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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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verloren. Ein so schönes Schiff konnte jederzeit als Hotel oder Lagerhaus verkauft werden. Pollock würde einen guten Preis erzielen und sich dann quer über die Landenge von Panama nach Hause begeben. Er hatte alles getan, was zu tun war – diese Erkenntnis mußte ihm ein Trost sein.
    Im Laden bediente Mr. Chase zwei Goldgräber, die mit vollen Taschen, aber in Lumpen zur Stadt gekommen waren. Sie brauchten jetzt Stiefel und Anzüge. Am Ofen saßen zwei Jammerlappen und klagten einander ihren Kummer. Mr. Fenway machte Eintragungen ins Kassenbuch, wobei er die Stirn krauste, als stünde ihm der Bankrott bevor. In Wahrheit wurde er von Tag zu Tag reicher.
    Ralph Watson ging in den Lagerraum. Als Kendra ihre Einkäufe gemacht hatte, zog Mr. Fenway einen Stuhl herbei und reichte ihr die New Yorker Tribune, die sieben Wochen alt war. Kendra erblickte sich plötzlich selbst in einem Spiegel, der hinter der Theke an der Wand hing. Das Preisschild klebte noch am Rahmen. Marny hatte sich nicht geirrt: Die Schwangerschaft ließ sie geradezu aufblühen. Ihre Haut leuchtete, ihre blauen Augen waren hell und klar. Lächelnd schlug sie die Zeitung auf.
    Ein Geräusch an der Tür ließ sie den Kopf wenden. Pocket und Hiram waren aus Sacramento heruntergekommen. Kendra sprang auf. Die beiden liefen ihr entgegen.
    Pocket und Hiram waren hager, gebräunt und muskulös. Sie hatten sich rasieren und die Haare schneiden lassen. Wie die meisten Goldgräber hatten sie sich aus Anlaß ihres Besuchs neue Anzüge gekauft. Beide sahen gut aus, freilich wirkten sie nicht wie Städter. Hirams dickes rostfarbenes Haar blieb nie lange gebändigt. Pockets neue Anzüge waren alsbald wieder ausgebeult, weil er alles mögliche in die Taschen stopfte.
    In bester Laune begannen sie zu erzählen. Beide versicherten Kendra, wie schön sie sei. Loren müsse sich als glücklichen Mann betrachten. Sie beglückwünschten sie zu ihrer Heirat. Sie selber kamen in Geschäften. Die Herstellung der Schütteltröge machte sich bezahlt. Sie wollten ihren Goldstaub mit dem nächsten Dampfer zur Münze in Philadelphia schicken.
    Inzwischen war das Gold auch in Honolulu so billig geworden wie in San Francisco. Deshalb konnte man es nicht länger nach dort schicken, um es gegen Bargeld einzutauschen; man mußte sich nun an die Münze wenden. Dies war umständlich und kostspielig, lohnte sich jedoch, denn Geld war ein so rarer Artikel in San Francisco, daß es zehn Prozent Zinsen im Monat erbrachte.
    »Wir sind gestern in die Stadt gekommen«, erzählte Hiram. »Unseren Goldstaub haben wir hier deponiert, um uns dann eine Schlafstelle zu suchen.«
    »Und wo habt ihr geschlafen?« fragte Kendra.
    »Im Parker House«, erwiderte Hiram. Er brummte vor sich hin. »Sofern man das überhaupt schlafen nennen kann.«
    Pocket lachte. Hiram legte seine große Hände auf die Theke und schwang sich dann hinauf. Pocket zog eine Kiste heran und setzte sich ebenfalls. Hiram fuhr lebhaft fort:
    »Haben Sie schon mal jemanden von diesem Hotel erzählen hören, Kendra? Die Schlafzimmer dort sind Kabuffs.«
    »Hiram hat kaum Platz darin gefunden«, bemerkte Pocket.
    »Und diese Kabuffs haben zwei Kojen übereinander. Und die Wände bestehen aus Tuch. Wenn Sie eine Kerze anzünden, kann Ihr Nachbar an Ihrem Schatten erkennen, was Sie gerade tun. Wenn Sie mit Ihrem Schlafgenossen reden wollen, müssen Sie flüstern.«
    »Hiram kann nicht flüstern«, murmelte Pocket.
    »Die meisten Männer können das nicht«, meinte Kendra lachend.
    Hiram konnte es ganz gewiß nicht, er gab sich nicht einmal Mühe. Er dröhnte vielmehr:
    »Diese Spieler haben fast das ganze zweite Stockwerk besetzt, und das Spiel geht die ganze Nacht weiter, und dieser Krach … Wenn ich jemals einen dieser Kerle erwische …«
    »Hier kommt gerade einer«, sagte Kendra schnell, denn durch die Tür traten Marny, Norman und Rosabel ein.
    Hiram sprang von der Theke herab, und Pocket verließ seine Kiste. Marny umarmte beide zugleich. Sie stellte Norman und Rosabel den Männern vor und erklärte, wie es kam, daß Norman gegenwärtig zu den Spielern im Parker House gehöre. Gestern abend habe er jedoch keinen Lärm veranstaltet, sondern beizeiten Schluß gemacht.
    Norman hörte mit einem schwachen Lächeln zu. Sein Geschäft war das Spiel. Wenn er seinen Kartentisch gestern abend früh verlassen hatte, dann war dies nur geschehen, weil er heute früh wichtige Einkäufe erledigen wollte, nicht aber, weil er Rücksichten auf

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