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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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gelang es Ted ein zweitesmal, sie aufzufordern. Mittlerweile war es im Zimmer heiß geworden, und die Lampen qualmten. Einige der Gäste hatten sich an dem Tisch in der Ecke mit Wein und Brandy bedient; sie tanzten nun mit großer Begeisterung, aber wenig Anmut. Doch scherte dies Kendra wenig.
    Ted hatte die Musiker gebeten, das Lied von der Libelle noch einmal zu spielen, und Kendra überlegte, ob sie fortan jedesmal, wenn sie diese Melodie vernahm, wohl an Ted werde denken müssen.
    Mitternacht war längst vorüber, und als dieser Tanz zu Ende war, meinte Alex, nun sei es an der Zeit, heimzugehen. Sie ritten – eskortiert von einem halben Dutzend Offizieren – durch den heulenden Nachtwind. In der Pazific Street waren die Kneipen noch erhellt, und der Wind trug das Grölen der Betrunkenen herüber. Kendra war glücklich, glücklicher denn je. Als sie in dieser Nacht in ihrem Bett lag, dachte sie, es sei doch wunderbar, begehrt zu werden. Ted ahnte gar nicht, wie sehr es sie danach verlangt hatte, geliebt zu werden. Sie hatte es selber bis zum heutigen Tage nicht gewußt: Erst jetzt war ihr klargeworden, wieviel ihr bisher gefehlt hatte.
    Kurz vor dem Einschlafen kam ihr der Einfall, es sei vielleicht ein Glück, daß sie noch keine Liebe gefunden habe, denn sonst hätte sie ja jetzt nicht diese Entdeckerfreude kennengelernt.

5
    Am Tag darauf war es immer noch düster und wolkig. Sie hatten so lange geschlafen, daß Eva heute nicht einkaufen wollte; sie schlug vor, die Reste zu essen. Eva war jetzt auch mit den Vorhängen für den Salon fertig geworden. Gemeinsam mit Mrs. Riggs wurden sie nun befestigt.
    Im Schmutz und Nebel von San Francisco verwandelte Eva ihr kahles kleines Haus in eine Oase der Gemütlichkeit. Auch die Schlafzimmer waren inzwischen mit Vorhängen und den dazu passenden Bettvorlegern versehen worden. Im Salon standen Stühle am Tisch und Schaukelstühle am Kamin. Auf jedem lag ein Kissen, das mit Moos ausgestopft war. Eva liebte helle Farben. Sie meinte, in einer so grauen Stadt wie dieser brauche man einfach leuchtende Farben.
    Kendra saß am Kamin mit dem Star in der Hand. Sie tat, als studiere sie die Anzeigen. In Wirklichkeit aber träumte sie vor den Flammen vom vergangenen Abend. »Wie schön Sie sind … Jede Frau ist so schön, wie ein Mann sie sieht …«
    Sie hörte das Getrappel von Pferdehufen. Gleich danach lief ein Besucher die Treppen herauf und pochte an die Haustür. Mrs. Riggs ging öffnen. Herein trat Ted und grinste stolz, als er unter der Tür des Salons stehenblieb und ein eingewickeltes Päckchen von sich streckte.
    »Wie geht's?« begrüßte er sie. »Mrs. Taine, ich bringe Ihnen Ihr Mittagessen.«
    Eva sprang von dem Stuhl herab, auf dem sie gestanden hatte. »Ach, das ist reizend von Ihnen, Mr. Parks.«
    »Ich habe es gleich gebracht, weil es sich nicht hält. Soll ich's in die Küche tragen?«
    Kendra war in die Höhe geschnellt. »Ich komme mit.«
    Sie gingen in die Küche, und Ted legte sein Päckchen auf den Tisch. Schwungvoll schlug er das Einwickelpapier zurück, und zum Vorschein kam ein Stück frischer Lachs. Kendra schrie vor Freude auf. Eva, die zur Tür gekommen war, meinte:
    »Das wird ja ein wahrer Festschmaus.«
    »Ich bin froh, daß es Ihnen Freude macht«, sagte Ted. Er wies auf das Becken. »Darf ich meine Hände waschen?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Eva, und Kendra erkundigte sich, woher er den Fisch denn habe.
    »Das war Glück. Ein paar Burschen kamen heute früh vom Fischfang zurück und hatten mehr Lachs, als sie selber vertilgen können. Deshalb haben sie den Rest in unseren Laden gebracht. Ich wäre noch früher gekommen, aber ich mußte erst die Werkzeuge verpacken, die Mr. Sutter bestellt hat. Der Kapitän will morgen bei Tagesanbruch abfahren.«
    Eva schaute durchs Fenster.
    »Er ist ein braver Mann. Werden wir auch keinen Sturm bekommen?«
    »Das kann man nie wissen«, versetzte Ted und schrubbte sich die Hände. »Manchmal hängen die Wolken tagelang so tief wie jetzt, und doch fällt kein Tropfen Regen. Ich fühle mich in San Francisco ganz wohl, aber Sie werden mich nicht dazu verleiten können, ein Lob auf das hiesige Klima zu singen.«
    Eva lachte, dankte ihm nochmals für den Lachs und kehrte wieder zu ihren Vorhängen zurück. Ted drapierte das Handtuch über dem Halter und fragte:
    »Wollen wir nicht mal 'rausgehen und nach dem Wetter sehen?«
    Kendra stimmte zu, und Ted machte die Tür zum Flur auf. Er lächelte sie

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