Alles Gold Der Erde
hatte, rief er:
»Guten Abend, Marny.«
Sie blickte nicht auf. Einer der Männer warnte ihn, er solle sie nicht belästigen. Aber Foxy wurde unruhig. Er stampfte mit dem Fuß auf. Sie sollte endlich Notiz von ihm nehmen. Es war immerhin eine wichtige Neuigkeit, die er ihr zu überbringen hatte. Doch Marny nahm keine Notiz von ihm. Hastig sagte er:
»Marny, ich muß Ihnen etwas erzählen.«
Marny wandte sich nicht um. »Ich bitte um Ihre Einsätze, Gentlemen«, sagte sie statt dessen. Münzen rollten über den Tisch. Die Augen der Zuschauer traten fast aus den Höhlen, als sie das viele Gold und Silber sahen. Foxy beharrte:
»Es ist wichtig, Marny.«
Troy Schwarzbart trat zu ihm. »Laß sie in Ruhe«, herrschte er ihn an. »Stör das Spiel nicht.«
»Aber ich muß ihr doch etwas mitteilen!« entgegnete Foxy heftig »Marny!« rief er laut. »Marny! Ihr Freund, dieser Delbert, wissen Sie noch?«
Marny sah nicht auf. Sie spielte.
»Laß sie in Ruhe«, wiederholte der Schwarzbart.
»Marny!« schrie Foxy. »Delbert ist tot!«
»Ihre Karten, Gentlemen?« bat Marny.
»Verstehen Sie mich denn nicht?« brüllte Foxy. »Delbert ist tot!«
Einer der Spieler zischte verärgert: »Sei endlich still, Bursche! Heb dir deine Geschichte für später auf.«
Marny zahlte die Gewinner aus, kassierte die Münzen der Verlierer und fing wieder zu spielen an. Foxy ließ nicht locker.
»Haben Sie denn gar kein Interesse daran, Marny? Ich sage Ihnen doch, daß Delbert tot ist.«
Ihre Augen waren noch immer auf die Karten gerichtet. Jetzt endlich aber antwortete sie wenigstens. Sie sagte:
»Möge er in Frieden ruhen, dieser Hurensohn. Darf ich um Ihre Einsätze bitten, Gentlemen?«
Foxy spürte die Faust des Schwarzbarts auf seiner Schulter. Eine Minute danach stand er im Freien.
40
Am 4. Juni kam der dritte Dampfer der Linie, die Panama, in die Bucht. Sie brachte amerikanische Zeitungen und amerikanische Dollars. Es waren goldene und silberne Münzen. In Kalifornien traute man dem Papiergeld nicht mehr. Mit dem Schiff kamen auch dreihundert Goldsucher ins Land. Sie hatten sich mit Unterkünften begnügen müssen, die eigentlich nur für achtzig Personen gedacht waren. Wie sie berichteten, warteten Tausende an der Meerenge von Panama, um gleichfalls ins Goldland transportiert zu werden.
Am nächsten Tag erklomm Marny zusammen mit dem Schwarzbart Duke und Lulu den Berg. Duke hatte seine hawaiische Circe noch nicht geheiratet. Serena war indessen der Meinung, dies sei längst geschehen, und sie führte die Besucher in ihre Küche, um ihnen Kuchen und Kaffee vorzusetzen. Kendra ging mit Marny in den Salon. Marny verkündete, nachdem sie ein bißchen geschwatzt hatten:
»Ich habe Schwierigkeiten mit meinem Freund, Kendra.«
»Meinen Sie Norman Lamont?«
»Nein, nein, meine Liebe. Ich spreche von Warren Archwood. Er bekommt allmählich Heimweh.«
»Sie wollen mir doch nicht etwa sagen, daß er Sie satt hat?«
»Mich nicht, aber alles andere sonst. Das Abenteuer, dem zuliebe er herkam, hat er nun erlebt. Jetzt merkt er, daß diese Stadt ein dreckiges Nest ist. Er sehnt sich nach New York.«
Marny stand auf und ging zu einem hohen Spiegel gegenüber dem Fenster. Darin waren die Dächer zu sehen, die sich gleich Treppen den Hang hinabzogen bis zur Bucht. Marny interessierte sich nicht für die Dächer, sie betrachtete ihr eigenes Spiegelbild und stellte dann fest:
»Nach einem Winter in dieser verregneten Stadt sind meine Sommersprossen verblaßt. Kendra, Warren möchte, daß ich mit ihm heimreise.«
Der Gedanke, ohne Marny auskommen zu müssen, war Kendra schrecklich. Doch hatte sie nicht das Recht, gegen ein solches Vorhaben zu protestieren. Also fragte sie nur:
»Will er Sie heiraten?«
Marny begann zu lachen. »Natürlich nicht. Er will mich wie eine Trophäe mitnehmen. Wie einen Skalp will er mich an seinen Gürtel hängen. Er möchte, daß ich in einem der großartigen Spielhäuser New Yorks arbeite, wo mich die andern Männer sehen können. Ich wäre dann der Schatz, den er in Kalifornien erbeutet hat. Schaut sie euch an! würde er sagen. Jeder von euch wäre froh, diese Person zu haben, aber ich war's, der sie errungen hat. Und so weiter.«
Auch Kendra lachte. Es gefiel ihr, daß Marny sich nichts vormachte. »Und werden Sie mit ihm reisen?«
»Nein«, erklärte Marny. Sie schob vor dem Spiegel eine Locke zurecht und setzte sich danach wieder auf den Stuhl.
»Ich hätte Sie auch sehr vermißt«, gestand
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