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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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nicht leicht, ins Innere zu gelangen, wenn Sutter den Gast für einen unerbetenen Besucher hielt: Auf der Außenmauer waren Geschütze postiert, deren Rohre in alle Richtungen wiesen, und das Tor selbst war so schwer, daß es mehrerer Männer bedurfte, um es zu öffnen und zu schließen. An zwei Ecken erhoben sich zudem noch Wachtürme, von denen aus jedermann zu sehen war, der sich dem Fort näherte, sei es zu Lande, sei es per Boot.
    Pocket flüsterte den Frauen zu:
    »Unter dem einen dieser Wachtürme befindet sich ein Verlies, in das Sutter jeden einsperrt, der sich schlecht aufführt. Dieses Verlies ist dunkel und feucht, am schlimmsten aber sind die zahllosen Fliegen! Nach ein paar Stunden schreit auch der zäheste Missetäter, wenn man ihn nur freiließe, werde er sich für den Rest seines Lebens anständig benehmen.«
    Innerhalb der Ummauerung gab es einen Brunnen und Lagerhäuser; ferner stand hier ein großes zweistöckiges Gebäude: Sutters Hauptquartier, wo er seine Gäste empfing und seine Befehle erteilte.
    Jenseits der Mauern dehnte sich Sutters Reich aus. Die Luft roch nach Menschen, Tieren und Schnaps. Männer schrien, und Vieh brüllte. Hammerschläge dröhnten, und Wagenräder knirschten. Ab und zu fiel ein Schuß, wenn einer seine neue Waffe ausprobierte. Hier wuchs eine ganze Stadt aus dem Boden mit Handelsniederlassungen und Wohnungen, vor denen Kinder herumtollten und Frauen Wäsche aufhängten oder im Freien kochten. Weiter weg, wo sich das Land im Schatten der Berge verlor, erblickten sie Sutters Weizenfelder. Dort arbeiteten die Abs unter der Aufsicht einer berittenen Truppe ihrer Stammeshäuptlinge. Diese Häuptlinge hatten die Feldarbeiter herbeigeschafft und sorgten nun dafür, daß sie nicht wieder davonliefen. Zur Belohnung erhielten sie vielfarbene Uniformen und wurden Capitanos genannt; Essen und Squaws bekamen sie im Überfluß. Sutter, so erzählte Pocket, hatte seine Abs fester an der Kandare als jeder andere Grundbesitzer in Kalifornien.
    Nachdem sie sich mit Sutter abgesprochen hatten, führte Pocket sie zu einem Lagerplatz in der Nähe des American River. Während Kendra Feuer machte, schleppte Pocket Wasser heran und ging dann zu Sutters Lagerhäusern, um Hafer für die Pferde und Gemüse für Kendra zu kaufen. Er gab genügend Geld aus, so daß sie sich nun als wirklich willkommene Gäste betrachten durften. Danach ließ er einen der Schwarzbärte zur Bewachung der Pferde und des kochenden Wassers zurück, steckte sich noch ein paar neue Taschentücher ein und nahm die Frauen mit zum Laden der Herren Smith und Brannan, wo er bisher gearbeitet hatte. Dort stellte er ihnen seinen Freund Gene Spencer vor, einen Mormonen, der ihn vertrat. Marny und Kendra spazierten durch den Laden, während Gene sich daran machte, Pocket von den Vorfällen zu erzählen, die sich in seiner Abwesenheit zugetragen hatten.
    Der Laden glich dem von Chase & Fenway, allerdings war die Auswahl größer. Die Regale waren gerammelt voll, und es standen so viele Fässer und Kisten auf dem Boden, daß man kaum einen Schritt tun konnte. Kendra und Marny kämpften sich zum Lagerraum durch. Dort blieben sie stehen und machten große Augen, denn dieser Raum war voller als voll, wenn man sich so ausdrücken wollte: Von der Decke hingen die Waren herab, die Regale vermochten die aufgestapelten Mengen kaum noch zu tragen, kein Fußbreit blieb ungenützt. Es war so gut wie alles hier zu haben: Schinken, Rindfleisch, Tabak, Mehl, Whisky, Salzfleisch, Eingepökeltes, Kaffee, Maismehl, Speck und Bohnen, aber auch Töpfe, Pfannen, Holzschalen, Hornlöffel, Spitzhacken, Schaufeln, Stemmeisen, Messer, Zündhölzer sowie Stiefel, Hemden, Hosen, Sättel, Decken und Revolver.
    Als sie wieder in den Vorderraum traten, brach Spencer seine Unterhaltung mit Pocket ab und lächelte die Frauen an, als wisse er schon, was sie sagen würden.
    »Wer, um alles in der Welt, soll denn diese Sachen kaufen?« rief Kendra aus.
    Gene kicherte. Er war ein liebenswürdiger junger Mann, der intelligenter wirkte als die meisten andern in Sutters Fort. »Die Leute aus San Francisco, die Gold suchen, Mrs. Parks«, antwortete er.
    »Glauben Sie wirklich, daß so viele kommen werden?« wandte Kendra ein. »Wir kommen gerade von dort. Die Leute reden zwar über das Gold, aber kaum jemand hält die Funde für bedeutsam.«
    Spencer lächelte weise. »Nur gemach! Sie werden sich bald einfinden.«
    »Ich glaube, er hat recht, Ma'am«, sagte Pocket sanft

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