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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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»Vielleicht kann dieser Bruno Gregg auch Frauen malen.« Pocket raunte Kendra ins Ohr:
    »Ich möchte Ihnen gern etwas sagen, Ma'am.«
    Sie ging mit ihm zu dem Stuhl, auf dem sie vorhin gesessen hatte. Pocket stützte seinen Ellbogen neben ihr auf die Theke. Am andern Ende der Theke spielte und sang Rosabel ihren entzückten Zuhörern zu Gefallen. Pocket sagte leise:
    »Ich wollte Ihnen bloß sagen, Kendra, wie froh ich bin, daß Sie einen anständigen Mann gefunden haben und glücklich sind.«
    Wie nett er doch ist, dachte Kendra. »Vielen Dank, Pocket.«
    »Und – entschuldigen Sie, wenn ich mich in Privatdinge einmische – was ist mit Ted? Ist es so gekommen, wie ich vorausgesagt habe?«
    »Ja, Pocket. Ganz genauso. Die Sache ist überstanden. Er ist mir gleichgültig geworden.«
    Pocket lächelte sein zärtliches sanftes Lächeln. »Das macht mich sehr glücklich, Kendra. Es freut mich, daß Sie nun einen Menschen haben, den Sie lieben können.«
    Kendra sagte ihm nicht, daß sie ihren Mann keineswegs liebte. Sie hätte ihn an die Geschichte mit seinem Mädchen erinnern können: Hätte er danach wieder eine Frau lieben können? Vielleicht würde er nie wieder dazu imstande sein. Vielleicht würde er bestenfalls jene freundliche Zuneigung empfinden können, die sie gegenüber Loren fühlte. Nun, zweifellos war dies besser als das Frühere.
    Einige Minuten lauschten sie Rosabels Gesang. Das Mädchen sah reizend aus. Ihre schwarzen Locken hüpften, während sie die Saiten schlug. Rosabel machte das Spielen und Singen Spaß. Vor allem machte es ihr Spaß, wenn Männer sie dabei bewunderten. Gegenwärtig hatte sie sechs Bewunderer: Bert und Foxy, die beiden Goldgräber in ihren neuen Anzügen, die beiden Miesmacher, die nun fröhlich dreinblickten und ihre Klagen vergessen zu haben schienen. Im Hintergrund diskutierten Marny, Hiram und Mr. Fenway über Gemälde für den Calico-Palast.
    Die Ladentür wurde geöffnet, und Kendra beobachtete Mr. Chase, der die Tür für einen anscheinend wichtigen Kunden aufgesperrt hielt. Pocket meinte bedauernd:
    »Nun kommt Mr. Chase. Mr. Fenway wird jetzt mit Marny und Rosabel in das Lagerhaus gehen.«
    Kendra sah zu ihm auf. »Warum gehen Sie und Hiram nicht mit?«
    »Glauben Sie denn, Marny hätte nichts dagegen?«
    »Sie wird eure Ansichten gewiß gern hören.«
    Beim Sprechen merkte Kendra, daß irgend etwas bevorstand. Rosabels Musik war jäh verstummt. Es sprach auch niemand mehr. Die Männer, die bisher Rosabel zugesehen hatten, wandten ihre Gesichter ab. Marny, Hiram und Mr. Fenway hatten sich umgedreht. Und jetzt erkannte auch Kendra den wichtigen Kunden, den Mr. Chase hereinführte. Es war Captain Pollock.
    Captain Pollock sah jedoch nicht Kendra. Er sah niemanden im Laden außer Marny.
    Er starrte sie an. Regungslos stand er da – ein Bild der Wut, des Zorns, des atemlosen Hasses.
    Marny war erschrocken. Trotz Kendras Warnungen begriff sie erst jetzt das ganze Ausmaß seines Zorns. Einen Augenblick lang standen sich die beiden schweigend gegenüber. Damals, bei der Umschiffung von Kap Horn, hatte Pollock auch nur einen Augenblick lang Kendra für ihre jungfräuliche Anwesenheit gedankt. Dieser Augenblick jetzt aber war ganz anders. Im Laden befanden sich vierzehn Personen. Keiner bewegte sich von der Stelle. Später sagten die meisten: »Verdammt, dieser Kerl war verrückt. Er hätte sie am liebsten umgebracht. Ich sage Ihnen: Es war grausig.«
    Die meisten der Anwesenden wußten, daß Marny an Bord der Cynthia in San Francisco eingetroffen war. Sie wußten jedoch nichts von ihrem Abenteuer mit Pollock. Ebensowenig war ihnen bekannt, daß er Marny jede Schlechtigkeit zutraute. Kendra indessen, die in alles eingeweiht war, zuckte bei seinem Anblick zusammen, als sehe sie den Leibhaftigen.
    Als erster rührte sich Hiram. Er trat auf Marny zu. Sein Schritt war nicht schwer, doch er hörte sich an, als habe Hiram unter seinem Absatz krachend etwas zertreten. Fast im selben Augenblick erwachten auch die andern aus ihrer Erstarrung. Mr. Chase fragte scharf: »Was ist los, Captain?«
    Pocket rief laut:
    »Wer ist dieser Mann, Kendra? Was hat er gegen Marny?«
    Foxy, Bert und die Fremden erkundigten sich allesamt nach der Ursache dieser Aufregung. Rosabel, die noch immer auf der Theke kauerte, drückte ihre neue Gitarre an sich, als fürchte sie, jemand werde über sie herfallen.
    Pollock machte einen Schritt auf Marny zu. Plötzlich donnerte er los:
    »Schamloses

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