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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Stadt Abstand zu nehmen: Sobald die grünen Schößlinge sich aus der Erde wagten, würden sie auch schon von irgendwelchen Leuten herausgerissen. Gut, sagte Kendra, dann wolle sie eben Rettich und Karotten in Blumenkästen vor dem Fenster ziehen.
    »Eine gute Idee«, meinte Mr. Fenway. »Aber Sie sollten außer Gemüse auch Blumen züchten, damit es so aussieht, als versuche eine törichte Frau ein bißchen Schönheit um sich zu verbreiten.« Und Mr. Fenway blickte sie auf eine geradezu überraschend heitere Weise an.
    Zwei Tage danach stellte Loren ihr einen stämmigen Mann mit scharfgeschnittenen Zügen vor. Mr. Dwight Carson war Bauunternehmer, der bisher in Honolulu gelebt hatte, jetzt aber in San Francisco einen Kai baute. Er wollte, sofern er die nötigen Arbeiter auftreiben konnte, einige Geschäftshäuser errichten, aber Loren hatte ihn dazu bewogen, sich einmal die Fenster in der ersten Etage anzusehen und einen Zimmermann ausfindig zu machen, der die Blumenkästen anfertigen könne. Kendra wußte, daß der Preis unerhört hoch sein würde, wenn auch Loren dies gewiß verschwieg.
    Dwight Carson war ein freundlicher Mann. Er verstand etwas von seinem Handwerk, er war praktisch veranlagt, und er lieferte Kendra festgefügte Blumenkästen, die geräumiger waren, als sie für möglich gehalten hatte. Wenn er viel Geld dafür verlangte, so konnte sie ihm das nicht übelnehmen: Jedermann versuchte das Geld zu scheffeln.
    Carson erzählte ihr von dem Gebäude, das er als neuen Calico-Palast aus der Erde stampfen wollte. Hätte er genug Zimmerleute, dann könnte er schon morgen anfangen. Doch selbst wenn er Leute fand, die eine feste Stellung suchten, und ihnen den gewünschten Lohn zahlte, konnte es passieren, daß ein Mensch mit einem ganz besonders großen Nugget in die Stadt kam, und dann ließen seine Arbeiter ihr Werkzeug liegen und liefen davon, in der Hoffnung, einen ähnlich dicken Goldklumpen auszugraben.
    Am 1. April traf der Dampfer Oregon vom Isthmus kommend ein. Da man die Mannschaft fest am Zügel hielt, konnte er bereits zwölf Tage später wieder auslaufen. Der Kapitän, ein Mr. Person, war vor den kalifornischen Zuständen gewarnt worden, und er hatte geschworen, daß ihm kein Mißgeschick widerfahren werde. Er warf Anker unter den Kanonen des Kriegsschiffes Ohio und ließ die ungebärdigsten seiner Leute in Ketten legen. Und in Ketten blieben sie, bis alle Mann sich bereit erklärten, den Dampfer wieder nach dem Isthmus zurückzubringen – allerdings für eine Heuer, die zehnmal höher war. Als das Schiff aus der Bucht dampfte, hatte es ungefähr dreihundert Kilogramm Gold und neunzehn Passagiere an Bord.
    Die Abfahrt des Dampfers hatte Kendra Gelegenheit gegeben, ihrer Mutter einen Brief zu schicken. Sie schrieb, ihre Ehe mit Ted habe sie enttäuscht und sei deshalb aufgelöst worden. Nun sei sie mit Loren Shields verheiratet. Auf Einzelheiten verzichtete sie, auch von dem Baby war nicht die Rede. Das konnte sie sich für den nächsten Brief aufheben. Ein Schock auf einmal genügte schließlich. Außerdem wußte sie nicht, ob die Vorstellung, mit siebenunddreißig Großmutter zu werden, Eva beglücken würde.
    Es wurde Frühling. Das Wetter besserte sich. Als sie ihre Blumenkästen herrichtete, sah Kendra den Berghang hinab auf die im Wasser schaukelnden Schiffe. Fast jeden Tag kamen neue hinzu. Am 1. Mai konnte die California endlich die Anker lichten. Erst nach zwei langen Monaten war Captain Forbes in der Lage, mit seinem Dampfer zum Isthmus zurückzufahren. Auch er mußte seine Leute unmäßig entlohnen. Die California nahm beinahe sechshundert Kilo Gold für die Münze in den Vereinigten Staaten mit. Unter den Passagieren befanden sich auch die Leutnants Morse und Vernon, die daheim Kommandos erhalten hatten. Beide verabschiedeten sich von Kendra. Wie sie sagten, bedauerten sie ihren Weggang, andererseits verhehlten sie nicht ihre Freude, diese elende Schinderei in San Francisco hinter sich lassen zu können. Die Frau des Generals Persifer Smith fuhr gleichfalls nach Hause. Ihre schicke Zofe war mit einem Mann, den sie nach zweitägiger Bekanntschaft geheiratet hatte, in die Goldfelder durchgebrannt. Mr. Smith wünschte keine weiteren Prüfungen dieser Art.
    Nicht mehr alle verlassenen Schiffe trieben in der Bucht: Männer wie Dwight Carson kauften die besten. Mit Hilfe der wenigen greifbaren Arbeiter wurden sie an Land gezogen. Alsbald waren aus den Seglern Wohnungen, Lagerhäuser,

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