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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Schuldturm gesteckt hätte. Er habe eine Frau und vier Kinder sitzenlassen. Vierzehn Jahre lang hatten sie kein Wort von ihm vernommen. Erst im vergangenen Jahr hatte er ihnen geschrieben, nun sei er Großgrundbesitzer in Kalifornien. Der junge Johann war aufgebrochen, um festzustellen, was sein Vater in diesem unbekannten Land wirklich tut.«
    Archwoods Zuhörer, die etwas Ähnliches schon lange geahnt hatten, lachten belustigt.
    Weder Kendra noch Marny sprachen sehr viel. Beide fanden jedoch Gefallen an der Party. Kendra war glücklich, weil man sie – wie ihn Shiny Gulch – brauchte. Ohne sie hätte es dieses Essen nicht gegeben. Und auch Marny war glücklich. Während die Männer sich unterhielten, lauschte sie amüsiert und liebenswürdig wie eine Frau, die die Menschen gut leiden mag und froh darüber ist, daß sie bei ihnen gern gesehen ist. Sie brauchte keine großen Worte zu machen. Sie war da, und alle nahmen ihre Gegenwart wahr.
    Als das Hauptgericht abserviert worden war, spülte Kendra die Zinnbecher und goß Kaffee ein. Marny brachte weitere Becher zum Vorschein und schenkte Brandy aus. Archwood und Hiram ließen es sich schmecken, Pocket lehnte wie immer ab. Der Brandy war ebensogut wie es der Burgunder zuvor gewesen.
    Eine Zeitlang saßen sie noch beim Feuer. Als die Sonne untergegangen war und die Dunkelheit hereinfiel, meinte Archwood, nun müsse er gehen. Vor dem Pavillon nahm er Kendra beiseite. Nachdem er ihr für das beste Essen gedankt hatte, das ihm nach seiner Abreise aus New York aufgetragen worden sei, bot er noch einmal seine Dienste für die kommende Zeit an. Er sprach aufrichtig. Sie zweifelte nicht daran, daß er sie gern hatte. Doch bemerkte sie mit Vergnügen, daß er das Wort an Marny richtete, als er sich erkundigte, ob er gelegentlich wieder einmal einen Besuch machen dürfe.
    Sobald er außer Sicht war, erklärte Marny:
    »Sie haben gekocht. Also sind wir jetzt an der Reihe. Gehen Sie nach oben. Wir werden alles forträumen, die Jungs und ich.«
    Pocket holte bereits Wasser vom Brunnen. Hiram warf neues Holz ins Feuer. Kendra überließ sie dankbar ihrer Arbeit. Sie räumten alles fort. Dann führten Marny und Hiram sich den restlichen Brandy zu Gemüte.

29
    Archwood machte seinen Besuch, und zwar schon am nächsten Tag. Er setzte sich mit Marny auf die Bank am Brunnen, und sie erzählte ihm von ihren Plänen, ein Spielkasino zu eröffnen.
    In langen Gesprächen erörterten sie während der kommenden Tage das Thema. Marny wartete mit einwandfreien Vorschlägen auf. Während sie ihn wissen ließ, daß diese Vorschläge ihre eigene dramatische Persönlichkeit zum Inhalt hatten, bot sie ihm gleichzeitig die Chance, Geld zu verdienen. Archwood schätzte es, Geld zu verdienen; bisher aber hatten sich seine Interessen auf den Handel beschränkt. Spielkasinos hatte er lediglich als Spieler besucht. Bis jetzt war ihm nie der Gedanke gekommen, sich selber mit Geschäften dieser Art zu befassen.
    Marnys Angebot versprach indessen jenes Abenteuer, das er gesucht hatte. Und Marny allein schon wäre ein Abenteuer gewesen – auch ohne Spielsaal. Archwood nahm sich jedoch Zeit.
    »Beantworten Sie mir eine Frage«, bat er, »und sagen Sie die Wahrheit. Gewöhnlich merke ich nämlich, wenn die Leute lügen. Arbeiten Sie ehrlich?«
    Marny blickte ihn fest an. »Ja«, erwiderte sie.
    »Und warum?«
    »Aus verschiedenen Gründen. Einmal habe ich es nicht gern, totgeschossen zu werden. Zweitens macht das Betrügen keinen Spaß. Doch vor allem betrüge ich deshalb nicht, weil ich das gar nicht nötig habe.«
    Archwood lächelte weise. »Nun, weiter. Sie wollten noch etwas anderes sagen. Weshalb haben Sie es nicht nötig?«
    »Weil ich dank meines Verstandes gewinne. Ich habe einen Sinn für Karten. Das ist eine Begabung. Entweder hat man sie, oder man hat sie nicht. Und ich kann auch behalten, welche Karten schon getauscht sind. Natürlich nicht alle Karten, denn so schlau ist niemand. Aber schlau bin ich nun einmal.«
    Er lachte bewundernd. »Sie gefallen mir. Ich meine, weil Sie das gesagt haben. Mit Leuten, die sich selber herabsetzen, kann ich nichts anfangen.«
    »Ich habe eine ganz sichere Hand«, verkündete Marny. »Sehen Sie mal.«
    Sie zeigte ihm eine ihrer Hände. Zwischen Daumen und Zeigefinger, wo die meisten Menschen weiches Fleisch haben, besaß Marny einen Muskel, der an eine Stahlfeder erinnerte: das Resultat jahrelangen Kartenspiels.
    »Tatsächlich, Sie sind auf der Höhe«,

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