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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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als eine Herberge. Schon im letzten Sommer hatte Marny erklärt, daß die Leute allemal mehr Geld ausgeben für Dinge, die sie nicht unbedingt brauchen, als für solche, die sie eigentlich haben müßten.
    Sie selbst traf Captain Pollock am nächsten Tag im Laden. Als er sie an der Theke stehen sah, kam er sofort auf sie zu. Er sagte nichts weiter Bemerkenswertes, er gab sich ungezwungen. Loren hatte also recht: Dieses erfolgreiche Jahr mußte ihn besänftigt haben.
    Wie Archwood vorausgesehen hatte, fand der Kapitän der Panama genügend Matrosen. Nachdem er zwei Tage lang im Hafen gelegen hatte, stach der Dampfer mit neunhundert Kilogramm Gold und einigen Passagieren, die nach Hause wollten, wieder in See. Unter ihnen befand sich Archwood. Er bedauerte, daß Marny ihn nicht begleitete, aber er bedauerte es nicht so sehr, daß er noch länger in diesem häßlichen – wenngleich goldenen – Hexenkessel von San Francisco geblieben wäre. Die beiden schieden als Freunde, doch brach ihnen dabei nicht das Herz. Er beteuerte, er werde ihr schreiben, aber Marny sagte zu Kendra: »Ich rechne keineswegs damit, noch einmal etwas von ihm zu hören. Er hat sein kalifornisches Abenteuer hinter sich. Dieses Kapitel seines Lebens ist abgeschlossen.«
    Marny hatte zunächst angenommen, er werde ihr fehlen. Sie war jedoch viel zu beschäftigt, um weiterhin ihre Gedanken an ihn zu verschwenden. Carson hatte mit dem Bau des neuen Calico-Palastes begonnen. Zusammen mit Norman durchstreifte Marny alle Warenhäuser der Stadt, um die passenden Einrichtungsgegenstände aufzutreiben, damit das Haus so prächtig wurde wie die Spielsäle in New Orleans und New York. Marny meinte übrigens, eigentlich sei es ihr ganz recht, daß Archwood nicht mehr da war. Männer brauchte man zum Vergnügen. Nun hatte sie tagsüber eine derartige Menge zu erledigen, daß sie ihre Nächte allein verbringen konnte, ohne unzufrieden zu werden. Kendra fragte sich, wie lange sie diese Enthaltsamkeit wohl ertragen würde. Vorerst schien Marny allerdings ganz glücklich zu sein.
    Nicht lange nach Archwoods Abfahrt mußte sich Loren wieder auf eine Geschäftsreise begeben. Er teilte Kendra mit, daß Ralph und Serena ein Auge auf sie haben würden. Sie möge vor allem nicht allein auf die Straße gehen, denn was für Typen tauchten jetzt auf! Strandguträuber von Südseeinseln, Verbrecher aus den Strafkolonien in Australien, kurz gesagt: Schurken aller Art, die noch nie eine ehrliche Arbeit getan hatten und auch gar nicht daran dachten, dergleichen jemals zu tun.
    Kendra versprach, vorsichtig zu sein. Das Wetter war schlecht. Einige Tage ging sie nicht aus, weder allein noch in Begleitung. Von Captain Pollock hörte sie nichts mehr. Ralph, der täglich seine Arbeit im Laden erledigte, hatte kein besonderes Interesse an Pollock oder an der Cynthia; er wußte überhaupt nicht, daß Kendra den Kapitän und sein Schiff kannte. Loren war schon eine Woche fort, als sie endlich erfuhr, daß nun auch die Mannschaft der Cynthia desertiert war.
    Marny überbrachte ihr diese Nachricht. Anfangs hatte sie die Cynthia gar nicht erwähnt, denn sie hielt Pollock längst für einen Dummkopf, und somit war auch ihr Interesse an ihm und seinem Schiff erloschen. Was sie interessierte, war allein der Calico-Palast.
    »Ich werde Loren niemals dankbar genug sein können, weil er uns diese chinesischen Zimmerleute verschafft hat. Dwight meint, sie sind beständig und vernünftig und kennen sich in ihrer Arbeit wirklich aus. Natürlich ist die Sprache ein Problem, aber sie lernen jetzt Englisch.«
    Kendra hatte eine Kanne mit Kaffee geholt. Beim Eingießen sah ihr Marny zu.
    »Das Baby macht dich ja noch schöner«, sagte sie und ließ mit einemmal das trennende ›Sie‹ fallen. »Du siehst ja geradezu blühend aus.«
    Dann berichtete sie Kendra von einem Mann aus Sydney, der in der vergangenen Nacht an die Bar getreten war und einen speziellen Cocktail hatte haben wollen. Er war bemüht gewesen, sich Chad verständlich zu machen, aber Chad stammte aus Boston, und die beiden konnten einander trotz aller Anstrengungen nicht verstehen. Schließlich hatte sich ein Engländer, der sowohl in Australien als auch in den Vereinigten Staaten gelebt hatte, ehe er nach Kalifornien gekommen war, als Dolmetscher angeboten. Jetzt endlich hatte Chad kapiert und den Drink gemixt. Der Mann aus Sydney war nicht knauserig mit einem Trinkgeld gewesen und hatte auch den Engländer zu einem Glas

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