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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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der sie laut willkommen hieß. Er kam allein.
    Also ging Ted ihr aus dem Weg! In Kendra stieg die Wut auf. Doch vielleicht war er gar nicht im Büro? Aus dem Lagerraum hörte sie Stimmen; Männer rollten Fässer durch die Hintertür herein. Natürlich! Ted hatte dort mit den Packjungen zu tun.
    Mr. Chase marschierte flott auf Eva, die Leutnants und die Männer am Ofen zu. Sein dickes Gesicht strahlte, als er fragte:
    »Möchten die Herrschaften vielleicht ein wenig Gold?« Die Gruppe wurde unruhig. Mr. Chase streckte seine feiste Hand aus, in deren Fläche ein Lappen lag. Er war zerknittert, als sei er verknotet gewesen. Die Männer drängten näher. Nur einer von ihnen, ein schlanker Bursche, der einen Fuß auf eine Kiste gestellt und einen Ellbogen aufs Knie gestemmt hatte, blieb unberührt. Die Taschen seiner Hose und seines Hemdes quollen förmlich über. Er hatte darin Notizbücher, Geld, Schlüssel, ein Messer, einen Kamm, Bleistifte, ein rotes Taschentuch und ein blaues Taschentuch und noch viele andere Dinge. Sein Bart war eine Woche alt; wie Fichtennadeln stachen die Stoppeln aus seinem mageren Gesicht. Als er die andern beobachtete, die sich neugierig um das Gold scharten, lächelte er freundlich, und seine nußfarbenen Augen glitzerten.
    »Eine Minute, Leute«, bat Mr. Chase. »Lassen Sie zuerst die Damen einen Blick darauf werfen. Dieser Gentleman dort, namens Pocket, hat das Zeug in die Stadt gebracht, und zwar zunächst zu dem Uhrmacher Buckelew, denn er kennt sich mit Gold aus, und er hat auch eine Juwelierwaage.« Mr. Chase nickte entschlossen. »Nun, es ist Gold.«
    Ach, warum hörte er nur nicht mit diesem Geplapper auf, dachte Kendra, und rief lieber nach Ted? Der Lappen war von einem alten Hemd abgerissen worden. Ein Teelöffel voll schmutzig-gelblicher Körner lag darin. Morse und Vernon brummten unsicher etwas vor sich hin (schließlich hatte der Quartiermeister erklärt, dieses sogenannte Gold sei bloß Glimmer), Eva jedoch berührte mit einem ihrer behandschuhten Finger das Häufchen und fragte:
    »Woher haben Sie das, Mr. …? Es tut mir leid, aber ich kann Namen nicht behalten.« Der schlanke Fremde nahm seinen Fuß von der Kiste und richtete sich auf wie ein Mann, der unerwartet eine Ansprache halten soll.
    »Mein Name ist Sylvester Brent, Ma'am«, antwortete er höflich, »aber alle Welt nennt mich Pocket.« Er blickte Eva scheu an und fuhr sich dann über das stoppelige Kinn. »Hätte ich geahnt, daß ich feine Damen treffen würde, dann hätte ich mich vorher rasieren lassen. Entschuldigen Sie, bitte, Ma'am. Aber Sie haben nach dem Gold gefragt. Ich arbeite im Laden von Mr. Smith droben bei Sutters Fort. Es haben schon andere solches Zeug da gehabt. Sie wollen es an Stelle von Geld verwenden.«
    »Wo haben Sie es gefunden?« fragte Eva interessiert.
    Pocket verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den andern. »Sie sagen, daß sie es am Sägewerk gefunden haben, Ma'am.«
    »Sägewerk?« wiederholte Eva verständnislos.
    Schüchtern erklärte Pocket:
    »Nun, Ma'am, es kommen Siedler, und sie brauchen Holz, um sich Häuser zu bauen. Deshalb hat Mr. Sutter ein paar Mann in die Berge geschickt, die am American River ein Sägewerk bauen sollen. Sie haben diese Körner im Fluß gefunden, aber auch in Felsspalten, und sie behaupten, es sei Gold.«
    »Es ist Gold«, betonte Mr. Chase.
    Unruhig stampfte Kendra mit dem Fuß auf. Wo steckte Ted?
    »Das bedeutet gar nichts«, bemerkte Mr. Fenway. Seine Stimme klang so eintönig wie das Summen einer Biene.
    »Und was ist das?« begehrte Mr. Chase auf. »Ich werde es Ihnen sagen: Es ist Gold, hören Sie: Gold.«
    Mr. Fenway blickte sich um wie ein Mann, der einiges zu sagen hat. »Wieviel Gold ist dort oben, Pocket?«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Pocket in seiner unschuldigen Art. »Ich schätze, das weiß niemand.«
    »Nun, regen Sie sich nicht auf«, warnte Mr. Fenway. »Derlei passiert nicht zum erstenmal in dieser Gegend. Vor fünf oder sechs Jahren, als Chase noch nicht hier war, ist bei Los Angeles folgendes geschehen: Ein Rancharbeiter zerrte ein paar wilde Zwiebeln aus der Erde und sah Körner wie diese da an den Wurzeln hängen. Die Nachricht machte schnell die Runde. Männer ließen ihre Arbeit liegen und suchten nach Gold. Nun, was an den Wurzeln dieser Zwiebeln hing, war tatsächlich Gold, aber« – Mr. Fenway fuchtelte warnend mit einer Hand –, »aber es war nicht so viel, daß es sich gelohnt hätte. Ein Mann, der von der

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