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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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sie auf einer Zauberinsel, wo Vergangenheit und Zukunft nichts galten, wo man weder an das eine noch an das andere denken mußte.
    Sie waren froh, noch rechtzeitig Shiny Gulch erreicht zu haben, denn sie hatten mit ihrer Arbeit begonnen, ehe der eigentliche Ansturm einsetzte. Während des Monats Mai waren ständig neue Leute ins Lager gekommen. Einige blieben, manche zogen weiter nach noch unentdeckten Placers. Dann jedoch schien das kleine Lager fast überzuquellen. Aus San Francisco strömten – zwanzig oder dreißig Mann auf einmal – lebhafte und laute Scharen herbei, und alle waren sie gierig auf Gold.
    An einem Junitag saß Kendra neben ihrem Feuer im Gras und dachte darüber nach, daß es besser gewesen wäre, wenn jemand im Fort neue Vorräte geholt hätte, denn bald würde sie nichts mehr zum Kochen haben. Die schwere Arbeit an der frischen Luft machte den Männern starken Appetit, und sie aßen ihre Vorräte doppelt so schnell auf, wie sie angenommen hatte. Kendra beschloß, einen Salat aus Löwenzahnblättern für den Abend zu bereiten. Der Löwenzahn in Shiny Gulch war anders als der, den sie kannte: Diese Blumen hier glichen flaumigen Scheiben in der Größe eines Silberdollars, und die kleinen Blätter schmeckten köstlich. Kendra wollte unter keinen Umständen, daß sie und ihre Freunde aus Mangel an Pflanzennahrung Skorbut bekämen. Sie hatte zwar noch niemanden gekannt, der unter Skorbut gelitten hätte, aber man hatte ihr erzählt, daß dies eine schreckliche Krankheit sei. Sie machte sich gerade daran, Blätter zu sammeln, als sie eine Stimme schreien hörte:
    »Miß Logan! – Ach, ich meine: Mrs. Parks!«
    Foxy, der Packjunge von Chase & Fenway, kam auf sie zugerannt. Es überraschte Kendra beinahe, daß er sie erkannt hatte, denn ihr Gesicht war gebräunt, und statt der Stadtkleidung trug sie jetzt ein Kleid aus schwerer dunkler Baumwolle sowie einen Sonnenhut, den sie zurückgeschoben hatte. Aber Foxy hatte sie dennoch erkannt, und er freute sich, ihr zu begegnen. Mit einem Grinsen, das sein ganzes Gesicht überstrahlte, ergriff er ihre Hand und schüttelte sie fest. Dann begann er zu berichten, genauso zungenfertig, wie er auch schon im Laden gewesen war.
    Er war bereits vor einigen Stunden in Shiny Gulch eingetroffen, und zwar mit einer Gesellschaft aus San Francisco. Während sie noch einen Platz suchten, wo sie ihr Lager aufschlagen konnten, hatte jemand ihm gesagt, daß sie und Ted hier seien.
    »Und diese rotköpfige Dame mit den Sommersprossen – ist das da drüben ihr Zelt?« Kendra berichtete ihm, daß der Calico-Palast so früh noch nicht geöffnet sei. Wahrscheinlich aber richte Marny schon die Tische und die Bar her.
    Foxy hatte ein kleines Geschenk mitgebracht. Er gab ihr eine Dose Kaffee, was Kendra entzückte, denn ihr eigener ging wie die übrigen Vorräte zur Neige. Dann ließ Foxy sie freimütig wissen, daß dieses Geschenk doch nicht ganz uneigennützig sei. Ihr Feuer brannte bereits – wenn er nun Miß Marny holte, könnte Mrs. Parks vielleicht eine Kanne Kaffee für sie alle drei kochen?
    Kendra stimmte zu, und Foxy begab sich auf die Suche nach Marny. Als er mit ihr ankam, füllte Kendra drei Tassen, und sie setzten sich unter einen Baum. Kendra erkundigte sich nach ihrer Mutter und ihrem Stiefvater. Foxy erzählte: »Der Oberst und seine Frau sind gesund. Vor kurzem erst sind sie im Laden gewesen. Freilich weiß ich nicht mehr genau, wann das war; jetzt passiert gar so viel. Hodge hat mit mir die Stadt verlassen, und auch die beiden anderen Packjungen, Bert und Al, sind mitgekommen. Hodge ist zum Sägewerk gegangen. Er wollte den Ort sehen, an dem das erste Gold gefunden worden ist. Ich glaube, der ist verrückt. Ich suche mir lieber einen Platz, wo noch nicht so viel gegraben worden ist. Vielleicht einen ganz neuen Placer.«
    »Wenn ihr immerzu nach neuen Placers grabt, werdet ihr noch das ganze Land von innen nach außen kehren, bevor der Sommer zu Ende ist«, meinte Kendra.
    Foxy schwieg und blickte sich um. Er lauschte dem Geräusch der Hacken und Siebe. »Na, ich werde mal eine Zeitlang hierbleiben, bis ich gelernt habe, wie die Dinge so laufen. Sieht ja aus, als wäre allerhand los.«
    Kendra bestätigte, daß hier allerhand los sei. Marny fragte nach den Herren Chase und Fenway.
    »Auch denen geht es ganz gut«, antwortete Foxy. »Allen Händlern geht es gut, weil sie Vorräte an die Männer verkaufen, die zu den Placers aufbrechen. Erinnern Sie sich noch

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