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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Endlich gelangten sie zum Laden. Die Fenster waren erhellt, der Bürgersteig sauber. Marny war, als habe sie niemals ein willkommeneres Bild erblickt. Mr. Chase und Mr. Fenway hielten am Haupteingang Wache. An einem Fenster des Obergeschosses erspähte Marny Foxys Gesicht mit den vorstehenden Zähnen. Er lauerte Dieben auf.
    Besorgt eilten die Kaufleute dem kleinen Trupp entgegen. Loren war nicht nur ihr bester Angestellter, sondern auch ein Mann, den sie schätzten, und sie erkannten ohne Worte, daß er schwer verletzt sein mußte. Mit ungewohnter Hast öffnete Mr. Fenway die Tür. Sie halfen Loren hinein und brachten ihn ins Lager, während Mr. Chase nach Ralph Watson rief, der bislang eine Seitentür bewacht hatte, und ihn anwies, eine Matratze für Loren zu holen.
    Im Laden stützte sich Marny auf eine Theke. Das Bündel ließ sie zu Boden gleiten. Sie war so erschöpft, daß sie beinahe auch zu Boden geglitten wäre. Ralph meinte, man solle einen der Packjungen zu einem Arzt schicken und Mrs. Shields benachrichtigen.
    »Ein Jammer das alles«, klagte Ralph, »ein Jammer für Mrs. Shields, daß ihr Mann verletzt wurde, wo ihr Kind doch kaum einen Monat alt ist.«
    Vielleicht sollte ich hingehen und es ihr sagen, überlegte Marny. Aber ich kann es nicht. Ich kann einfach nicht den Berg hinauftrotten.
    »Nun, Marny«, sprach eine traurige Stimme neben ihr.
    Marny sah auf. Mr. Fenway trug ein Nachthemd und eine Hose. Das Hemd hatte er hinten in die Hose gesteckt. Er schaute so trübsinnig aus, als habe er seinen ganzen Besitz verloren.
    »Das ist ein bedauerlicher Vorfall«, murmelte er. »Sehr bedauerlich.«
    »Ja«, antwortete Marny. Wenigstens einmal ist nun so viel Unheil geschehen, daß selbst dieser alte Trauerklotz zufrieden sein muß, dachte sie.
    »Ich vermute, daß auch Ihr Haus zum Teufel ist?« erkundigte sich Mr. Fenway düster.
    »Alles ist zum Teufel«, gab Marny Auskunft.
    Sie war derart müde, daß sogar diese wenigen Worte ihr schwerfielen.
    Mr. Fenway musterte sie sorgenvoll.
    »Sie sehen ja ganz erledigt aus«, stellte er dann fest.
    »Ich bin auch erledigt.«
    »Sie sollten besser mit mir kommen«, leierte Mr. Fenway.
    »Ja«, erwiderte Marny. Sie wußte nicht, wohin er sie bringen würde, und in ihrem gegenwärtigen Zustand war ihr das auch völlig gleichgültig. Als sie sich niederbeugte, um ihr Bündel aufzuheben, griff Mr. Fenway danach.
    »Schwer«, bemerkte er. »Goldstaub?«
    »Münzen.«
    »Die verstauen wir besser im Safe«, empfahl Mr. Fenway monoton. »Sie können nie wissen, was in solchen Zeiten wie heutzutage alles passiert. Diese Menschen …« Er zuckte die Achseln.
    Sie folgte ihm und wartete, während er die Tür zu dem Raum aufschloß, in dem sich die privaten Safes befanden. Sie schlug ihren Schal auseinander, nahm den Lederbeutel heraus und stopfte ihn in das Fach. Das Geräusch des zuschnappenden Schlosses gab ihr ein Gefühl der Erleichterung, ja, der Ruhe. Dann griff sie wieder nach ihrem Schal und wunderte sich, weil er nun so leicht war. Mr. Fenway sagte bedrückt noch einmal:
    »Sie sollten besser mit mir kommen.«
    Er führte sie durch den Lagerraum. Loren lag jetzt auf einer Matratze. Mr. Chase half Hiram und Pocket beim Auswaschen und Verbinden seiner Wunden.
    Also kümmert man sich um Loren, dachte Marny. Man brauchte sie nicht mehr, und sie konnte sich endlich irgendwo ausruhen.
    In diesem Teil des neuen Hauses war sie noch nie gewesen, doch selbst in ihrer Ermattung fiel ihr auf, wieviel geräumiger hier alles war als in dem alten Laden. In feierlicher Stille geleitete Mr. Fenway sie hinauf. Oben angelangt, blieb er vor einer Tür stehen. Wiederum holte er seine Schlüssel heraus, nahm einen aus dem Bund, öffnete die Tür und reichte ihr dann den Schlüssel.
    »Hier halte ich mich auf, wenn das Wetter zu schlecht ist, um nach Hause zu gehen. Ein schlechtes Klima, in dem wir leben. Durchaus nicht gesund. Immer diese Nebel und diese Feuchtigkeit. Sie bleiben besser ein paar Tage hier, bis Sie wieder einigermaßen bei sich sind.«
    Marny wurde es heiß: Sie hatte einen Platz zum Schlafen, einen Platz bei anständigen Menschen. »Mr. Fenway«, sagte sie, »jetzt geben Sie mir schon zum zweiten Mal Unterkunft, und beide Male war ich so übel dran. Wenn ich mich ein wenig ausgeruht habe und wieder klar denken kann, werde ich Ihnen sagen, wie dankbar ich Ihnen bin.«
    »Schlechte Zeiten heutzutage«, wiederholte Mr. Fenway. »Schlechte Zeiten. Unten an der Treppe ist

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