Alles Gold Der Erde
Gulch?«
»Arbeiter von Sutters Fort, ein paar Rancher, einige Leute aus der Gegend. Natürlich wird die Sache bald bekannt sein, aber bis jetzt ist sie noch nicht bekannt. Ich gehe zurück. Ich mußte in die Stadt kommen, um Vorräte zu beschaffen. Ich habe mich mit einem Burschen namens Ning befreundet. So rufen sie ihn, aber sein richtiger Name ist Ingram.«
»Ingram?« wiederholte sie. »Er war gestern im Laden und hat eine Menge gekauft.«
»Wir brauchen auch eine Menge«, erwiderte Ted. Er sprach nun schnell, mit jungenhaftem Eifer. »Stiefel und Decken, Schaufeln und Pfannen, Nahrungsmittel – das ist ein rauhes Land. Wir müssen alles mitbringen, was wir brauchen.«
Ted erzählte, daß Ning sehr viel über Goldgruben wisse. Er sei im Lumpkin County in den Bergen von North Georgia aufgewachsen, wo vor Jahren Gold gefunden worden war.
»Er weiß, was wir nötig haben. Wir gehen zurück, sobald unsere Ausrüstung komplett ist. Und dann, Kendra, noch ehe der Sommer zu Ende ist, werde ich reich sein. Das Gold liegt zum Greifen nahe. Dann kann ich machen, was mir gefällt, alles kaufen, überall hinfahren. Erinnerst du dich noch, was ich dir einmal gesagt habe? Ich würde gern auf einsame Inseln oder in ferne, noch unerforschte Zonen reisen.«
Sie erinnerte sich.
»Ich werde dich mitnehmen«, fuhr Ted hastig fort. Und dann redete er wieder von diesen wunderbaren Bergen: Gold im Wasser und im Felsgestein, Gold in Körnern, Nuggets und sogar in Klumpen unter der Erde. Gold, das nur darauf wartete, daß einer kam und es an sich nahm.
Und Ted liebte sie. Er hatte es gesagt. Er sagte es jetzt wieder:
»Ach, Kendra, es ist so schön, daß ich dir das alles erzählen kann! Du verstehst es. Du verstehst, wie ich fühle. Du hast es immer verstanden. Ich habe dich ja so vermißt.«
»Ich habe dich auch vermißt, und wenn du zurückgehst …«
»Ja«, unterbrach er sie fast ärgerlich. »Ich gehe zurück. Aber diesmal gehe ich im Guten.«
»Nein!« rief sie in plötzlicher Furcht.
»Doch«, versetzte er heftig. »Ich haue hier ab. Du bist das erste Mädchen, das ich je geliebt habe, und ich hoffe zu Gott, daß du auch das letzte sein wirst.«
Er machte einen großen Schritt zur Tür. Kendra stürzte zu ihm und packte sein Handgelenk.
»Ted, du liebst mich doch! Du hast gesagt, daß du mich liebst!«
»Ja, und gerade deswegen verlasse ich dich jetzt. Wenn es mir gleichgültig wäre, was aus dir wird – aber es ist mir nicht gleichgültig.« Er verstummte und sah sie traurig an. »Warum mußt du so schön sein, wenn wir uns Lebewohl sagen?«
»Wir sagen uns doch nicht Lebewohl, Ted.«
»Kendra«, drängte er. »Ich bin faul. Mit mir ist nicht viel los. Ich werde es nie zu etwas Rechtem bringen.«
»Das ist mir einerlei. Wir werden das ganze Gold aus diesen Flüssen haben.«
»Ach, Kendra, es ist doch nicht das Gold, das Ärger macht. Ich bin derjenige, der Ärger macht. Und du bist so ein nettes Mädchen. Du willst doch auch einmal heiraten.«
»Natürlich. Wir können hier heiraten, gleich jetzt. Der Friedensrichter – wie nennen sie ihn in Kalifornien? Ja, der Alcalde kann uns trauen.«
»Dann wirst du mich für den Rest deines Lebens auf dem Halse haben.«
»Das ist ja gerade das, was ich will.«
»Ach, meine Liebe, blamiere dich doch nicht mit mir.«
Wieder ging er, mit den Händen in den Taschen, zum Fenster und dann zurück. Kendra betrachtete sein zerwühltes Haar und sein schalkhaftes Gesicht, das jetzt gefurcht war, als kämpfe er gegen sie und gegen sich selbst und gegen die ganze Welt. Da, auf dem Tisch, lagen das Säckchen und das Häufchen Goldstaub. Ted starrte sie wehmütig, zärtlich und gleichzeitig erschreckt an, als wolle er fliehen und brächte es doch nicht fertig. Plötzlich fragte Kendra:
»Ted, warum bist du nach San Francisco zurückgekehrt?«
»Ich hab's dir doch erzählt. Wegen der Vorräte.«
»Du hättest sie ja auch in Sutters Fort kaufen können. Warum hast du den weiten Weg hierher gemacht?«
»Hier sind die Preise niedriger. Alles, was im Fort zu haben ist, muß den Sacramento River hinaufgebracht oder über Land hingeschafft werden. Das verteuert die Waren natürlich.«
»Was du hier einkaufst, mußt du aber auch mitnehmen. Also: Warum bist du nach San Francisco gekommen?«
»Ein anderer Grund war der, daß ich mein Gold sicher deponieren wollte. Mr. Chase wird es für mich unter Verschluß halten.«
»Hätte Mr. Sutter das denn nicht auch tun können? Er
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