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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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im Wasser von größeren Felsen flußaufwärts abgebrochen sind. Wenn Flut ist, bringt der Fluß sie zu Tal. In ruhigen Zeiten sinken sie in das Flußbett. Scheint es denn nicht vernünftig, daß diese Goldstückchen hier im Wasser auf dieselbe Art von einem großen Goldklumpen droben im Gebirge abgebrochen sind?«
    Jemand pfiff.
    »Ich sage euch, Jungs, in den meisten Bergen ist das Gold noch so, wie es der Herrgott erschaffen hat. Dort oben ist nie eines Menschen Fuß gegangen. Aber über kurz oder lang wird jemand diese Gegend in Augenschein nehmen. Jemand wird ihn finden – den großen Klumpen.«
    Vier oder fünf Männer begannen gleichzeitig zu reden. Delbert sagte nichts. Die andern waren so emsig dabei, ihre Meinungen auszutauschen, daß keiner auf ihn achtete. Kendra allerdings schwieg. Sie beobachtete Delbert.
    In sein Gesicht kam ein Ausdruck, der an ein hungriges Tier denken ließ. Er befeuchtete seine Lippen. Seine Augen wurden schmal. Er lauschte. Es war das erstemal, daß Kendra ihn aus seiner steinernen Ruhe erwachen sah. Diese Verwandlung machte ihn nicht angenehm. Sie machte ihn abstoßend. Die andern Männer redeten immer noch. Sie fragten sich, ob dergleichen denn möglich sei: Gab es ihn tatsächlich, diesen ganz großen Klumpen Gold, die Quelle dieser vielen Rinnsale, den Schoß, dem die ganze Pracht entstammte? Einer äußerte Zweifel. Andere meinten, es könne durchaus wahrscheinlich sein.
    Nach einer Weile hatte auch Pocket etwas zu sagen. Seine Stimme übertönte plötzlich den Tumult: »Angenommen, es gibt ihn, und einer findet ihn – es würde sich nicht mehr lohnen.«
    »Was?!«
    Die Männer waren schockiert. Pocket nippte an seinem Tee. Dann setzte er ihnen seine Ansicht auseinander:
    »Gold und Diamanten und solches Zeug sind ja nur deswegen so wertvoll, weil es nicht allzuviel davon gibt. Wenn irgendwelche Leute diesen großen Klumpen finden und das Gold tonnenweise herabschleppen, würde ein Goldbarren sehr schnell nicht mehr wert sein als ein Kupfercent.«
    Wiederum entstanden Diskussionen. Jeder hatte etwas beizutragen und sagte es mit vielen Worten. Alle – nur Delbert nicht. Eine Zeitlang hörte er noch zu, dann sprach er, aber er sprach langsam und leise, als spreche er mit sich selbst: »Und gesetzt den Fall, ein Mann findet das Gold und hält seinen Mund?«
    Die andern, die allesamt schwätzten, schienen ihn nicht verstanden zu haben. Kendra freilich hatte ihn verstanden, und seine Worte jagten ihr einen Schauer über die Haut. Sie dachte: Ein Mann, der einen Goldberg entdeckte und dieses Geheimnis für sich behielt; ein Mann, der das Gold nur so scheffeln konnte, wann immer es ihm beliebt, und der als einziger Mensch der Welt wußte, wo das Gold lag …
    Delbert redete nichts weiter sonst. Er blieb nachdenklich stehen. Aber Kendra sagte sich die Worte, von denen sie sicher war, daß auch er sie im Sinn hatte:
    Der Mann, der den großen Klumpen besitzt, er könnte der Herrscher der Welt sein.

19
    Ted hatte nichts von dem Gespräch mitbekommen. »Absurd«, meinte er, als Kendra ihm davon erzählte. »Doch egal. Kriegen wir denn hier nicht genug?«
    Dieser Meinung war auch Kendra. Ihr Schüttler hatte am ersten Tag fast neunhundert Gramm Gold ausgewaschen. Am Tag darauf fanden sie ein gutes Kilo und am dritten Tag beinahe anderthalb Kilogramm. Am 1. Juni besaßen die vier Partner etwa vierzehn Kilo Gold – und der ganze Sommer lag noch vor ihnen!
    »Wir können bald nach jenen fernen Zonen reisen«, rief Ted aus. »Wirklich bald, Kendra. Würdest du gern China kennenlernen? Oder eine richtige Südseeinsel, wo die Mädchen Kleider aus Gras anhaben und am Strand herumtanzen?«
    Kendra dachte an ihre Kutsche mit den beiden Rappen, an ihren Mantel samt Muff und Opalschmuck. »Wir könnten aber auch zurück nach den Vereinigten Staaten gehen«, schlug sie vor. »Nach Baltimore oder New York.«
    »O nein, um Himmels willen nicht!« protestierte Ted. »Ich hasse New York.«
    »Warum denn, Ted? Willst du nie wieder dorthin?«
    Ted lachte leise, als wollte er sich entschuldigen. »Aber Liebling, wir waren doch beide schon da. Würdest du nicht lieber mal was anderes sehen?«
    Auch Kendra lachte nun. Es war herrlich wie ein Märchentraum. Shiny Gulch war, was man ein Placer nannte. Dieses spanische Wort bedeutete Vergnügen, Entzücken, und jetzt gebrauchten es die Männer für jeden Ort, wo sie Gold fanden, das darauf wartete, aufgelesen zu werden. Kendra war zumute, als lebte

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