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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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zivilisierten Menschen verbracht. Er war an Spielsäle mit Spiegeln, Teppichen, Lüstern und Bildern schöner Frauen gewöhnt. Zwar hatte er gewußt, daß San Francisco erst in seinen Anfängen stak, doch war ihm nicht bekannt, daß diese sogenannte Stadt ein Mischmasch zugiger Zelte, schäbiger Baracken und dünner Tuchhäuser war, die obendrein auf kahlen, vom Wind gepeitschten Berghängen standen. Wie viele andere, die 1849 nach San Francisco kamen, war er beim Anblick dieser sagenhaften Stadt des Goldes zunächst tief bestürzt.
    Aber er war nun einmal hier, und Norman gab nicht so leicht auf. Anders als Archwood, suchte er keine Abenteuer. Er suchte Gold. Und in dieser zerlumpten Stadt gab es mehr Gold als in jeder andern Stadt der Welt.
    Er teilte Marny mit, daß er in ihrem Calico-Palast mitarbeiten werde.
    »Ich bin hierhergekommen, um wenigstens ein Jahr zu bleiben. Und ich werde nicht nach Hause fahren, ohne mein Glück versucht zu haben.«
    Marny schnellte einen ihrer laubgrünen Blicke auf ihn ab. »Mein lieber Norman, vielleicht wird es lange dauern, ehe du wieder zurückkehren kannst – selbst wenn du es willst.«
    Sie führte ihn zum Fenster und deutete auf die leeren Schiffe, die in der Bucht schaukelten.
    »Glaubst du, die Mannschaft der California ist edler gesinnt als die anderen Schiffe?« Der Dampfer war erst seit zwei Tagen im Hafen, aber sie sagte das mit absoluter Gewißheit. »Ich bin eine kühle Spielerin, Norman. Es gehört deshalb für mich kein besonderer Mut dazu, mit dir um hundert Dollar zu wetten: Schon jetzt wird auch nicht ein einziger Mann mehr auf der California sein.«
    Diese Wette verlor Marny. Es gab noch einen Mann an Bord. Aber bloß einen einzigen. Er war Maschinist, und Captain Forbes hatte ihn durch Zahlung eines geradezu enorm hohen Lohns bewogen, sich auch weiterhin um die Maschine zu kümmern. Die gesamte übrige Mannschaft war indessen längst zu den Goldfeldern aufgebrochen.
    Norman nahm Marnys hundert Dollar in Empfang. Humorvoll fand er sich auch mit dem Calico-Palast ab. Er versprach, sein Bestes tun zu wollen. Und Marny wußte, daß Normans Bestes in der Tat sehr gut war.
    Binnen kurzem waren Norman und Rosabel im Calico-Palast ebenso bekannt wie Marny selbst. Norman hielt die Bank, und Rosabel sorgte für Musik. Zunächst spielte sie Gitarre. Als jedoch ein englisches Schiff Klaviere lieferte, kaufte der Calico-Palast eines der ersten für Rosabel. Sie spielte übrigens recht gut. Rosabel mochte eine verwahrloste Person sein, aber sie war eine kluge Person, und außerdem besaß sie musikalisches Talent.
    Auch Loren kaufte eines dieser Klaviere. Kendra freute sich sehr darüber und nahm das Geschenk ohne jenes unbestimmte Schuldgefühl an, das sie bisher stets bei Lorens Großzügigkeit empfunden hatte. Denn nun konnte auch sie ihm etwas verheißen. Sie erwartete nämlich ein Kind.
    Loren war so entzückt, wie Kendra ihn selten gesehen hatte. Er war in einer glücklichen Familie aufgewachsen und vermißte demnach manches. San Francisco mit seinen vielen Menschen war für ihn ein einsamer Ort. »Was für eine Freude, endlich eine eigene Familie zu haben!« rief er aus. Und war Kendra denn auch ganz gesund? In der Stadt lebte ein guter Arzt, der jahrelang in Valparaiso praktiziert hatte. Kendra versicherte ihrem Mann, daß sie sich durchaus wohl fühle, aber er meinte, schließlich könne es ja nicht schaden, diesen Dr. Rollins einmal aufzusuchen.
    Dr. Rollins war ein Mann in den Vierzigern und schien vernünftig und tüchtig zu sein. Er sagte, Kendra sei in Ordnung. Sie hörte das gern, nicht nur ihretwegen, sondern auch deshalb, weil sie in den kommenden Monaten niemandem zu Last fallen wollte; überdies wünschte sie, daß kein Schatten Lorens Freude trüben sollte.
    Seit sie das Kind erwartete, fühlte sie sich so entspannt wie bisher noch nie in ihrer Ehe. Ihr Verlangen nach Ted war erloschen. Zurückgeblieben war jedoch eine Leere in ihr. Was sie für Loren empfand – Bewunderung, Zuneigung, Achtung –, vermochte diese Leere nicht auszufüllen. Diese Gefühle waren etwas anderes als Liebe. Sie kannte den Unterschied.
    Der Arzt riet ihr, jeden Tag eine Tasse Zitronensaft zu trinken, wenn sie kein frisches Gemüse habe. In einem Winkel der California waren Pakete mit Sämereien gefunden worden, die man jetzt kaufen konnte. Kendra erkundigte sich bei Chase & Fenway danach. Mr. Fenway empfahl ihr mit düsterer Miene, vom Anbau eines Gartens mitten in der

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