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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Restaurants und Saloons geworden. Carson und andere wurden wohlhabend.
    Die Zimmerleute bekamen jeden Abend ihren Lohn in Goldstaub ausgezahlt. Ob sie am nächsten Morgen wieder zur Arbeit erschienen, hing davon ab, wieviel sie nachts beim Spiel gewonnen oder verloren hatten. Sobald es dunkel wurde, gingen in den Straßen rund um die Plaza tausend Lichter an, und es war, als bebte die Erde, so lautstark tobte man sich aus. Das Licht durchdrang die Tuchwände von Marnys Calico-Palast und anderer Spielhäuser – zuweilen schien die ganze Straße zu brennen. Fast in jedem Saloon gab es eine Kapelle. Die Musikanten spielten, was ihnen gerade einfiel, und sie spielten es so geräuschvoll wie möglich, die Plaza dröhnte vom Geschmetter eines Dutzends verschiedener Melodien. Offenbar gefiel das den Männern, denn Nacht für Nacht kamen sie mit Beuteln voller Gold zu den Kartentischen.
    Rosabel, die auf ihrem Klavier gute Musik machen wollte, wurde von diesem dissonanten Gedudel beinahe wahnsinnig. Marny, die mit ihren Karten beschäftigt war, fühlte sich überhaupt nicht gestört. Immer wieder versuchten Männer, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Dies störte indessen die Spieler. Wenn Marny das Geschwätz auch hörte, so achtete sie doch nur selten darauf. Zuweilen sagte sie einige Worte, freilich in knappem Ton, der kaum ermutigen konnte. Stand ein Miesmacher neben ihr, der über Kalifornien, über das Wetter und über seine eigene Unzufriedenheit jammerte, so tat Marny, als sähe sie ihn nicht. Diese Miesmacher kannte sie zur Genüge. Das waren Kerle, die ins Land gekommen waren, um Goldbrocken so mühelos aufzuheben, wie andere Leute Blumen pflücken. Sobald sie dahinterkamen, daß die Goldgräberei mit Arbeit verbunden war, führten sie sich wie Betrogene auf und brüllten dies allen ins Gesicht.
    Einmal wollte ein solcher Miesmacher durchaus keine Ruhe geben. Die Spieler brummten, er solle sich zum Teufel scheren. Der Miesmacher lamentierte jedoch weiter: »San Francisco ist ein riesiger Schwindel. Hier gibt es nur Dreck und Kälte und Fliegen. Und in diesem Schlamassel sitze ich nun fest, weil die Schiffe nicht regelmäßig segeln. Am liebsten wäre ich tot. Hört ihr, was ich sage? Dieses Nest ist ein Schwindel, und ihr alle seid Schwindler, Lügner, Räuber und Lumpen!«
    Marny gab mit der Hand einem der Schwarzbärte ein Zeichen. Als er neben ihr stand, wies sie auf den Miesmacher, der noch immer neben ihr randalierte.
    »Dieser Gast ist nicht willkommen«, erklärte sie und blickte dann wieder die Spieler an. »Machen Sie Ihr Spiel, Gentlemen.«
    Die Männer lachten zustimmend. Der Miesmacher sah sich im nächsten Augenblick auf der Straße.
    So einfach war es indessen nicht immer. Ein andermal pflanzte sich ein rüder Bursche an Marnys Tisch auf und gab obszöne Äußerungen von sich, die er anscheinend für geistreich hielt.
    Man bedeutete ihm, er möge gefälligst sein Maul halten. Der Kerl fand seine Bemerkungen aber so klug, daß er diesen Rat nicht befolgte. Eine Weile schenkte Marny ihm keine Beachtung. Endlich jedoch zwickte der Mann sie. Die Karte, die sie mit der Bildseite nach unten in der Hand hielt, fiel auf den Tisch und zeigte nun die Farbe, das Spiel war verpatzt. Marny geriet in Wut.
    Die Spieler hatten noch nie erlebt, daß Marny eine Karte als Waffe benutzte. Jetzt erlebten sie es. Ihre grünen Augen starrten in das Gesicht des Mannes. Mit einer blitzschnellen Bewegung zog sie ihm eine Karte so scharf über die Wange, daß Blut aus einer Schnittwunde schoß. Es war, als hätte sie mit einem Messer zugestoßen. Schreiend schlug der Mann seine Hände vors Gesicht.
    Kendra kamen derartige Geschichten zu Ohren. Ab und zu traf sie Marny im Laden der Herren Chase und Fenway; öfter aber besuchte Marny sie und erzählte von den Vorfällen in der Stadt.
    Beim Zuhören empfand Kendra manchmal ein wenig Neid. Ihr eigenes Dasein war nun so wohlbehütet. So sollte es ja eigentlich sein: Eine Frau, die ein Kind erwartete, hatte im lauten Treiben der Plaza nichts zu suchen. Loren gab ihr genau das, was sie seiner Meinung nach brauchte: Sicherheit, Behagen, Schutz. Loren hatte Marny gern, aber das Tamtam der Kearny Street interessierte ihn nicht. Daß Kendra vielleicht anders empfinden könne, wäre ihm nie in den Sinn gekommen.
    Dennoch war Kendra glücklicher, als sie es je seit dem Sommer in Shiny Gulch gewesen, und sie freute sich auf das Baby.
    »Mir wäre es nie auch nur im Traum eingefallen, daß

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