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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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wie immer. »Gene, erzähl doch mal den Damen, was du gerade mir erzählt hast.«
    Gene erklärte es ihnen. Sie wußten, daß der Partner von Smith, der Mormonenführer Brannan, San Francisco vor einigen Wochen verlassen hatte. Er hatte gesagt, er müsse in Geschäften nach Sutters Fort. Nun, seine Geschäfte bestanden darin, daß er Gerüchte über die Goldfunde gehört hatte und herausfinden wollte, ob etwas Wahres daran sei. Das war es in der Tat. Also hetzte Brannan durch das Land und kaufte alles nur mögliche auf, was für Männer in den Bergen von Nutzen sein konnte. Als das Lagerhaus so voll war, daß es kaum noch einen weiteren Sack Bohnen fassen konnte, war er wieder nach San Francisco geeilt. Auf diesem Wege befand er sich eben jetzt. Er wollte die Nachricht über das Gold so laut und nachdrücklich in der Stadt verbreiten, daß jedermann sie verstand und jedermann beeindruckt würde. Und dann würden die Leute in die Berge strömen.
    Und hier, just am Eingang zum Goldland, fanden sie seine Handelsniederlassung, wo sie alles Notwendige kaufen konnten. Sam Brannan wußte, daß man nicht unbedingt in der Erde nach Gold zu wühlen brauchte, um ein reicher Mann zu werden.
    Sie lauschten amüsiert und bewundernd, Marny fragte Pocket, was er nun zu unternehmen gedenke.
    »Wollen Sie wieder Ihren alten Job annehmen, oder gehen Sie mit uns?«
    »Ich gehe mit Ihnen, Miß Marny«, erwiderte er. »Wir sind gerade zur rechten Zeit aufgebrochen.«
    Kendra wandte sich an Gene Spencer. »Und Sie? Kommen Sie denn nicht auch mit in die Berge?«
    »O doch, Mrs. Parks, später, sobald Mr. Brannan wieder da ist. Im Moment« – er lachte freimütig –, »im Moment werde ich ganz gut dafür bezahlt, wenn ich bleibe, wo ich bin. Das Geschäft blüht.«
    Dann warf er einen Blick auf Kendra und Marny und fragte Pocket:
    »Soll ich es Ihnen zeigen, Pocket?«
    Pocket krauste die Stirn, zwickte sich in die Nase und meinte endlich:
    »Na ja, es ist zwar nicht sehr sittsam, aber sie sind ja willensstarke Damen.«
    Gene ging in die Knie und schloß ein Safe auf, das hinter der Theke stand. Er griff hinein und holte einen irdenen Nachttopf heraus. Es war ein komischer Topf mit Deckel, auf den rote Rosen gemalt waren. Mit beiden Händen stellte Gene diesen Topf auf die Theke und nahm den Deckel ab. Der Topf war bis zur Hälfte mit Gold gefüllt.
    »Wir haben nichts anders zum Unterbringen«, entschuldigte sich Gene.
    Aber Kendra und Marny schnappten nach Luft – nicht wegen des Nachttopfes, sondern wegen des Goldes. Mit scheuer Stimme fragte Marny:
    »Mr. Spencer, dieses ganze Gold da … darf ich es mal anfassen?«
    »Gewiß, Ma'am«, versetzte Gene mit einem glucksenden Lachen.
    Beide nahmen das Gold in ihre Hände. Es waren Körner, Flocken, birnenförmige Nuggets und längliche Stückchen, die wie Melonenkerne aussahen. Das Gold war kalt und schwer, es klang hell gegen den Rand des Topfes, es rann glitzernd zwischen ihren Fingern hindurch.
    Kendra empfand das gleiche Prickeln wie damals, als Ted ihr das Säckchen gezeigt hatte. Sie konnte beinahe schon ihren Pelzmantel und den Muff samt dem Opalschmuck sehen; sie spürte förmlich schon den Respekt ihrer Tanten und Onkel, die ihren Vater für die Schande der Familie hielten …
    Sie blickte Marny über dem Nachttopf an. Beide lächelten zögernd, Kendra fragte sich, ob wohl auch Marny an den Tag denken mochte, da sie wieder heimkehrte – mit einem Sack voller Gold als Gepäck.

15
    Es war eine langwierige und schwere Arbeit, die Wagen über den Strom zu transportieren, und als sie endlich fertig waren, ächzten die Männer. Sie sprangen ins Wasser, um den Schweiß abzuspülen, danach verschlangen sie das Rindfleisch, und bei Anbruch der Nacht lagen alle in tiefem Schlaf – nur Pocket nicht, der nach einem Mädchen Ausschau halten wollte, das er im Smith'schen Laden kennengelernt hatte.
    Ning weckte sie beizeiten.
    »Heute müssen wir bis Mormon Island kommen«, verkündete er. »Steht also auf.«
    Sie murrten, gehorchten jedoch. Sie waren noch nicht weit gekommen, als sie begriffen, weshalb Ning sie so früh auf die Beine gebracht hatte: Der Aufstieg im rauhen steinigen Gelände wurde mit jeder Stunde mühsamer.
    Als die Sonne sank, gelangten sie zu einem Punkt, wo der American River eine Krümmung machte und ein großes Stück Land in Form eines Tennisschlägers umschloß. Es war keine wirkliche Insel, sah indessen bei Hochwasser so aus, weil der Fluß dann den Griff des

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