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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Fälligkeitstag würde der Mann also seine Miete bekommen. Doch nun zu dem neuen Gebäude.
    Norman sprach ohne Pause. »Da die großen Spielhäuser an der Plaza – das El Dorado, das Parker House, Denison's, der Calico-Palast – allesamt beim Teufel sind, blüht natürlich das Geschäft in den kleineren. Das Dach des Kasinos Verandah hat fünfmal Feuer gefangen, jedesmal aber haben sie es löschen können. Jetzt ist es schon wieder geöffnet. Genauso ist es beim Bella Union, dem Aguila del Oro und allen anderen. Sie schnappen uns die dicken Fische weg. Wir müssen sofort mit dem Neubau anfangen.«
    Der beste Baumeister in der Stadt war Dwight Carson, deshalb wollte Norman ihn beauftragen. Ärgerlich war nur, daß alle Welt ihn auch beauftragen wollte. Norman hatte in Carsons Büro in der Montgomery Street ein Dutzend Männer angetroffen, die den nämlichen Wunsch hatten wie er. Carson zog die Offerten in Betracht, nahm sich jedoch so viel Zeit wie ein Mädchen, das die Wahl unter zahlreichen Freiern trifft. »Wo ist der Geldsack, den du fortgeschleppt hast, Marny?«
    »Hier, in meinem Safe.« Marny wußte so gut wie Norman, daß weder Goldstaub noch geschmolzenes Gold ein großer Anreiz für Carson sein würden. Ein derart gefragter Mann konnte Münzen verlangen.
    »Wenigstens haben wir Bargeld auf der Hand«, meinte Norman. »Solange wir es verhindern können, werden wir nichts borgen.«
    Marny stimmte ihm zu. »Zehn Prozent Zinsen pro Monat!« rief sie aus.
    »Zehn?« Norman lachte laut. »Seit dem Feuer bekommen die Bankiers zwölfeinhalb. Dieser Freund von dir, Hiram Boyd, und sein Partner, ein gewisser Eustis, haben ihr Bürohaus in der Montgomery Street kaum halb fertig. Aber sie arbeiten bereits in einem Raum, und ich habe gehört, daß Leute um Darlehen bitten. Ich weiß nicht, weshalb sie für zwölfeinhalb Prozent verleihen. Ich würde fünfzehn fordern. Aber sag mir mal: Hast du in letzter Zeit noch mehr Dampfertickets gekauft?«
    »Ja, das habe ich. Sie sind auch in meinem Safe hier.«
    Norman blickte zur Decke auf und schickte seinen Dank gen Himmel. Er hatte befürchtet, sie habe keine mehr gekauft oder die gekauften im Calico-Palast zurückgelassen, wo sie samt allem andern verbrannt wären. »Ach, Marny, du benutzt deinen Kopf aber wirklich zum Denken. Die meisten Leute lassen bloß Haare darauf wachsen.«
    Marny hob belustigt eine Schulter. »Was willst du mit den Tickets machen?«
    »Der Dampfer Oregon wird geradezu gestürmt. Die hiesigen Zustände machen die Menschen allmählich krank: Regen, Schlamm, Ratten und jetzt der Brand. Sie wollen auf Maultieren die Landenge überqueren und nach Hause. Die Dampfergesellschaft ist jedoch ausverkauft. Wir können drei- oder viermal soviel für die Tickets bekommen, wie du gezahlt hast. Vielleicht gelingt es uns doch, Dwight Carson zu gewinnen. Wenn du ihn sehen solltest, dann sag ihm nur nicht, wie nötig wir ihn brauchen.«
    Marny setzte ein schlaues Lächeln auf. »Dwight benutzt seinen Kopf keineswegs bloß zum Haarewaschen, mein Lieber. Er weiß genau, wie nötig wir ihn brauchen.«
    Norman ließ sich von Mr. Fenway den Raum aufschließen, der die Safes enthielt. Auf dem Boden sitzend zählte er seine Münzen und danach die von Marny, rechnete den wahrscheinlichen Wert der Dampfertickets hinzu und gab die Münzen zurück. »Wir sind in keiner schlechten Lage«, sagte er zu Marny, als sie wieder in das Lager gingen. »Ich glaube, wir können alle andern ausstechen.« Und pfeifend stürzte er davon, um Dwight Carson über ihre finanziellen Verhältnisse zu informieren.
    Marny lachte leise und machte sich wieder an ihre Näharbeit. Sie wäre jede Wette eingegangen, daß Norman gestern – gleich ihr – Tränen vergossen hatte. Aber heute würde er dies nicht zugeben, sie übrigens auch nicht. Sie war in Kampfstimmung. Ähnlich erging es allen andern Leuten, die sich mit dem Neubau ihrer zerstörten Häuser beeilten. Diese von Nebeln, Ratten und Wanzen heimgesuchte Stadt besaß doch ein gewisses Etwas. Marny freute sich, hier zu sein.
    Der Tag nach Weihnachten brach düster und rauh an, im Lager war es jedoch warm, und im Laden gaben sich die Kunden einander die Klinke in die Hand. Die Jungen hetzten umher und lamentierten, weil Loren ausgerechnet jetzt zu Hause bleiben mußte, da sie ihn am dringendsten gebraucht hätten. Ralph berichtete: »Es geht ihm gut, und er wird bald wieder arbeiten können.« Aber dieser Trost half ihnen ja heute nicht

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