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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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eingeladen.
    »Es stimmt nicht, was die Leute sagen: daß die Männer aus Sydney allesamt Galgenvögel sind«, erklärte Marny. »Ich habe ein paar kennengelernt, die sehr nett sind. Aber ich muß schon zugeben: Bevor ich in diesen Goldrausch geriet, hätte ich nie geglaubt, daß es so viele Ausdrucksformen der englischen Sprache gibt. Manche von diesen Matrosen … Ach, von wegen Matrosen: Da habe ich eine Neuigkeit.«
    »Erzähl! Seit Loren abgereist ist, weiß ich nichts außer dem, was die Alta druckt.«
    »Was ich sagen will, druckt die Alta nicht. Dergleichen ist denen viel zu alltäglich. In der Bucht liegt wieder mal ein Schiff ohne Mannschaft fest.«
    »Doch nicht etwa die Cynthia?« rief Kendra aus.
    »Gerade die Cynthia. Sie ist von Mann und Maus verlassen.«
    »Aber wie konnte denn das geschehen? Ich dachte … wir alle dachten doch …«
    Marny nickte. »Ja. Ich habe das auch immer wieder gehört: ›Pollocks Leute sind anders als die andern. Sie bleiben ihrem Schiff treu. So etwas kann der Cynthia einfach nicht passieren.‹«
    »Und jetzt ist es doch passiert? Wie kam das denn?«
    »Nun, meine Liebe, Pollock hatte also angeblich die anständigsten Seeleute der Welt. Sie waren viel zu anständig, um ihren Kapitän sitzenzulassen. Sie bekamen Landurlaub. Dabei stellten sie fest, daß Männer, die in die Goldfelder gehen, Stiefel und Kleider und Werkzeug und Schinken und Maismehl brauchen. Sie kamen dahinter, daß die Preise in Kalifornien hoch sind. Die Männer haben über die Angelegenheit diskutiert, und dann kamen sie zu dem Schluß, daß es sich lohne, ein paar Tage zu opfern, um sich eine bessere Ausrüstung zu beschaffen.« Marny lächelte. »Pollock hatte erfahren, daß es schwierig ist, Arbeiter zu finden. Deshalb versprach er ihnen einen Extralohn, falls sie die Backsteine und die Fertighäuser ausladen wollten. Dazu erklärten sie sich denn auch bereit. Als sie diesen Extralohn in der Tasche hatten, gingen sie wiederum an Land. Und weg waren sie.«
    »Aber was macht denn Pollock jetzt?« fragte Kendra.
    Marny hob die Schultern. »Was kann er schon machen?«
    »Du hast ihn nicht gesehen?«
    »Nein. In Honolulu hat er mich oft besucht, doch seit er in San Francisco ist, hat er sich noch nicht unter meine Augen getraut. Das ist auch gut so. Ich hoffe, er geht mir aus dem Weg.«
    Kendra stand unruhig auf. Sie ging zum Fenster und blickte hinaus. Was mochte Captain Pollock nun anstellen?

41
    Erst nach einer Woche sahen Kendra und Marny sich wieder. Chase & Fenway hatten eine Schiffsladung Gemüse aus Honolulu erhalten. Loren hielt sich noch immer in Oregon auf, Kendra begleitete eines Morgens Ralph zu seinem Arbeitsplatz.
    Es war noch nicht neun, aber rund um die Plaza herrschte schon reges Leben. Wagen rumpelten durch den Staub, Fahrer schrien sich gegenseitig an, Versteigerer brüllten, Männer gingen eilig ihren Geschäften nach, Fliegen umschwirrten die Abfälle. Kendra hielt zwar ihr Taschentuch vor die Nase, dennoch nahm sie die üblen Gerüche wahr.
    In der Kearny Street reihten sich Zelte, Tuchhäuser und einige richtige Gebäude aneinander. Das imposanteste war das neue Hotel Parker House, das nun endlich fertig war, nachdem es aus Mangel an Arbeitern ein Jahr lang nicht hatte fertiggebaut werden können. Das Parker House – ein weiß angestrichener Bau mit Pfefferkuchen-Verzierungen – hatte zwei Stockwerke und ein Dachgeschoß. Mehrere Spieler hatten dort Kartentische gepachtet. Auch Norman zählte zu ihnen. Die chinesischen Zimmerleute hatten den alten Calico-Palast abgerissen, um einen neuen zu bauen. Mittlerweile wollte Norman nicht müßig herumsitzen. In der Nähe des Parker-Hotels sah Kendra die Zimmerleute am Bauplatz des neuen Calico-Palastes. Sie gingen mit der Selbstsicherheit von Leuten ans Werk, die ihre Sache verstanden: wunderliche Figuren in blauen Baumwollanzügen, die Regenschirme auf dem Kopf zu tragen schienen. Es waren indessen große Strohhüte. Ihre Zöpfe baumelten wie die Schwänze von Schweinen fast bis zu den Knien herab. Dwight Carson überwachte sie bei der Arbeit.
    Draußen in der Bucht erspähte Kendra die armseligen Schiffe, darunter jetzt auch die Cynthia. Pollock tat ihr leid. Gewiß, er hatte sich wirklich närrisch benommen. Wie konnte er nur nach San Francisco kommen und allen Ernstes glauben, was andern Kapitänen widerfahren war, werde ihm nicht widerfahren! Nun, jeder benahm sich einmal wie ein Narr. Schließlich war die Cynthia ja noch nicht

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