Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
eine ähnliche Meinung über sie.
    »Wir haben einen Tag in Cruces verbracht und so viele Maultiere und Esel wie möglich gekauft. Wir konnten es nicht wagen, länger dort zu bleiben, weil wir genau wußten, daß wir uns sonst den Tod holen würden. In Chagres hatten wir schon viel Gepäck zurücklassen müssen; jetzt mußten wir noch mehr wegschmeißen, weil wir es nicht transportieren konnten. Rosabel und ich, wir beschafften uns ein Maultier und einen Esel; diese beiden Viecher hatten uns samt unserem restlichen Kram zu schleppen. Aber wir waren heilfroh. Einige Männer kauften sich gemeinsam einen Esel und ritten abwechselnd auf ihm. Andere legten den ganzen Weg zu Fuß zurück. In der Nacht, die wir noch in Cruces abwarten mußten, lagen wir auf der feuchten Erde und schlugen nach den Moskitos. Manche der Frauen weinten unaufhörlich, und die Männer hörten mit dem Fluchen gar nicht mehr auf. Madame Blossom scharte ihre Mädchen um sich. Sie kauerten wie ein Haufen Unglück da. Am Morgen brachen wir auf.«
    Mit trübem Blick goß sich Norman Brandy ins Glas.
    »Von Cruces bis nach Panama City ist es bloß zwanzig Meilen weit, aber diese zwanzig Meilen führen über Berge. Und die Insekten schwirrten. Es war heiß. Es regnete. Es war eine einzige Qual. Vor dreihundert Jahren haben die Spanier durch diese Gegend Schätze zu ihren Schiffen geschleppt und dabei eine Art Trampelpfad angelegt. Natürlich ist dieser Weg längst überwuchert, und Gesteinsbrocken sind von den Bergen herabgestürzt. Und wie steil das ist!«
    Norman gestattete sich wieder einen Pfiff.
    »Wir sind über Berge aus nacktem Fels gekraxelt«, berichtete Rosabel. »Sie waren so steil, daß sie beinahe lotrecht in die Luft stiegen. In die allersteilsten Stellen haben diese alten Spanier Kerben gehauen, die wie Stufen sind, so daß die Maultiere weitertrotten konnten, ohne rücklings in die Tiefe zu sausen. Diese Stufen sind aber so schmal, daß immer nur ein Tier Platz findet. Manchmal fiel ein Bündel von einem der Maultiere, und damit verloren die Leute ihre Kleider, zuweilen auch ihr Geld. Gold- und Silbermünzen klimperten in die Felsspalten hinab. Und dann waren wir endlich oben auf dem Berg und mußten auf der andern Seite wieder runter. Jetzt wurde es noch steiler. Ein paar von uns stürzten über die Köpfe ihrer Maultiere und verletzten sich. Wir mußten Wäschestücke zerreißen, um sie zu verbinden. Blossom verstand sich darauf. Sie brachte es mir und den andern Mädchen bei. Ein Mann kam so böse zu Fall, daß er sich alle Knochen im Leibe brach. Er schrie und schrie, und am Ende schoß er sich tot.«
    Rosabel lachte plötzlich auf.
    »Meine Lieben, ich wünschte, ihr hättet die Redensarten dieser Männer hören können. Ich kannte zwar schon eine Menge Ausdrücke, die nicht gerade salonfähig sind, aber ich hatte noch nie so viele auf einmal gehört. Die Offiziere und die Zivilisten, Blossom und ihre Mädchen – sie alle fluchten auf Teufel komm raus. Die Damen weinten und schluchzten und beteten, und sie flehten die Geistlichen an, doch für ihr Seelenheil den himmlischen Segen zu erbitten. Die Geistlichen taten es. Sie beteten für uns alle, selbst für diejenigen, die am Sonntag Karten gespielt hatten.« Rosabel seufzte wehmütig.
    »Diese fünfzig Meilen quer über den Isthmus kosteten uns eine Woche. Sieben Tage. Und sieben Tage haben eine Masse Minuten, und jede Minute dachte ich: jetzt mußt du sterben. Aber endlich kamen wir doch nach Panama City.«
    »Und als ihr dort wart«, fragte Marny, »hattet ihr dann die Schwierigkeiten hinter euch?«
    Norman und Rosabel brachen in lautes Gelächter aus. Wie Norman zuvor, langte nun auch Rosabel zur Flasche.

38
    »Panama City hat zweitausend Einwohner, und es gibt dort vierzig Millionen Wanzen«, erklärte Rosabel. »Es ist heiß und feucht und stickig, und als wir dort eintrafen, herrschte gerade die Cholera.«
    »Habt ihr jemals einen Menschen an der Cholera sterben sehen?« erkundigte sich Norman. »Nun, ich hoffe, daß ich diese Erfahrungen nie wieder zu machen brauche.«
    Er setzte ihnen auseinander, daß die Leute in Panama City zivilisierter seien als die in Chagres; im allgemeinen seien es sogar ganz nette Menschen. Aber wie so viele Leute, die in tropischem Klima leben, dösten sie die meiste Zeit im Schatten und rührten sich nur von der Stelle, wenn der Schatten wanderte. Sie wußten absolut nicht, was sie mit einer Bande von Yankees anfangen sollten, die gleich einem

Weitere Kostenlose Bücher