Alles Gold Der Erde
wirklich ein echtes Abenteuer zu werden.
Wie merkwürdig, daß sie selber gar nicht den Wunsch gehabt hatte, nach Kalifornien zu reisen!
Am Tag darauf kam Loren zu Besuch. Er beglückwünschte Ted, den er nicht kannte, und überreichte Kendra ein Körbchen mit Walderdbeeren. Heute war er wie ein Geschäftsmann gekleidet, wodurch er ganz anders wirkte als in Marineuniform, aber er hatte noch immer die geröteten Wangen und war so herzlich wie früher. Er berichtete, daß er in Monterey einen Freund besucht habe, der ihm eine Empfehlung für eine Handelsgesellschaft in San Francisco gegeben hatte. Dort wollte er eine Zeitlang arbeiten und sich erst später entschließen, ob er in San Francisco bleiben oder einen Posten auf einem Schiff suchen würde, das ihn nach Hause bringen konnte. Da er keine abenteuerliche Natur war, interessierte er sich nicht für goldene Berge.
Ted wußte, daß Kendra gern erfahren wollte, was Loren ihr über Marny erzählen konnte. Deshalb ging er ins Haus, um seine Vorratsliste zu überprüfen, und ließ die beiden auf der Veranda allein. In der Bucht sahen sie die Cynthia vor Anker liegen. Kendra fragte, wie Marny auf das Schiff gekommen sei.
Loren lehnte sich bequem in einem von Evas Schaukelstühlen zurück, lächelte und erwiderte:
»Wie jeder andere Passagier auch.«
Kendra runzelte die Stirn. »Dann hat sie also Honolulu nicht heimlich verlassen?«
Loren schüttelte lachend den Kopf. »Niemand kann sich in Honolulu an Bord eines Schiffes schmuggeln.« Dann erklärte er ihr, daß Honolulu – auf halbem Wege zwischen Asien und Nordamerika gelegen – das bedeutendste Handelszentrum des Pazifiks sei. Ständig kamen und gingen die Leute. Doch dank dieser günstigen Lage war Honolulu auch das lockende Ziel vieler Herumtreiber, die einwanderten und bald wieder auswanderten, wobei sie häufig Schulden hinterließen. Um diesem Treiben ein Ende zu machen, hatte die Regierung von Hawaii ein Gesetz verabschiedet, wonach jeder, der Honolulu verlassen wollte, einer Ausreisegenehmigung bedurfte. Kapitäne, die einen Passagier ohne diese Erlaubnis an Bord nahmen, sahen sich ernsten Maßnahmen ausgesetzt, falls sie jemals wieder nach Honolulu kamen. Wenn jemand um eine Ausreisegenehmigung nachsuchte, wurde das bekanntgegeben. Auf diese Weise konnten Gläubiger das Paßbüro benachrichtigen, und die Genehmigung wurde verweigert, bis der Schuldner seine Angelegenheiten in Ordnung gebracht hatte.
Kurz vor Ankunft der Cynthia waren Marnys Partner zur Sondierung des Terrains nach Kalifornien abgereist. Marny blieb zurück, um die Spielräume zu schließen. Dann hatte auch sie eine Ausreisegenehmigung beantragt und erhalten. Als sie in den Zeitungen las, daß die Cynthia im Hafen lag und für die Rückreise nach San Francisco Passagiere an Bord nahm, hatte sie eine Einzelkabine gebucht.
Dies hatte sie allerdings nicht selber getan. Ein gewisser Galloway, ein seit Jahren in Honolulu lebender Geschäftsmann, plante zusammen mit seiner Frau eine Reise nach San Francisco. Da Marny noch eine Menge zu erledigen hatte, bat sie ihn, auch für sie ein Ticket zu kaufen. Mr. Galloway hatte allen Grund, Marny dankbar zu sein. Einst, als er Vingt-et-un gespielt, hatte sie beobachtet, daß der Bankhalter gezinkte Karten benutzte. Den Spielern war dies nicht aufgefallen; sie hätten weiterhin verloren, wenn nicht Marny sogleich das Spiel unterbrochen und das verlorene Geld zurückgegeben hätte. Der Falschspieler war von zwei kräftigen Angestellten ins Freie befördert worden, die als Schwarzbärte bekannt waren. Eingedenk dieses Vorfalls war Mr. Galloway froh, nun seinerseits Marny einen Gefallen zu tun. Seine Frau war zu jung und hübsch, um eifersüchtig zu sein, und er kannte Captain Pollock und dessen Skrupel nicht.
Mr. Galloway also war zu Loren gekommen und hatte erklärt, er würde gern eine der Kabinen für sich und seine Frau buchen und eine zweite für eine Freundin. Er legte die Ausreisegenehmigungen vor, an denen nichts auszusetzen war. In Marnys Papieren stand jedoch ihr richtiger Name: Miß Marcia Roxane Randolph aus Philadelphia. Natürlich kam es Loren nicht in den Sinn, daß dies die rothaarige Verführerin des Spielsalons sein könnte.
Ebensowenig kam dies Captain Pollock in den Sinn. Loren nannte ihm die Namen von Mr. und Mrs. Galloway und ihrer Freundin Miß Randolph, und der Kapitän stimmte zu. Er wußte, daß Galloway ein angesehener Kaufmann war. Miß Randolph kannte er zwar nicht;
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