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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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loszukommen.«
    »Aber warum wolltest du von mir loskommen?«
    »Weil ich nicht viel tauge, Kendra. Ich bin nicht gut genug für dich. Ich bin für keine gut genug. Wie oft muß ich das denn noch sagen?«
    »Liebst du mich?«
    »Wäre ich sonst davongelaufen?«
    »Wenn du mich liebst, warum bist du dann abgehauen?«
    »Mein Gott!« stöhnte Ted. »Jetzt fangen wir ja wieder von vorne an.«
    Sie standen sich im Salon gegenüber. Der Raum sah jetzt hübsch aus mit Evas hellen Teppichen und Vorhängen und einer Schale voller Klatschmohn auf dem Tisch. Eva und Mrs. Chase waren zum Comet House geritten. Im Hinterhof hängte Mrs. Riggs Wäsche auf. Ted trat an das Vorderfenster, starrte hinaus, drehte sich um und kam zurück.
    »Kendra, als ich damals die Lebensmittel brachte, hatte ich nichts anderes im Sinn als einen kleinen Flirt. Aber dann bin ich an diese Tür gekommen, und da warst du, und wir haben uns angesehen. Es war, als ob der Blitz eingeschlagen hätte. Erinnerst du dich?«
    »Ja«, sagte Kendra. »Ich erinnere mich.«
    »Ich hätte damals sofort gehen sollen – nach Los Angeles, zurück nach Honolulu, egal wohin.«
    »Warum hast du es nicht getan?«
    »Wie hätte ich denn wissen können, was geschieht?« fragte er heftig. »Ich dachte, ich wüßte so ungefähr alles über Männer und Frauen. Ich habe immer gelacht, wenn ich von Männern hörte, die vor lauter Liebe fast den Verstand verloren. Ich habe nicht gewußt, daß es einen so erwischen kann.«
    »Ich habe es auch nicht gewußt«, entgegnete Kendra. »Aber nun hat es uns erwischt – dich und mich. Ach, Ted, wo bist du denn bloß gewesen?«
    »Im Goldland«, sagte er knapp.
    »Im Gold …« Kendra verschlug es die Sprache. »Warum hast du mir nicht gesagt, daß du dorthin gehen wolltest?«
    »Das wußte ich ja selber nicht. Ich habe nur eines gewollt: von hier verschwinden, bevor ich noch mehr Schaden anrichte. Ich wäre mit jedem Schiff gefahren, ganz gleich, wohin. An dem Tag ist aber nur Sutters Schiff gesegelt. Ich bin bis zum Fort mitgefahren. Dann habe ich die Männer gesehen, die Gold vom Sägewerk hatten …«
    »Dann ist es also doch wahr, Ted? Es gibt wirklich einen Goldfluß?«
    Ted nickte. Sein Gesicht hellte sich ein wenig auf. Als er wieder sprach, klang seine Stimme ehrfürchtig:
    »Kendra, es ist wahr. Nicht nur ein Fluß, sondern viele. Niemand weiß, wieviel Gold dort verborgen liegt. Die Sandbänke sind vom Gold gefleckt, die Felsspalten von Goldadern durchzogen. Sieh mal.«
    Er trug seine Lederjacke, die jetzt fadenscheinig und beschmutzt war. Er holte aus einer Tasche ein kleines Wildledersäckchen hervor, in dem früher Tabak gewesen war. Nachdem er die Schnur gelöst hatte, schüttete er ein Häufchen gelber Körner auf den Tisch. »Goldstaub«, erklärte er.
    Kendra spielte mit den Fingern in den Körnern. Sie nahm ein Quentchen und rieb es zwischen Daumen und Zeigefingerspitze. Als Pocket mit seinem Gold im Laden aufgekreuzt war, hatte Kendra keinerlei Interesse gezeigt. Doch jetzt geschah etwas Merkwürdiges in ihr: Eine Unruhe, die schmerzhaft und doch freudig war, rann wie ein Prickeln durch ihren Körper. Sie glaubte sogar, ihre Beine gäben nach und ein Stich träfe sie im Nacken. Auch ihre Stimme klang ehrfürchtig, als sie nun fragte:
    »Und dort ist wirklich soviel Gold? Du weißt das ganz bestimmt?«
    Ted nickte langsam. Kendra fühlte sich mit ihm so vertraut wie bei ihrer ersten Begegnung. Mit leiser Verschwörerstimme flüsterte Ted:
    »Kendra, in einer Schlucht, die Shiny Gulch genannt wird, habe ich schon beinahe neun Kilogramm Gold gefunden. Das meiste habe ich bei Mr. Chase hinterlegt. Mit einem Teil davon kann ich meine Ausrüstung bezahlen. Den Rest hebt er für mich auf. Aber dort oben ist noch viel mehr, viel, viel mehr. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«
    Kendra nahm ein anderes Goldkörnchen. Sie legte es in eine ihrer Handflächen und betrachtete diese glitzernde Verheißung. Sie dachte: Ich bin es satt, niemandes Kind zu sein. Jetzt kann ich es ihnen zeigen: Alex, meiner Mutter, all diesen Tanten und Onkeln, die meinen Vater für die Schande der Familie halten. Sie werden stolz sein, mich zu kennen, wenn ich zurückkehre. Ich werde eine Kutsche mit zwei Rappen haben. Ich werde einen Mantel samt Muff und Opalschmuck haben. Ich werde Ted haben, der klug, hübsch, erfahren und charmant ist. Ich werde alles haben …
    Sie sah auf. Schwer atmend fragte sie:
    »Wer ist sonst noch dort oben in Shiny

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