Alles Gold Der Erde
hat ihn natürlich geschwächt, und die Wunden schmerzen. Foxy hat Dr. Rollins aufgespürt, und der Doktor ist nun da und verbindet ihn fachgerecht. Hiram hat sich auf die Suche nach einem Karren und einem Pferd gemacht, um Loren nach Hause zu schaffen, und der Doktor wird ihm Opium geben, damit er das Rattern nicht zu sehr spürt.«
»Und Ihre eigene Arbeit? Was ist mit Ihrer Buchhandlung?«
»Die kann warten«, erwiderte Pocket. »Das Haus ist nicht beschädigt worden, und Mr. Gilmore kann sich um die Dinge kümmern. Aber sagen Sie jetzt: Was brauchen Sie?«
»Pocket«, fing sie eindringlich an. »ich brauche einfach alles: Schuhe, Strümpfe, Kamm, Bürste, Haarnadeln, Zahnbürste und dann irgendwas zum Anziehen. Auch Seife, Handtücher, Olivenöl …«
»Gut, Ma'am. Also alles, was man zum Leben braucht.«
»Richtig«, entgegnete Marny. »Kaufen Sie die Sachen unten auf meine Rechnung. Dann würde ich auch gern an Kendra schreiben.«
Pocket ging in den Laden hinab. Marny aß die Bohnen und fühlte sich nach jedem Bissen gestärkter. Bald kam Pocket mit seinen Einkäufen zurück. Er schleppte an: ein warmes dunkelblaues Kleid, zwei Paar schwarze Baumwollstrümpfe und ein halbes Dutzend Paar Schuhe zur Auswahl. Jetzt wollte er wieder hinuntergehen, um Hiram zu erwarten. Sobald er mit einem Wagen eintreffe, werde er. Pocket, noch einmal Marny aufsuchen und den Brief für Kendra abholen.
Dankbar steckte Marny ihr verwirrtes Haar fest. Wo mochte Norman sein? Und was war aus Rosabel geworden? Wieviel Geld hatten sie gerettet? Irgendwo mußten sie einen neuen Calico-Palast bauen. Dieser Gedanke allein schon war belebend.
Sie schrieb Kendra, daß Loren bei der Rettung eines Kindes verletzt worden sei. Wenn er sich nicht um den kleinen Zack bemüht hätte, wäre er gar nicht in die Kearny Street gelangt und also auch nicht in die Nähe des El Dorado gekommen, als dieser Bau explodierte. Nachdem sie den Brief Pocket übergeben hatte, machte sich Marny ans Waschen.
Nach einer Weile erschien ein anderer Besucher, nämlich Ralph Watson. Er brachte Kendras Antwort und ein Bündel Kleidungsstücke. Kendra hatte sie mit Bedacht ausgewählt: schlichte dunkle Kleider und Unterwäsche. Marny setzte sich, um den Brief zu lesen.
»Liebe Marny,
Loren schläft noch unter der Wirkung des Opiums, das ihm der Doktor gegeben hat. So finde ich Zeit, Dir zu schreiben. Vielen Dank für Deinen Brief. Ich bin froh – und gar nicht überrascht –, daß sich Loren um den kleinen Zack bemüht hat. Jedermann hätte das von ihm erwartet.
Wir haben alles nur Mögliche getan, damit Loren es bequem hat und wieder gesund wird. Hiram und Pocket haben ihn die Treppe hinaufgetragen und ins Bett gelegt. Die Babykrippe haben wir unten in das Eßzimmer gestellt. Das ist in der Nähe von Ralphs und Serenas Schlafzimmer. Sie kann die Sachen des Kleinen auf dem Tisch ausbreiten und auf ihn achtgeben, während ich oben bei Loren bin. Dr. Rollins meint, Loren wird ein paar Tage im Bett bleiben müssen, bis er sich von seinem Blutverlust erholt hat, aber mit Ruhe und Pflege wird er wieder in Ordnung kommen.
Ich weiß, daß Du wegen des Calico-Palastes ganz gebrochen sein mußt. Um die Wahrheit zu sagen: Es geht mir genauso. Ich wollte ihn besuchen. Jetzt, da der Kleine da ist und ich wieder in der Reihe bin, wollte ich dieser Tage einmal dorthin gehen und mir Spiegel, Leuchter, Bilder und alles andere ansehen. Nun, das macht nichts. Ich bin sicher, daß Du und Norman ihn wieder aufbauen werdet. Wenn der neue Calico-Palast öffnet, werde ich dabeisein. Mrs. Chase wird das zwar mißbilligen, und Mr. Chase wird schockiert sein, aber Loren wird gewiß nichts dagegen haben. Er versucht gar nicht, mich herumzukommandieren.
Serena sagt, daß Loren erwacht ist. In Eile
Kendra«
Marny überlegte: Kendra, Pocket, Mr. Fenway – sie alle waren gute Menschen. Wie gern halfen sie in der Not. Nun, dazu war nicht jeder bereit. Gewiß nicht die Kerle, die sie in der vergangenen Nacht gesehen hatte: Lumpen, die mit dem geraubten Gut anderer Leute davongelaufen waren. Aber dennoch gab es viele gute Menschen.
Den Rest des Tages verwandte sie darauf, sich so herzurichten, daß sie wieder einigermaßen ansehnlich wurde. Nachdem sie ihren neuen Morgenrock angezogen hatte, ging sie hinab, holte Wasser, erhitzte es auf dem Ofen im Lagerraum, schleppte es eimerweise hinauf und dann eimerweise verschmutzt wieder ins Parterre, wo sie es in den Morast hinter dem Laden
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