Alles Gold Der Erde
Muscheln am Strand sammeln?«
Nein, Captain Forbes hatte dergleichen Dinge noch nicht gehört.
Es gab keine Vorschrift, die ihm die Mitnahme von ausländischen Passagieren untersagte, falls er genügend Raum für sie hatte. Freilich mußte er stets amerikanischen Bürgern den Vorrang geben. Die Kajüten der California waren leer. Captain Forbes hatte bisher nur Vorkehrungen für die etwa zwanzig Personen getroffen, die in Panama City zu ihm stoßen sollten; sein Schiff vermochte aber hundert Passagiere zu befördern. Als die California wieder in See stach, war die Hälfte dieser hundert Kojen mit Peruanern belegt.
Am 18. Januar hörten Norman, Rosabel und ihre erschöpften Freunde Schreie der Männer, die an den Kanonen herumlungerten. Der Dampfer! Ach, dieser großartige Dampfer mit seinem roten Schaufelrad und der amerikanischen Flagge! Endlich war er da!
Und jetzt erlitt Captain Forbes den wohl schwersten Schock seines Seemannslebens. Statt eines verschlafenen Dorfes fand er einen Ort des Schreckens. Statt zwanzig Damen und Herren sowie einiger feschen Zofen und Bedienten sah er sich von Tausenden umringt. Und diese Massen waren außer sich. Sie flehten ihn um eine Passage nach San Francisco an. Captain Forbes wurde vom Mob, der auf ihn eindrang, fast erdrückt.
Er sah hilflose Männer und Frauen auf der Erde liegen. Im tiefsten Dreck starben sie vor Hunger und an Tropenkrankheiten. Niemand konnte ihm sagen, wie viele bereits gestorben waren und wie viele dahinsiechten.
»Der arme Mann«, meine Rosabel versonnen. »Er wußte nicht, was er tun sollte. Sicher hat er sich gedacht: Wäre ich doch lieber daheim geblieben.«
Ihre Zuhörer schlossen sich dieser Meinung an. »Aber was hat er dann getan?« fragte Kendra.
Sie erfuhren, daß der Kapitän das Problem so gut wie möglich gelöst hatte. Nach zwei Tagen äußerster Bestürzung (was ihm niemand zum Vorwurf machen durfte) gab er seinen Entschluß bekannt. Die Beamten der Schiffahrtsgesellschaft stimmten zu, und General Smith versprach, das Militär werde ihn notfalls unterstützen.
Forbes erklärte: »Aus Gründen der Menschlichkeit muß ich so viele dieser unglücklichen Menschen an Bord nehmen, wie mein Schiff überhaupt zu transportieren vermag. Alle kann ich beim besten Willen nicht befördern. Ich werde die Leute in der zeitlichen Reihenfolge auf den Dampfer lassen. Das heißt: Wer zuerst sein Ticket gekauft hat, kommt auch zuerst an Bord. Zunächst werden jene ausgewählt, die einen Fahrschein für die Dampferreise nach San Francisco haben.«
Die Peruaner mußten demnach das Schiff verlassen. Sie wehrten sich nämlich, und zwar so heftig, daß die Matrosen sie einzeln packen und in Booten an Land schaffen mußten. Jetzt nahm Captain Forbes das Militär, die Offiziere der Dampferlinie und die Regierungsbeamten an Bord. Als nächste folgten Männer und Frauen mit Tickets für San Francisco. Sie wurden nach dem Datum ihrer Fahrscheine auf das Schiff gelassen, bis der Dampfer keine Passagiere mehr aufzunehmen vermochte. Nach den Amtspersonen durften also die vier Geistlichen und die Kaufleute passieren, die ihre Tickets bereits in New York gekauft hatten. Und gleich hinter ihnen bestieg die lustige Bande aus New York die California.
Die Menge brach in Wutgeheul aus.
Unter den Leuten, die mit späteren Dampfern als der Falcon zum Isthmus gekommen oder auf Schiffen gereist waren, die der Dampfergesellschaft nicht gehörten, gab es Nichtsnutze und mehr als eine Abenteuerin. Allerdings befanden sich auch Männer mit guten Verbindungen und selbst einige ehrbare Ehepaare in dieser Schar. Daß sie hier zurückbleiben sollten, während der Kapitän sein Schiff mit Spielern und Bardamen, mit Blossom und ihren Kokotten bestückte – das ging diesen Leuten nun doch zu weit. Das war verrucht. Das verletzte die Moral der Männer und die Tugend der Frauen. Mehr noch: Es war eine Bedrohung des amerikanischen Familienlebens. Und falls sie jemals wieder nach Hause zurückkämen, dann würden sie diesen Skandal vor Gericht bringen.
Captain Forbes preßte die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. Die Beamten der Dampferlinie stärkten ihm den Rücken. Sie waren für jene Leute verantwortlich, die Tickets ihrer Gesellschaft besaßen. Nicht verantwortlich waren sie indessen für Menschen, die auf anderen Wegen zum Isthmus gereist waren, wobei sie gehofft hatten, der Herrgott werde ihnen schon weiterhelfen.
»Ah!« stieß Marny hervor. »Ich fange an, die Sache
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