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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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stehen. Der wachhabende Schwarzbart meldete ihre Ankunft und nahm Delberts Platz am Faro-Tisch ein, während Delbert zur Tür schritt und die Damen bat, doch näher zu treten und als seine Gäste ein Glas Sherry zu trinken. Kichernd wie junge Mädchen kamen sie herein und hatten bald ihren Spaß. Auch Ted brachte Kendra eine Tasse Sherry, und zwar im Auftrag von Delbert. Gemeinsam schlürften sie ihren Sherry, und so wurde – trotz Mrs. Posey – der Calico-Palast mit dem Siegel der Ehrbarkeit versehen.
    Hester und Sue gingen nach einigen Minuten wieder; sie mußten nach ihren Kindern sehen. Pocket fragte Kendra, ob sie sich nicht ein wenig im Zelt umsehen wollten. Ted berichtete Gibson, wie sie ihren Schüttler fabriziert hatten. Kendra schlenderte mit Pocket durch den ›Palast‹.
    Von außen wirkte das Zelt grau, aber Marny hatte große Anstrengungen unternommen, um das Innere möglichst strahlend zu machen. Auf die Bar und die Spieltische hatte sie eine Menge Kerzen gestellt. Die Tür war mit rotem Kattun verkleidet. Auf die Zeltbahnen zu beiden Seiten der Bar hatte sie Bilder aus Modemagazinen geklebt. Allerdings waren diese Moden schon längst aus der Mode gekommen, denn Marny hatte sie aus alten Magazinen gerissen, die in den Vereinigten Staaten von Packern in Kisten gestopft worden waren, um Leerraum zu füllen. Die Bilder zeigten indessen hübsche Frauen, und Marny's Kunden waren nun einmal Männer.
    Tabakrauch schwebte in blauen Kringeln durch die Luft, und alle Welt schien guter Laune zu sein. Die Männer lächelten breit, wenn sie Kendra Platz machten; sie verbeugten sich und fragten nach ihrem Befinden. Als sie den Calico-Palast inspiziert hatten, faßte Kendra Freund Pocket am Ellbogen, der sich nur allzugern an Marnys Tisch nahe beim Eingang führen ließ. Jeder Eintretende mußte zunächst Marny sehen. Sie lockte die Kunden an. Kendra und Pocket blieben bei ihr stehen. Marny schaute nicht auf. Wenn Marny Karten spielte, existierte nichts sonst auf Erden für sie.
    Inmitten des Rauchs und der vielen Lichter war Marny geradezu aufreizend elegant. Ihr Kleid bestand aus schlichtem dunklem Baumwollstoff; es konnte immer wieder in einem Bach gewaschen werden. Doch war es gerade diese Schlichtheit, die ihre blendende Figur betonte, ihre weiße Haut, ihr glänzendes Haar und ihre Sommersprossen. Ihre Blicke schossen zwischen Karten und Spielern hin und her. Es waren die Augen einer schmucken Katze. Kendra fiel auf, daß Marny überhaupt einer Katze glich. Sie besaß die gelassene Selbstsicherheit einer Katze. Wie eine Katze war sie scharf auf schöne Dinge, vermochte aber auch sehr gut ohne sie auszukommen. Sie bewegte sich mit der samtenen Stille einer Katze. Und wie eine Katze liebte sie sich selber am meisten.
    Noch ein paar Männer traten an den Tisch, und Kendra flüsterte Pocket zu, es wäre wohl besser, wenn sie ihnen Platz machten. Sie ging zur Bar. Pocket ließ sich einen Tee geben. Sechs Männer standen an der Theke, unter ihnen Delbert, der sich ein wenig ausruhte; der diensttuende Schwarzbart vertrat ihn am Faro-Tisch. Aber Delbert beachtete die andern gar nicht, wenngleich seine Hand auf dem Pistolenhalfter am Gürtel lag. Seine Aufmerksamkeit galt ausschließlich einem Mann, der mit voller Lautstärke sprach.
    Er hieß Ellet und war erst kürzlich von einem Lager weiter oben am Fluß herabgekommen. Ellet war ein großer haariger Bursche mit scharfen kleinen Augen und gewaltigen schmutzigen Händen. Seine Mähne fiel ihm auf die Schultern, sein langer zottiger Bart bedeckte seine Brust und reichte fast bis zu den Hüften. Er trug eine Wildlederhose, ein rotes Flanellhemd und eine kurze ärmellose Lederjacke. Er sprach mit dröhnender Stimme, wobei er seine Worte unterstrich, indem er seine rechte Faust in die Fläche seiner Linken klatschte. Alle an der Bar hörten ihm zu. Selbst Pocket lauschte. Kendra rutschte auf ihrem Bottich näher.
    Ellet sprach über den ›großen Klumpen‹.
    »Jawohl, Jungs, so ist es: Wir finden das Gold in den Flüssen oder in den Felsen und im Dreck an den Ufern. Wir wissen, daß das Gold vom Wasser herabgetragen wird. Aber« – er machte eine wirkungsvolle Pause –, »aber woher kommt es?«
    Die Männer murmelten durcheinander. Ellet fuhr fort:
    »Jungs, von irgendwoher muß es ja schließlich kommen. Oder etwa nicht?« Seine Zuhörer sahen sich gegenseitig an. Ja, so mußte es wohl sein.
    »Hört zu«, sprach Ellet, »wir wissen, daß die Steine und Kiesel

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