Alles Gold Der Erde
meinte Archwood.
»Allerdings. Manche Sachen kann ich freilich nicht gut. Ich kann nicht kochen. Ich kann nicht Klavier spielen. Ich kann auch nicht einen Ton richtig singen. Wenn ich aber Karten spiele, unterläuft mir so leicht kein Fehler.«
Archwood war überzeugt davon. Nach zwei Wochen ebneten Arbeiter einen Teil seines Grundstücks in der Kearny Street ein. Marny berichtete Kendra, daß sie in diesem Winkel ein kleines Zelt errichten wollten. Auf diese Weise konnte sie rasch wieder ins Geschäft kommen, bis sich Gelegenheit bot, ein größeres Lokal zu finden. Dies würde nicht mehr lange dauern, erklärte sie, denn nun stellten sich häufiger als bisher Arbeiter ein. Bei den hochgelegenen Placers hatten die Regenfälle begonnen. Immer öfter kamen Männer in die Stadt, und nicht alle brachten Säcke voller Gold mit. Selbst anfangs, da in den Bergen das Gold überall zu liegen schien, hatten einige Leute kein Glück gehabt. Andere hatten munter ihren Goldstaub in Alkohol umgesetzt. Diese Männer mußten sich jetzt Arbeit suchen, ehe sie wieder daran denken konnten, Vorräte einzukaufen und zum zweiten Mal ihr Glück zu versuchen.
Die Schwarzbärte hausten mit Lulu und Lolo an der Rückfront von Archwoods Bauplatz in einer Unterkunft, die sie aus Segeltuch und Kisten zurechtgebastelt hatten. Hiram und Pocket schliefen immer noch auf ihrem Bettzeug unter freiem Himmel. Marny und Kendra versuchten sich in ihrem Zimmer über dem Laden, so gut es eben ging, einzurichten.
Chase und Fenway waren derart tief in ihre Geschäfte verstrickt, daß sie die Frauen offenbar zuweilen ganz vergaßen. Traf Mr. Chase die beiden aber doch einmal, dann gab er sich recht leutselig. (Offensichtlich hatte seine Frau nichts gegen Marny einzuwenden; vielleicht aber wußte sie gar nicht, daß Marny überhaupt dort oben lebte.) Mr. Fenway hingegen verlor seine traurige Miene nie. Wenn er an den Frauen vorbeiging, gelang es ihm immerhin doch, ein bedrücktes »Guten Morgen« von sich zu geben. Ralph Watson und seine Frau Serena stellten sich als liebenswürdige Leute heraus.
Die Watsons waren im Sommer mit einem Wagenzug aus Missouri gekommen. Als er von den Goldfunden gehört hatte, dachte Watson sofort daran, auch in die Berge zu ziehen. Doch hatte er dem Versuch widerstanden: Chase und Fenway boten ihm einen ungewöhnlich hohen Lohn; außerdem bat seine Frau ihn dringend, bei ihr zu bleiben. Serena war eine kräftige junge Frau, aber sie hatte viel gelitten. In einem Planwagen hatte sie ein Kind zur Welt gebracht, das jedoch nicht kräftig genug gewesen war, die Strapazen der Einöde zu überstehen. Von Abenteuern hatte Serena die Nase voll. Zur Freude von Marny und Kendra verdiente sie sich gern ein wenig Goldstaub, indem sie für ihre Nachbarinnen wusch und nähte.
Archwood fand ein Zelt, das zwar klein, aber fest war: Also ward der neue Calico-Palast geboren. Er brachte es zudem fertig, genügend Holz zu beschaffen, mit dem man den Boden belegen konnte. Ferner gab er eine Bar in Auftrag sowie Kartentische. Binnen kurzem konnte der Betrieb eröffnet werden.
Freilich waren sie nicht so glücklich, wie sie hätten sein können. Zu beider Verzweiflung weigerten sich die Goldsucher, die Archwoods Haus in der Washington Street gepachtet hatten, immer noch, auszuziehen, obwohl Archwood ihnen eine Entschädigung angeboten hatte. Kein Mensch wußte eine Wohnung für sie, denn es gab einfach keine. Jede Hütte in der Stadt war überbelegt. Das City Hotel, das eigentlich bloß vierzig Personen Raum bieten sollte, wurde von hundertsechzig bewohnt. Die Leute schliefen in zwei Schichten: die einen des Nachts, die andern bei Tage. Die Betten wurden niemals gelüftet. Kein Wunder, daß die Wanzen es sich gemütlich gemacht hatten.
Da Loren bald erwartet wurde, sagte Marny, Kendra könne bei ihr und Archwood wohnen, sobald die Goldsucher das Haus verließen. Kendra bedankte sich vielmals und versprach, täglich für alle zu kochen, was Marny wiederum erfreulich fand, Kendra erklärte sich auch bereit, Gebäck beizusteuern, das an einer Kaffeetafel im Calico-Palast verkauft werden könne.
Marny war skeptisch. »Kaffee und Kuchen erinnern mich stets an Damenkränzchen in kirchlichen Gemeindehäusern«, sagte sie. Kendra meinte: »Ich gebe zu bedenken, daß Männer auch gern etwas essen. Gold können sie schließlich nicht essen. Aber sie können Gold für Essen ausgeben, und das werden sie auch tun, vorausgesetzt, das Essen ist gut. Und mein
Weitere Kostenlose Bücher