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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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zu Tee und Keks ins Gemeindehaus einladen.«
    Lautes Gejohle. Mr. Fenway brummte, diese Musterknaben hätten halt keine Ahnung von Seeleuten und deren Wünschen. Der schäbig aussehende Mr. Ingram, der den Mund nicht mehr aufgemacht hatte, seit Marny da war, öffnete ihn auch jetzt noch nicht, aber seine Lippen verzogen sich spöttisch. Mr. Ingram hatte beide Daumen in die Taschen gesteckt, seinen verbeulten Hut in den Nacken geschoben und erfreute sich stumm der Vorgänge. Delbert blätterte eine Seite seiner Zeitung um und las weiter.
    »Also gut«, sagte Marny, »kein vernünftiger Mensch erwartet, daß Seeleute in ihrem kurzen Urlaub Tee trinken. Sie wollen Licht und Musik um sich haben und auch ein bißchen Nervenkitzel. Und außerdem gibt es schließlich noch die Männer, die das ganze Jahr über in Honolulu leben. Sie brauchen ein Plätzchen, wo sie nach getaner Arbeit ein wenig Spaß finden. Und alle wußten, daß sie auch zu ihrem Spaß kommen würden.«
    Geräuschvoll stimmten die Männer zu, und Marny lachte. Ihre roten Locken flogen. Ihr sommersprossiges Gesicht war erhitzt, als vertraue sie sich soeben ihren besten Freunden an.
    »Aber ihr wißt ja selber, Männer, es gibt da immer welche, die aus einer solchen Situation für sich selber einen Vorteil herausschlagen wollen. In Honolulu ist es die Polizei. Wir mußten den Greifern Geld zustecken, damit sie uns in Ruhe ließen.«
    »Aha«, meinte Mr. Fenway. Dann seufzte er trübsinnig und weise, als habe er dergleichen die ganze Zeit schon befürchtet.
    »Und diese Schmiergelder wurden immer größer«, klagte Marny. »Schließlich sind wir der Sache müde geworden. Leute, die aus San Francisco kamen, haben uns gesagt, das hier sei eine große neue Stadt, in der das Leben und Treiben gerade erst richtig anfange.«
    Ihre Zuhörer nickten lebhaft.
    »Deshalb haben wir uns gedacht: Schauen wir uns dort doch mal um. Man hat uns gesagt, daß wir über die hiesigen Verhältnisse am besten durch die bedeutende Firma Chase und Fenway etwas erfahren könnten.«
    »Sehr wohl, sehr wohl!« dröhnte eine kräftige Stimme von der Tür her, und Mr. Chase kam hereingekugelt. »Mein Name ist Chase. Hat jemand nach mir gefragt?«
    Alle begannen gleichzeitig, sich einander vorzustellen. Kendra an ihrer Lagerraumtür wünschte, auch sie könne sich zu diesen Leuten gesellen. Ihr schien, daß Marny harmlos war. Sie genoß wohl auf ihre Weise das Leben.
    Und Kendra, die ihr Leben überhaupt nicht mehr genießen konnte, nachdem Ted verschwunden war, wurde fast gelb vor Neid.
    Marny legte die Spielkarten auf die Theke. Mit einem bestrickenden Lächeln schob sie ihre kleine Hand in die derbe Hand des Mr. Chase, der blinzelte, als werde er geblendet. Dann beugte er sich über Marnys Pfötchen, und zwar so tief, daß Kendra glaubte, er werde sie gar küssen. »Es ist mir ein Vergnügen, Ma'am«, polterte er dabei. »Ein wahres Vergnügen.«
    »Vielen Dank, Sir«, zwitscherte Marny und drehte den Kopf zum Ofen: »Delbert?«
    Delbert trennte sich von der Zeitung und stand auf. Eine Sekunde fragte sich Kendra, ob Marny ihn vielleicht angeheuert habe, damit er ihr auf Schritt und Tritt folge, denn es wäre in der Tat kein sicheres Unterfangen für sie gewesen, allein durch die Straßen zu gehen.
    Aber nein, Marny stellte Delbert als ihren Teilhaber im Spielgeschäft vor.
    Mr. Chase, der sich in ihrem Charme aalte, beteuerte, daß er und sein Partner es als Ehre betrachteten, ihnen behilflich zu sein. Wenn die Dame und der Herr vielleicht in das Büro kommen wollten …
    Sie gingen alle vier hinein. Mr. Chase hielt Marnys rechten Ellbogen, Mr. Fenway ihren linken, und Delbert stolzierte hinterdrein. Als sich die Tür hinter ihnen schloß, wies Hodge die Packjungen an, wieder an ihre Arbeit zu gehen. Er selber kehrte zu seiner Konferenz mit dem verwitterten Mr. Ingram zurück. Pocket setzte sich von neuem an den Ofen und griff nach der Zeitung, aber er las nicht; verträumt starrte er vor sich hin, als sähe er noch immer Marnys sommersprossiges Gesicht.
    Marny war jedoch nicht mehr da. Die Sonne schien nicht mehr durchs Fenster. Jetzt war der Laden wieder glanzlos. Faul kramten die Jungen Waren aus den Kisten. Ein Bummelant kam von der Straße herein, kaufte eine Schachtel Streichhölzer und hockte sich an den Ofen, um zu rauchen. Kendra strich wieder durch den Lagerraum auf der Suche nach irgend etwas Brauchbarem. In einem Regal nahe der Hintertür, das so hoch war, daß sie es auf

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