Fenway schüttelte den Kopf und seufzte, als habe er nichts Besseres erwartet. »Und jetzt«, erkundigte sich Mr. Chase, »was kann ich für Sie tun?«
    »Ich hätte gern einen Rat«, erwiderte Kendra. »Oder sind Sie zu beschäftigt?«
    »Keineswegs«, beteuerte Mr. Chase. »Watson!« rief er dem Angestellten zu. »Kümmern Sie sich um den Laden.«
    Sie gingen alle vier in das Büro, wo ihnen Mr. Chase Stühle am Schreibtisch anbot. Beim Hinsetzen fuhr er sich mit einem Taschentuch über die Stirn. »Es ist eine wahre Wonne, sich einen Moment ausruhen zu können«, meinte er. »Heutzutage hat man alle Hände voll zu tun, um seinen eigenen Kram zu erledigen. Man findet keine Leute. Findet man aber dennoch einmal welche, dann muß man riesige Löhne zahlen, damit die Leute nicht in die Goldfelder laufen. Dieser Angestellte draußen, ein gewisser Ralph Watson, ist zwar ein guter Kerl, aber – na ja, was hilft das Jammern schon? Und was wünschen Sie also zu wissen, Miß Kendra?«
    Kendra fragte, wo sie ein Zimmer mieten könne.
    Mr. Chase, Mr. Fenway und Mr. Archwood sahen einander an. Mr. Chase scharrte unbehaglich mit den Füßen. Dann, als überkomme ihn eine jähe Eingebung, sagte er: »Archwood, haben Sie denn nicht ein Grundstück gekauft?«
    Mit Bedauern setzte Archwood seine Lage auseinander. Wie Hiram sah er einen Sturm aus Kalifornien voraus, sobald die Nachricht von den Goldfunden allerorten bekannt wurde. Und wie Hiram war er gesonnen, das Beste für sich selber dabei herauszuschlagen. Er hatte zwei Grundstücke erworben, deren Wert natürlich steigen mußte. Das eine in der Kearny Street war unbebaut. Das andere hingegen, an der Ecke der Washington Street, hatte bloß ein kleines Holzhaus, doch war es – bevor er es gekauft hatte – von vier Goldgräbern gepachtet worden, die nun darin lebten, um sich zu erholen und ihren Skorbut auszukurieren, ehe sie wieder in die Berge aufbrachen, um noch mehr Gold zu suchen. Diese Männer hausten nun darinnen. Sie hatten die Pacht im voraus gezahlt und weigerten sich auszuziehen. Zur Zeit schlafe Archwood auf einem Feldbett in Mrs. Beechams Pension, und zwar in einem Raum, den er mit drei andern teilen müsse.
    Mr. Chase erklärte: »Meine Frau und ich, wir würden uns freuen, Sie aufnehmen zu können, doch ist unser Haus überfüllt. Wir haben drei Schlafzimmer. In dem einen schlafen wir selbst, in dem zweiten hausen unsere drei Söhne, und im dritten Zimmer haben zwei Freunde Unterschlupf gefunden. Es handelt sich um Geschäftsleute, die Waren aus Valparaiso heraufgebracht haben und die nun nicht wieder heimreisen können, da ihre Schiffe in der Bucht gestrandet sind. Außerdem lebt in meinem Haus eine junge Frau aus Oregon. Deren Mann hat sich auf die Goldsuche begeben, und sie hat uns angefleht, die Hausarbeit erledigen zu dürfen, wenn sie als Entgelt nur bei uns wohnen könne. Sie nächtigt auf einer Matratze in der Wäschekammer. Übrigens sind in der Wäschekammer auch noch einige Ihrer Kleider, Miß Kendra. Ihre Mutter hat uns gebeten, einen

Weitere Kostenlose Bücher